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*Ashton POV*

"Das dürften Lizzy und Luke sein. Vielleicht haben sie ja Neuigkeiten", meinte ich, als ich hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Michael und ich schauten uns kurz an und standen dann zögerlich auf und gingen nach unten. Ich hatte Angst vor dem, was sie uns vielleicht zu sagen hatten. Ängstlich gingen wir in den Flur. Wir hatten damit gerechnet, dass sie mit todernster und besorgter Miene, schweigend ihre Schuhe auszogen. Aber ihre Stille hatte einen anderen Ursprung. Ich hatte alles erwartet, nur nicht das.

Michael schaute mich amüsiert von der Seite an und auch ich musste grinsen. Ich hatte Luke schon ein paar Mal mit einem Mädchen gesehen. Meisten war das aber tief in der Nacht auf einer Party mit einem gewissem Alkoholpegel. Ich wusste, dass er keins dieser Mädchen jemals richtig mochte. Gefühlstechnisch würde ich Lizzy nicht in die Partykategorie einordnen. 


Lässig lehnte sich Michael neben mir an den Türrahmen. Ich blieb vorerst an der Stelle, an der ich stehen geblieben war, stehen. Irgendwann entschied ich mich, dass es für das Erste genug war. Also holte ich tief Luft und räusperte mich unüberhörbar. Verlegen drehten sie sich in unsere Richtung. Lizzy lief mal wieder rot an. Komischerweise erinnerte sie mich genau in diesem Moment an Alec. "Hey", murmelte meine Schwester verlegen und starrte auf ihr Füße.
"Wie geht's so?", fragte Michael höhnisch und überkreuzte dabei seine Arme.
Luke funkelte uns an. Wenn Blicke töten könnten, wären Ashton und ich bereits im Leichenschauhaus. "Ihr seid also jetzt-", Mike zeigte lässig mit seinem Finger von Luke zu Lizzy und wieder zurück. Die beiden nuschelten irgendwas Unverständliches und es war offensichtlich, dass ihnen diese Frage unangenehm war. 

"Bevor ihr das klärt, wie geht es Calum?", wollte ich wissen. Sichtlich erleichtert über den Themenwechsel atmete Lizzy tief aus und berichtete: "Er ist wach geworden, konnte aber kaum reden. Wahrscheinlich ist seine Hals ganz schön mitgenommen. Wir haben kurz geredet, dann hat er wieder angefangen zu husten, ich hab einen Arzt geholt und seine Familie ist gekommen. Wir sind dann gegangen."

"Es geht ihm glaube soweit gut. Der Arzt hatte sowas angedeutet", vervollständigte Luke den Bericht. Mir fiel ein Stein vom Herzen. In meinen Gedanken musste ich schon Calum's Grabrede halten. Schnell verwarf ich die Gedanken, zog Michael am Arm und murmelte, absichtlich laut genug: "Lassen wir die beiden Süßen mal alleine."

Grinsend folgte er mir ins Wohnzimmer

* Luke POV *

Verlegen schaute ich den Boden an. Wie fängt man so ein Gespräch an? 
"Komm mit. Wir gehen in mein Zimmer", brach Lizzy das Schweigen. Mit wackeligen Beinen folgte ich ihr die Treppen nach oben. Plötzlich fühlten sich meine Beine zu lang, mein Oberkörper zu kurz und meine Muskeln zu schwach an. Ihr Zimmer war noch genauso wie wir es vorhin verlassen hatten. Klar, sie war ja auch nicht wieder hier gewesen.
Zielstrebig steuerte sie ihr Bett an, setzte sich an den Rand und klopfte auffordern auf den Platz neben sich.
"Komm schon", grinste sie. Erleichtert ließ ich mich auf Ihr Bett fallen und sofort legte sie ihren Kopf auf meine Schulter und blieb ganz still.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Meine Kehle war ganz trocken. Wieso mutiere ich immer zu so einem hilflosen Schrank, wenn sie in der Nähe ist? 

Sie. 

Lizzy legte kein großen Wert darauf wie sie aussah. Sie ging in alten abgetragenen Pullovern und ungekämmten Haaren mit uns aus dem Haus. Sie ging mit uns an den Strand. Sie war immer bereit Zeit mit uns, mit mir, zu verbringen. Und wenn sie Klavier spielt...
Verträumt strich ich ihr über die Haare und starrte aus dem Fenster. Die Sterne zeichneten sich klar vom dunklem Himmel ab.

Die Stille, die zwischen uns herrschte, war angenehm. Jeder konnte seinen Gedanken nachhängen. Es reichte mir vollkommen aus, zu wissen das sie neben mir saß. Langsam wurden ihre Atemzüge regelmäßiger und sie schlief ein.
Vorsichtig platzierte ich ihren Kopf auf ihrem Kissen, hob ihre Beine auf das Bett und deckte sie zu. Danach flüsterte ich ihr gute Nacht ins Ohr, gab ihre eine sanften Kuss auf die Stirn und schloss die Tür hinter mir.

Gerade als ich mir meine Schuhe anziehen wollte, stellten sich meine Freunde vor mir auf. Ich hatte gehofft unbemerkt aus dem Haus verschwinden zu können. "Nicht so schnell mein Junge. So einfach kommst du hier nicht heraus", Ashton verschränkte fordernd seine Arme vor der Brust. Er sah mich auffordernd an.
"Aha", ich setzte mich auf die Treppe und schnürte meine Schuhe zu. Dabei versuchte ich die anderen nicht  anzuschauen. "Komm schon, wie war's?", wollte Michael wissen, erntet doch dafür einen heftigen Schlag von Ashton auf seinen Hinterkopf.
"Wir reden hier immer noch über meine Schwester. Ich möchte da keine wie wars Geschichten", erinnerte ihn Ashton. Ich lachte nur und schnappte mir meine Jacke.
"Für den Moment lass ich dich in Ruhe, aber du wirst reden", dramatisch hob Michael seine Hand und fuchtelte damit herum.
"Jaja", lachte ich und ging in die milde Abendluft. Mein Gedanken rasten. Was für ein Tag.



Pünktlich um halb sieben klingelte mein Wecker. Müde drehte ich mich auf die Seite. Fünf Minuten später klingelte mein Wecker erneut. Stöhnend stand ich auf, schlürfte ins Bad und zog mich an. An diesem Morgen war ich noch müder als sonst. Schließlich hatte ich fast die halbe Nacht kein Auge zubekommen. Die Sache mit Calum raste mir durch den Kopf und natürlich die Sache mit Lizzy. Immer wenn ich an sie dachte musste ich grinsen. Wie auf Kommando lächelte mich mein Spiegelbild an. Das Frühstück verbrachte ich in Gedanken versunken.
"Luke?", Ben, mein älterer Bruder, wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich wusste nicht, wie lange er das schon tat.
"Was?", schreckte ich hoch. Er und Jack, mein anderer älterer Bruder, tauschten nur belustigte Blicke. Die beiden nickten sich zu und zogen ihre Stühle dichter an meinen heran. Sie hielten mich zwischen ihnen fest. Jack legte seinen Arm um mich, Ben machte es ihm nach.
"Was los kleiner Bruder?", Ben betrachtete mich interessiert. 
"Nichts was dich etwas angehen würde", mit einiger Mühe befreite ich mich von den beiden und brachte meinen Teller zurück in die Küche. Meine Mutter stand an der Küchenzeile und schrieb eine Einkaufsliste. Sie lächelte mich an, doch ich ignorierte sie. 
"Ben meinst du nicht-", ich hörte die beiden aus dem Esszimmer reden, "-die Zeichen sind eindeutig." 
"Glaubst du wirklich?", antwortet Ben mit einer viel zu unnatürlichen Stimme.
"Abwesenheit. Sabbern. Gereiztheit und dann noch dieses furchtbare Grinsen-"
"-Lukey ist verliebt!"
Mit einem lautem Poltern hörte ich, wie sie Richtung Küche liefen. Instinktiv ergriff ich die Flucht. Bevor ich meine Sachen nahm, hörte ich noch wie meine Mutter leise lachte. Dann versuchte ich aus dem Haus zu fliehen. Doch mein Plan ging nicht auf.
Ben und Jack tauchten im Türrahmen auf bevor mir die Flucht gelang.
"Ignoriere sie!", befahl eine Stimme in meinem Kopf.
Aber das ist leichter gesagt als getan. In einem Haushalt voller Jungs gibt es eine klare Hierarchie. Als Jüngster stehst du da an unterster Stelle. Die beiden verschworen sich scheinbar gegen mich und versperrten den Durchgang. "Wer ist sie?", fragte Jack in einem fordernden Ton.
"Ignorieren!", die Stimme in meinem Kopf wurde eindringlicher.
"Kenne ich sie?-", Ben stupste mich an. "-Ist sie hübsch", Jack.
"Das geht euch nichts an", sagte ich und versuchte mich durch ihre Barriere zu kämpfen. "Jungs!", rief meine Mutter aus der Küche. 
"Wir finden schon heraus wer es ist. Grüß sie von uns Lukey", Ben ließ mich durch. "Oder ihn", rief Jack. Ich verdrehte die Augen. 
"Merk ich mir. Grüße von den größten Idioten der Welt", damit drehe ich mich um und lief zur Bushaltestelle.
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Hallo!
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
Wenn ja lasst es mich wissen, wenn nicht dann auch!

Bis bald,
Emma

Edit: 2020

New life, Australia // 5SOSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt