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-Jaesung-

„Ich könnte aber noch nen Lappen gebrauchen. Dich zum Beispiel", erwiderte ich frech und schmiss ihn mit dem Lappen ab.

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Der hatte mich doch tatsächlich im Stich gelassen. So ein Idiot. Andererseits war es auch irgendwie gut, denn ich hätte mich sowieso nicht aufs Putzen konzentrieren können, wenn Jongyul neben mir gestanden hätte.

Manchmal brachte mich seine bloße Anwesenheit so aus dem Konzept, dass ich vermutlich einen Teller fallen gelassen hätte.

Aber andererseits hatte ich das Gefühl, dass wir immer stärker zusammenwuchsen. Erst die Sache nach dem Klassentreffen und schließlich dann auch die Probleme bei seinen Datefails, die ich verursacht hatte, hatten es veranlasst, dass wir immer mehr miteinander unternahmen.

Wir trafen uns regelmäßig, verbrachten die Nachmittage meistens zusammen und auch am Wochenende hockten wir bei ihm und gingen uns gegenseitig auf den Sack. Das hieß, ich ging ihm vermutlich auf den Sack. Seine Art nervte mich nie. Im Gegenteil. Sie war es, durch die ich mich in Jongyul verliebt hatte.

Erst letztens hatten wir uns bei mir getroffen, um Mathe zu machen. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie wir die Küche abgefackelt hatten. Ich war so ins Geigespielen vertieft gewesen, dass ich den ätzenden Geruch, der aus der Küche zu uns herüber geströmt war, überhaupt nicht wahrgenommen hatte.

Bei dem Gedanken daran, wie gut ich mich gefühlt hatte, für Jongyul zu spielen, legte sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Es war toll, ihn zum Lächeln zu bringen, aber ich war auch mega aufgeregt gewesen. Genau wie jetzt.

„Hast du den Zweitschlüssel? Ich find meinen gerade nicht", erklärte Jong mir, während er wie wild in seiner Tasche kramte. Wir standen vor seiner Haustür und er versuchte vergebens, diese aufzukriegen.

„Na das kann ja lustig werden." Mit einem Lachen im Gesicht hielt ich ihm den Zweitschlüssel, den er mir heute Morgen in der Schule gegeben hatte, unter die Nase. Er griff danach und schloss hastig auf.

Er hatte mich gestern gefragt, ob ich nicht Bock hatte, einige Tage bei ihm zu übernachten, weil seine Eltern mit dem Orchester auf eine kleine Tour durch Südkorea gingen. Bei der Einladung hatte ich natürlich nicht nein gesagt.

Daraufhin hatte er mir sogar feierlich den Zweitschlüssel überreicht.
„Wenn du in deinen Kursen anders Schluss hast als ich, wäre das ziemlich beschissen, wenn du auf mich warten müsstest", meinte er und hatte mir deswegen einen Zweitschlüssel organisiert.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie fand ich es niedlich, dass er sich so bemühte.

Das hieß also, dass ich für einige Tage bei Jongyul leben würde. Ein Wunder, dass seine Eltern das akzeptiert hatten. Aber jetzt wusste ich ja, wie schlimm auch er im Kochen war. Vielleicht wollten seine Eltern nur die Küche vor größeren Schäden schützen, indem sie dem Ganzen zugestimmt hatten. Pech nur, dass sie sich den miserabelsten Koch aus ganz Asien ins Haus geholt hatten.

Mit Jongyul in einem Haus wohnen, und das sogar für mehrere Tage! Ich war nicht nur nervös, ich war gefühlt kurz vor einer Panikattacke, so aufgeregt war ich. Was stellte er bloß mit mir an? Ich erkannte mich ja selbst kaum wieder.

Als einzige Lösung sah ich da nur eins: Er durfte am besten nicht merken, dass ich vor Aufregung fast hyperventilierte, deswegen überspielte ich mein Herzklopfen mit übertriebener Fröhlichkeit. Das war vielleicht nicht die beste Idee, wahrscheinlich dachte er jetzt, ich wäre high. Aber ich musste mich selbst ein bisschen ablenken.

„Schmeiß deine Tasche einfach schon mal in mein Zimmer", sagte Jongyul, während er sich die Schuhe auszog. Meine Sachen, die ich in den nächsten Tagen brauchte, hatte ich gerade eben noch von zuhause abgeholt.

Ich wollte die Treppen zu seinem Zimmer hochgehen, da flog mir seine Schultasche hinterher.
„Nimm die gleich mit", forderte er frech und verschwand in der Küche. Ich beeilte mich, schmiss die Sachen einfach schnell auf sein Bett und eilte wieder zu Jongyul , der bereits an der Arbeitsfläche in der Küche stand und Essen zubereitete.

Jongyul da so vor sich hinschnippeln zu sehen, wie er dabei fröhlich eine Melodie pfiff, brachte mich wieder zum Grinsen. Seine Anwesenheit brachte mich zwar regelrecht um den Verstand, aber trotzdem fühlte ich mich bei ihm gleich wie zuhause.

„So, und dieses Mal lassen wir das Essen nicht anbrennen", meinte Jongyul selbstbewusst, als er das Gemüse in die heiße Pfanne beförderte.
„Nicht, dass ich diesmal gleich mit verbrenne", lachte er.

Ich war zwar gerade mit dem Reis beschäftigt, aber nahm mir trotzdem die Zeit, um mich zu Jong zu schleichen und ihn von hinten zu umarmen.
„Ich würde dich nie anbrennen lassen, mein Jongielein", entgegnete ich mit sarkastischem Unterton und wuschelte ihm durch seine dunklen, fluffigen Haare.
„Dafür liebe ich dich viel zu sehr!"

Ich hatte das zwar komplett ironisch rübergebracht, aber innerlich meinte ich das todernst.

Theatralisch packte Jongyul meine Hände, die ich immer noch um ihn geschlungen hatte, löste sich aus der Umarmung und wandte sich wieder der Pfanne zu.

Er lachte.
„Natürlich, Herr Frauenschwarm", grinste er frech und schlug mir auf die Schulter.

Aua. Mein Herz.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt