I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔

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-Jongyul-

Das sogenannte Date mit Yunai war komplett anders ausgegangen, als ich es erwartet hatte. Im Prinzip war es überhaupt nicht schlecht, dass Jae mitten in mein Date mit Yunai reingeplatzt war. Ich hatte zwar sehen können, dass es ihm leid getan hatte, aber als störend hatte ich seinen Besuch nicht empfunden.

Ich hatte sowieso nur in dem Café gesessen und mich gefragt, worüber ich mit Yunai noch reden konnte. Da war Jaesung eigentlich genau richtig gekommen. Dadurch hatten wir den Mittag miteinander verbringen können, ehe er dann nach einiger Zeit losmusste.

Yunai schien danach ein bisschen genervt zu sein. Wahrscheinlich fand sie es nicht so lustig, dass Jaesung die ganze Zeit mit mir geredet hatte, während sie nur daneben sitzen und ihren überteuerten Cappuccino trinken konnte.

„Hey, pass mal auf, Yunai", begann ich, als ich sie wieder nach Hause gebracht hatte und wir nur vor ihrer Haustür standen. Mein Puls begann zu rasen.
„Das heute war ja ein bisschen komisch irgendwie."

„Ja, irgendwie schon", bestätigte sie mit einem leichten Kopfschütteln, während sie sich auf ihre Unterlippe biss.
„Wie wär's", schlug ich vor, „wir gehen morgen nochmal irgendwo hin? Du musst auch nicht, wenn du nicht willst. Ich dachte nur, wir könnten vielleicht noch zusammen ins Kino gehen oder so."

Heilige Scheiße. Hatte ich mich gerade wirklich getraut, sie nach noch einem Date zu fragen? Hätte ich mir das nicht vorher besser überlegen können? Was war, wenn morgen nur beschissene Filme liefen? Oder wenn sie die Idee blöd fand und mich wieder fertigmachte? Was war dann?

Für einen kurzen Moment schien sie zu überlegen. Das hieß: Wahrscheinlich war es ein kurzer Moment, mir kam es allerdings vor wie eine halbe Ewigkeit. Nun stand sie vor ihrer riesigen weißen Haustür, hatte den Griff schon in der Hand und grübelte über das nach, was ich gerade gesagt hatte.

Ich betete dafür, dass sie mich jetzt nicht hasste.

„Okay, warum nicht", meinte sie nach einiger Zeit und zuckte mit den Schultern. Mir viel eine riesige Last vom Herzen. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.
„Okay, super", brachte ich voller Erleichterung heraus.
„Und hast du einen bestimmten Film, den du gern sehen möchtest?", fragte ich nach.

Nicht, dass ich ihren Geschmack komplett verfehlte. Ich wusste, dass Jaesung und ich gerne Actionfilme schauten, aber bei ihr hatte ich absolut keinen Schimmer.

„Nein, nicht wirklich", antwortete sie und überlegte wieder kurz.
„Aber er sollte nicht zu langweilig sein." Wirklich viel half diese Aussage jetzt nicht, denn ich war mir sicher, dass kein Kinofilm die Intention hatte, den Zuschauer so stark zu langweilen, dass der gesamte Saal einschlief.

Aber gut, das würde ich sicher schaffen. Irgendwas Actionreiches würde sicher laufen morgen. Sonntags liefen meistens sogar die besten Filme. Da würde ich sicher fündig werden.

Also verabschiedete ich mich von ihr und hechtete schnellstmöglich nach Hause, um einen guten Film rauszusuchen.
„Hallo? Jemand hier?", fragte ich, als ich unsere Haustür aufstieß, aber ich bekam keine Antwort.

Eigentlich bekam ich eine Antwort, wenn man Celloklänge denn als Antwort nehmen wollte. Meine Mutter schien anscheinend gerade zu üben. Und wie es so üblich war, hörte sie mich nicht. War ja wieder mal typisch.

Ich schlich mein Zimmer hoch und schmiss mich auf mein Bett. Jetzt musste ich nur noch einen guten Film für morgen raussuchen. Als ich auf mein Handy schaute, hatte ich vier verpasste Anrufe.

Alle von Jaesung.

Der schien es ja wirklich eilig zu haben. Ich beschloss, dass der Film auch einen Moment warten konnte und rief Jae zurück.

„Hallo?", meldete sich die mir vertraute, angenehme Stimme von Jaesung. Manchmal war ich echt neidisch auf ihn. So eine tolle Stimme wollte ich auch. Sie war so stark und kräftig, aber zeitgleich auch unendlich sanft.

„Womit verdiene ich die Ehre, vier Mal hintereinander von dir angerufen zu werden?", fragte ich lachend.
„Ich dachte, ich tue dir mal einen Gefallen. Vier Anrufe von Yoo Jaesung, davon träumt doch jeder!"

Ich lachte.
„Ja genau, jetzt drucke ich mir meine Anrufliste aus, lass dich noch drunter unterschreiben und verkaufe das auf eBay."

„Gern geschehen." Ich hörte förmlich, wie er grinste.
„Nein, jetzt aber mal im Ernst", begann er und ich lauschte aufmerksam.

„Ich muss noch mit dir klären, was das vorhin für ein Fail im Café war." Was für ein Fail denn? Was meinte er? Kurz war es still am anderen Ende der Leitung. Dann fuhr er fort:
„Du weißt schon. Also erstens weil ich einfach so reingeplatzt bin und zweitens wegen diesem Spitznamen."

Welchen Spitznamen meinte er denn? Meinte er, dass er mich Knuffi genannt hatte? Ich dachte das hätte er gemacht, um mich zu ärgern.

„Was ist denn mit dem Spitznamen?", fragte ich verwirrt.
„Wie jetzt? Du findest es nicht gruselig, dass ich dir so einen komischen Spitznamen gegeben habe?"
Er wirkte erstaunt. Ich erklärte ihm, dass ich dachte, es wäre einer seiner Scherze gewesen und ich es gar nicht schlimm fand, dass er mich in dem Moment so genannt hatte. Was ich ihm allerdings verschwieg, war der leichte Rotschimmer, der sich dabei über meine Wangen gelegt hatte.

Musste er ja nicht zwingend wissen.

„Ach so und wegen dem generellen Vorfall...also, dass ich einfach in euer Date reingeplatzt bin", begann er, aber ich ließ ihn gar nicht ausreden.
„Schon ok, Jaesungie. Ist nicht so schlimm." Das hatte er ja nicht extra gemacht.

Mir fiel gerade auf, dass ich ihm auch komische Spitznamen gab. Jae, Jaesungie und silberne Schreckschraube, so nannte ich ihn irgendwie auch andauernd. Also musste er sich gar nicht schämen oder sonst was. Ich tat es ja schließlich auch.

„Wär schon echt awkward, wenn das morgen nochmal passiert", scherzte ich nebenbei und verriet dabei, dass ich mich morgen nochmal mit Yunai traf.
„Ihr datet euch nochmal morgen?", fragte Jaesung überrascht nach.

„Ja, ich hab sie gefragt, ob sie das nochmal wiederholen will." Kurz trat wieder Stille zwischen uns.

„Ich bin stolz auf dich, Jong", flüsterte er nach einiger Zeit, „und morgen werde ich euch definitiv nicht das Date versauen können. Da bin ich selbst nämlich gar nicht da."

Mit einem Lachen verabschiedeten wir uns. Wenn das nochmal passiert, wäre das schon awkward. Morgen ist Jaesung selbst nicht da. Er konnte das Date gar nicht zerstören.

Tja, das dachte ich vielleicht, aber da hatte ich mich gewaltig zu früh gefreut.