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-Jongyul-

„Das heißt, dass ich dich fragen wollte, ob du Freitagabend mit mir am See übernachten willst."

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Natürlich hatte ich eingewilligt. Wie konnte man bei so einem Angebot auch nicht zustimmen? Dadurch, dass es jetzt auch langsam wieder Sommer wurde, konnte man es sich auch erlauben, unter freiem Himmel zu schlafen.

Unvorbereitet wie wir waren, hatten wir natürlich nicht daran gedacht, ein Zelt mitzunehmen, weswegen wir nun wohl oder übel direkt auf der Wiese schlafen mussten. Ein Problem hatte ich damit aber nicht, das Gras war vom Tageslicht noch angenehm warm unter den Füßen.

Gerade wollte ich mich auf der großen Decke niederlassen, die Jaesung ausgebreitet hatte, als ich die Handtücher in seinen Händen erblickte.
„Was hast du damit denn jetzt vor?", fragte ich und zeigte auf den Stapel, den er mit sich herumtrug.

„Wir gehen schwimmen", meinte er nur und legte die Handtücher vorsichtig auf der Decke ab.

„Wir machen bitte was?!", fragte ich schockiert. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Er wollte um diese Uhrzeit noch schwimmen gehen?

„Wir gehen schwimmen", wiederholte er, „im See."

War ja klar, dass so eine behinderte Idee wieder von ihm kommen musste. Eigentlich war ich dafür bekannt, merkwürdige Ideen zu haben, aber wenn mich einer darin schlagen konnte, dann war er es. Was, wenn uns jemand sah? Würden Vorbeigehende die Polizei rufen, wenn sie nachts zwei Verrückte im See baden sahen?

War das überhaupt erlaubt? Andererseits war um diese Uhrzeit im Park nichts mehr los. Ich schaute mich um, doch erblickte keinen einzigen Menschen weit und breit. Der See war wirklich ein abgeschiedenes Plätzchen. Vielleicht war das der Grund, warum Jaesung diesen Ort so sehr liebte.

Die Gedanken, die ich mir machte, schienen Jaesung nicht im Geringsten zu interessieren. Jae dachte nämlich gar nicht daran, auf mich zu hören. Er beharrte auf seiner Meinung und war absolut überzeugt davon, dass seine Idee brillant war. Was war nur jetzt schon wieder in diesen Idioten gefahren?

Da ich sowieso keine Wahl hatte, entschloss ich mich dazu, mit Jae mitzugehen. Allein im See baden war schließlich auch irgendwie langweilig.

Das letzte Stückchen zum Ufer des kleinen Sees runter war echt ein Kampf. Erst die ganzen Steine und nun mussten wir uns auch noch durch einen Meter Schilf kämpfen.
„Hier lang, glaub ich", murmelte Jae vor sich hin, während er sich das Schilf aus seinem Gesicht schlug.
„Glaubst du?"
„Weiß ich", entgegnete er entschlossen und führte mich im Dunklen zum See.

Gott sein Dank schien wenigstens der Mond relativ hell, sonst hätte ich nämlich überhaupt nichts mehr gesehen. Jae zog sich sein Shirt über den Kopf, streifte seine Hose ab und sprang kurzerhand in den See. Ich tat es ihm gleich, befreite mich bis auf meine Shorts, die ich als Badehose missbrauchte, von meinen Klamotten und watete in Richtung Jae.

Das Wasser war nicht eiskalt, aber doch ganz schön frisch. Lang konnte ich über die Wassertemperatur gar nicht nachdenken, da hatte ich schon die erste Ladung Wasser im Gesicht.

„Alter, hast du sie noch alle?! Na warte!", schrie ich und schwamm zu Jae. Das Wasser war nicht besonders tief, aber es reichte, um ein paar Meter zu schwimmen. Als ich ihn zu packen bekam, stieß ich ihn unter Wasser und hob ihn anschließend hoch.

„Wow, nicht schlecht! Du bist stärker, als ich erwartet hatte, du Milchbubi!", lachte er. Von wegen nicht schlecht. Dem zeigte ich es jetzt.
„Ja und du hast da Gemüse auf dem Kopf", antwortete ich und deutete auf das seetangartige Zeug, das er jetzt in den Haaren hatte.
Ich wollte Jaesung mit einem lauten Klatschen ins Wasser werfen, aber da hatte ich die Rechnung ohne seine linke Hand gemacht.

Blitzschnell bekam er mich am Oberarm zu fassen und zog mich mit sich unter Wasser. Erst, als wir nach Luft ringend wieder auftauchten, merkte ich, wie nah ich ihm auf einmal war.

„Das Gemüse...ist da immer noch drin", meinte ich etwas durch den Wind und entfernte ihm das glibberige Zeug aus seinen nassen Haaren.

Sein Gesicht war nur einige Zentimeter von meinem entfernt und wir hatten ja beide nicht wirklich was an. Außer eine Boxershorts eben. Ein bisschen seltsam war die Situation ja schon. Als die Pause zwischen uns dann begann, doch etwas zu lang anzuhalten, schaute ich ihn schweigend an, bis er anfing, leicht nervös zu wirken. So hatte ich ihn zuvor noch nie erlebt.

„Lass uns langsam rausgehen", meinte er nach einiger Zeit und zerrte mich wieder aus dem Wasser. Nun nahm ich auch seinen Körper erst richtig wahr. Klar war ich mit ihm schon in einer Sportumkleide gewesen, aber auf so etwas achtete ich normalerweise eben nicht.

Im schwachen Mondlicht waren seine Bauchmuskeln leicht zu sehen. Ich verstand langsam, warum ihn alle Weiber vergötterten. Er war nicht vollgepackt mit ausgeprägten Bauchmuskeln, aber wenn er sich bewegte, konnte man sie vereinzelt aufblitzen sehen.

„Was glotzt du denn so?", fragte er mit neckendem Unterton, als wir am Ufer des Sees angekommen waren.
„Was bildest du dir denn ein?", konterte ich.
„Es ist so dunkel, du kannst doch gar nicht sehen, wo ich hinschaue."

„Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich weiß, wo du gerade hingeschaut hast." Und erneut entstand diese seltsame Stille zwischen uns.

„Ach du Scheiße, ist das kalt, wenn man aus dem Wasser kommt!"
Ich ging am besten gar nicht mehr auf ihn ein, sonst machte ich die Situation nur noch kurioser.

„Dafür habe ich ja die Handtücher mitgenommen", lachte er und ich bahnte mir meinen Weg durch das Schilf, das auf meiner nassen Haut kratzte.
„Schnell!", meinte Jae und hechtete zu seiner vorhin ausgebreiteten Decke.

Er reichte mir ein Handtuch, in das ich mich einwickelte und zusammen setzten wir uns auf die Decke.
„Auf was für Ideen du kommst."
„Du hast doch mitgemacht. Und außerdem hast du ebenfalls Gemüse im Haar."

Ich spürte, wie er begann, die Blätter aus meinen Haaren zu zupfen und ließ die Behandlung über mich ergehen.
„Jetzt haben wir so viel, da könnten wir glatt noch einen Eintopf mit kochen", murmelte ich, die Blätter betrachtend, die er mir gerade aus den Haaren gepflückt hatte.
„Und jetzt sag nochmal zu mir, ich hätte seltsame Ideen", grunzte er und linste zu mir herüber.

Und dann brachen wir beide in schallendes Gelächter aus.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt