-Jongyul-
Wäre ich doch bloß am nächsten Tag nicht zur Schule gegangen. Dann wäre mein Herz vermutlich heil geblieben.
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Mit immer noch verdammt schlechtem Gewissen quälte ich mich aus meinem Bett und schleppte mich ins Bad, um mich für die Schule fertig zu machen. Durch das ganze Chaos in meinem Schädel war ich zwar sehr erschöpft, aber es war Freitag. Diesen einen Tag würde ich auch noch überleben. Und dann konnte ich das ganze Wochenende durchpennen.
Wie konnte ich nur so ein Depp gewesen sein? Auf dem Weg zur Schule schlenderte ich gemütlich auf dem Gehweg entlang und erinnerte mich an die Zeiten, als ich das erste Mal auf dem Weg zu meiner neuen Schule war.
Ich Idiot hatte doch wirklich gedacht, dass Jaesung so abweisend gewesen war, weil er in Yunai verknallt war. Als ob so jemand wie Jaesung mich jemals anlügen würde! Ich war so naiv gewesen und hatte allen Ernstes gedacht, Jae wollte Yunai für sich allein haben. Dabei hatte er mir doch so oft erzählt, dass er sie bis auf den Tod nicht ausstehen konnte.
Tja, und wie es aussah, hatte er recht behalten, denn Yunai war ja nun endlich mit mir zusammen. Er hatte also die Wahrheit gesagt, als er immer erzählte, dass er nichts von ihr wollen würde.
Das dachte ich zumindest.
Nichts ahnend betrat ich das Schulgelände. In der ersten Stunde hatte ich zusammen mit Yunai und Jaesung Mathe im Klassenraum. Ich freute mich trotz meiner Zweifel, beide wiederzusehen. Mit Yunai musste ich wirklich einfach mal reden. Vielleicht würde sich dann was ändern.
Und den blonden Chaoten vermisste ich sowieso. Und ich hoffte auch, dass diese weirden Gedanken und Gefühle, die mein Herz zum Rasen brachten, endlich verschwanden, wenn ich das normale Verhältnis zu ihm wieder herstellen konnte. Das verwirrte mich nämlich alles nur zusätzlich.
Gerade bog ich in den Schulflur ein, in dem sich auch meine Klasse befand, da hätte ich am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre wutentbrannt aus dem Schulgebäude gerannt. Denn das Szenario, das sich da vor meinen Augen abspielte, zerschmetterte mein Herz komplett.
Mein Herz blieb stehen. Ich spürte es einfach nicht mehr, während ich mit weit aufgerissenen Augen versuchte zu verstehen, was da gerade vor meinem Klassenraum geschah. Als erstes sah ich Jaesungs blond-silbernen Haare in der Menschenmenge aufblitzen. Als die Schüler dann langsam weitergingen, konnte ich erkennen, mit was er da gerade beschäftigt war.
Oder besser gesagt, mit wem.
An der Wand lehnte ein Mädchen und Jaesung stand nahe bei ihr. Viel zu nahe. Allein bei diesem Anblick setzte mein Herz einen Schlag aus, dabei wusste ich nicht mal warum. Ich hatte eine Freundin, also warum störte es mich, dass Jaesung gerade so eng bei einem anderen Mädchen stand?
Erst jetzt bemerkte ich etwas, was mir schon viel früher hätte auffallen müssen. Das Mädchen, bei dem er da gerade stand...
...es war Yunai.
Sofort begann mein Herz wie wild zu pochen. Was machte Jaesung bei Yunai? Und vor allem: Warum standen sie so verdammt nah aneinander?
Und ehe ich mich versah, geschah auch schon das, wovor ich mich am allermeisten gefürchtet hatte.
Ich sah Yunai dabei zu, wie sie Jae ruckartig am Kragen packte, ihn zu sich herunterzog und dann ihre Lippen auf seine legte.
Das...das war jetzt nicht gerade echt passiert oder? Meine Mundwinkel zuckten. Wie gelähmt stand ich im Flur und konnte nichts anderes mehr wahrnehmen als die Tatsache, dass Yunai, meine feste Freundin, gerade Jaesung küsste.
Wut und Verzweiflung machten sich in mir breit. Sie küssten sich. Und das schlimmste war, dass Jae nicht gerade angewidert schien. Und dabei hatte das Arschloch mir doch immer gepredigt, er würde sie hassen!
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wollte sie zurückhalten, aber es ging nicht anders. Ich konnte es nicht. Zu groß war der Drang, jetzt einfach für immer und ewig aus dieser beschissenen Stadt abzuhauen und sich für immer auf einer einsamen Insel zu verstecken. Einfach diese ganze Scheiße hier zu vergessen.
Ich bemerkte erst, dass ich vor lauter Schock meine Tasche fallen gelassen hatte, als diese mit einem lauten Krachen auf dem Boden aufschlug und sich meine Bücher auf dem gesamten Schulflur verteilten. Jetzt bemerkten mich die Turteltauben auch endlich.
Plötzlich wurde mir alles klar. Deswegen war Jaesung früher wieder zu sich nachhause gegangen und hatte nicht weiter Zeit mit mir verbringen wollen! Deswegen ging er morgens nicht mehr mit mir zur Schule und war immer schon früher da als ich! Er wollte heimlich Yunai treffen und mit ihr in aller Öffentlichkeit rummachen, so wie er es gerade getan hatte.
Für eine kurze Sekunde trafen seine erschrockenen Augen auf meine, ehe ich mich panisch umdrehte und ohne meine Schultasche aus dem Schulgebäude rannte. Jetzt war mir auch egal, ob ich heulte oder nicht, weswegen ich meinen Tränen freien Lauf ließ. Ich konnte den ganzen Schmerz sowieso nicht mehr zurückhalten.
Mein Herz war nun endgültig gebrochen. Ich wollte einfach nur weg hier, ganz weit weg.
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I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔
Novela Juvenil"Guck mal da", stellte Jongyul fest und zeigte grinsend auf einen Haufen Sterne. "Sieht aus wie ein Pfannenwender." "Das ist der große Wagen, du Spast!" "Sieht trotzdem aus wie ein Pfannenwender." _______________ Der 17-jährige Jongyul hat ein Probl...