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Ein lauter Donner weckte mich. Genervt stöhnte ich und sah auf die Uhr. Es war gerade mal acht Uhr morgens. Acht Uhr morgens. An einem Samstag. Das zweite Mal innerhalb weniger Stunden, dass ich unfreiwillig geweckt wurde. Mir war klar, dass ich kein Auge mehr zumachen würde, weshalb ich mich aus meinem Bett quälte und ins Badezimmer humpelte. Müde stellte ich mich unter die warme Dusche, trocknete mich ab und rubbelte meine Haare trocken. Danach lief ich zurück in mein Zimmer und wühlte im Kleiderschrank nach gemütlichen Anziehsachen. In meiner Lieblingsjogginghose und einem Top ging ich nach unten in die Küche.

Ich machte mir mein morgendliches Müsli und setzte mich an den Tresen. Zwanzig neue Nachrichten, verkündete mein Handy.
Verwundert öffnete ich Whatsapp. Ich bekam nie besonders viele Nachrichten. Der Einzige, der mir regelmäßig schrieb war Lucas. Ich öffnete die App und tatsächlich stammten alle Nachrichten von meinem besten Freund, der scheinbar auch mein Einziger war. Alles was Lucas mir zu sagen hatte, hätte er mir auch in einer einzigen Nachricht schreiben können. Jeder Satz bekam seine eigene Zeile. 

 "Morgen", murmelte eine Stimme hinter mir. Ashton's Gesicht war kreidebleich, seine Augen rot. Obwohl er mir eigentlich leid tun sollte, begann ich zu lachen. 

"Guten Morgen", sagte ich extra eine Spur lauter als gewöhnlich. Ashton zuckte zusammen und hielt seine Ohren zu. "Ich kann mich an nichts erinnern.Oh nein. Wie bin ich-", begann er und setzte sich neben mich.
"Wenn du fragen willst, wie ihr es behutsam ins Bett geschafft habt? Ihr habt es einigermaßen unversehrt bis in den Flur geschafft. Beim letzten Stück habe ich euch geholfen", lachte ich.
Während ich erzählte, was sich in der vergangenen Nacht abgespielt hatte, vergrub er seinen Kopf in den Händen.
"Tut mir leid Lizzy", brachte er hervor. Plötzlich fiel mir seine Bemerkung von gestern Nacht ein. Er hatte mich gefragt, warum ich ihn nicht Ash nannte. Alle machten das. Alle seine Freunde nannten ihn so. Und er wollte, dass auch ich es tat. Hieß das, dass ich in den Kreis seiner Freunde aufgenommen war? "Das passt schon, Ash", sagte ich und stellte ihm ein Glas Wasser vor die Nase. Er sah mich dankbar an und lächelte ein wenig. Ich weiß nicht, ob es wegen des Glases oder wegen meiner Anrede war. Erinnerte er sich überhaupt? Vermutlich nicht, so voll wie die Vier waren. Als er das Wasserglas ausgetrunken hatte ging er ins Badezimmer um sich eine Aspirin zu holen. 

Kurz nachdem Ashton verschwunden war, tauchten die anderen Drei auf. Auch sie sahen wie kleine Häuflein voller Elend aus. "Hab ich irgendwas gesagt?", fragte Luke und lief rot an.
"Oh ja", murmelte ich und fügte hinzu: "Keine Sorge. Nicht nur du." Die Jungen vor mir wurden rot und guckten peinlich betreten weg. Ich lachte bei dem Anblick. "Lizzy, bitte. Nicht so laut", meinte Michael und sah mich leidend an. Ich lachte nur noch mehr und ohne es zu wollen imitierte ich ihn von gestern Nacht: "Michael! Michael", sagte ich und machte seine Stimme nach. Calum lachte laut auf, hörte aber sofort wieder damit auf. 

"Ich schlage vor, dass ihr mal wieder zurück ins Bett geht. Ein bisschen euren Rausch ausschlafen", die Jungen nickten und schlurften Richtung.

"Einer von euch kann in mein Zimmer, ich bin erstmal nicht da", sagte ich. Ich hatte beschlossen in die Stadt zu fahren, um mich dort ein wenig umzugucken. Die Jungs stimmten zu, sodass letztendlich Ashton in seinem, Calum auf seiner Couch und Michael und Luke in meinem Zimmer schliefen.

"Ich hole nur kurz meine Sachen", mit den Worten öffnete ich meine Zimmertür und nahm meine Sachen, bestehend aus Handy, Tasche, Portemonnaie und einer vernünftigen Hose mit nach draußen. Michael und Luke warteten, bis ich fertig war und fielen dann auf mein Bett. 

"Gute Nacht. Schlaft schön", grinste ich den Jungen zu und schloss die Tür hinter mir. Bei dem Gedanken daran, wer da gerade in meinem Bett lag wurde mir ganz warm. Oh Gott. 
Im Badezimmer zog ich mir schnell meine Jeans an und lief in den Flur.
Ich freute mich darauf, einen Tag für mich zu haben. Einfach ein bisschen durch eine fremde Innenstadt bummeln, meine Musik hören. Mit niemanden reden müssen. Der Bus hielt pünktlich an der Haltestelle. Mit viel Mühe entwirrte ich meine Kopfhörer und stöpselte sie in mein Handy.  Die Landschaft draußen verschwamm und ich hing meinen Gedanken nach. Fast wäre ich zu weit gefahren, doch noch gerade rechtzeitig hastete ich aus dem Bus.

New life, Australia // 5SOSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt