-Jongyul-
In diesem Moment hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Jaesung mehr wusste, als er gerade zugeben wollte. Der hatte sich da doch bestimmt eingemischt.
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Gemütlich schlenderte ich neben Jaesung her, als wir auf dem Weg nachhause waren.
„Sag mal, hast du heute noch was vor?" Er drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich fragend an.
„Nein, warum?"„Dann kommst du jetzt mit zu mir nachhause", entschied er einfach mal so und zog mich in die Seitenstraße mit, in der wir schon mal gewesen waren. Als, naja als diese komische Frau ihn halt bedrängt hatte.
Die Erinnerung daran brachte mir ein kleines Lächeln ins Gesicht. Wie sehr mich Jae da noch gehasst hatte! Das war schon lustig gewesen. Und jetzt? Jetzt waren wir super gute Freunde. Trotz dieses Geheimnisses, das er mir einfach nicht sagen wollte.
„Und du bist sicher, dass das für deine Eltern okay ist?", fragte ich.
„Die sind noch gar nicht da, die arbeiten montags immer bis sechs."„Und außerdem", ergänzte er noch mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, „musst du mir beim Kochen helfen. Sonst brennt die Küche nieder."
Na da hatte er sich ja die richtige Küchenhilfe rausgesucht. Nicht. Ich konnte absolut nicht kochen. Ich war schon froh, wenn ich sowas wie Spiegelei hinbekam. Oder Nudeln, das bekam ich gerade eben noch so hin.
„Was willst du denn bitte aufwendiges kochen, dass dabei sogar Lebensgefahr besteht?", lachte ich. „Japchae. Ich will das unbedingt wieder essen, aber ich kann's nicht."
Er konnte nicht mal sein eigenes Lieblingsessen machen? Okay, ich hätte das wahrscheinlich auch nicht gekonnt. Yohan. Yo hätte das sicherlich hinbekommen. Der konnte einfach verdammt gut kochen. Ich vermisste die alten Zeiten, in denen wir alle zusammen Übernachtungspartys geschmissen hatten und Yohan immer das leckerste Essen gekocht hatte, was es in diesem Universum gab.
Er konnte damals einfach schon extrem gut kochen.
„Also, hilfst du mir?", fragte mich Jae jetzt und boxte mir sanft mit seinem Ellenbogen in die Seite.
„Ja, aber ich garantiere nicht, dass deine Küche danach noch steht."Mit einem Schmunzeln schloss er die Haustür seiner Wohnung auf und schmiss seine Schulsachen in die Ecke. Ich tat es ihm gleich, schlüpfte aus meinen Schuhen und schmiss meine Jacke auf seine drauf.
„Dann lass uns gleich anfangen", meinte er und trottete in die Küche.„Ich mag dein Zuhause voll gern", murmelte ich, während wir in der Küche standen und die einzelnen Zutaten zubereiteten. Ich hatte zwar noch nicht viel gesehen, aber das, was ich gesehen hatte, gefiel mir sehr gut.
Die Wohnung war nicht wirklich groß, aber dafür sehr hell. Überall gab es Fenster, das machte es freundlicher und wärmer. Und wozu brauchte man bitte eine große Wohnung, wenn man, genau wie ich, einfach nur mit den Eltern hier wohnte?
„Warte bloß, bis du erst mein Zimmer gesehen hast", strahlte Jae und legte schon mal Besteck für uns zwei auf den Tisch. Als ich in den Kühlschrank schaute, bemerkte ich die Schüssel, die darin stand.
„Jae, warum machst du dir denn neues Essen, wenn da wahrscheinlich noch was von gestern ist? Sieht aus wie...Reis und noch irgendwas."
„Wie gesagt", erklärte er vom Esstisch aus und drehte sich zu mir um, „ich hab Bock auf Japchae."
„So, jetzt mach das da erst mal alles rein und dann muss die Pfanne warm werden. Solange kann ich dir ja mein Zimmer zeigen", forderte er und ich schmiss die tausend Zutaten in die Pfanne. Zum Glück hatte Jaesung extra ein Rezept ausgedruckt, sonst wären wir geliefert gewesen.
Ob das so eine gute Idee war, jetzt sein Zimmer anzuschauen? Aber andererseits wollte ich ja nur schnell einen Blick reinwerfen. Wir wären ja sofort wieder da. Also folgte ich ihm in den hinteren Teil der Wohnung und betrat voller Vorfreude sein Zimmer.
Er hatte große Fenster und es duftete nach Jaesung. Man konnte definitiv erkennen, dass das sein Zimmer war.
„Alter! Ist das deine Geige, von der du erzählt hast?", fragte ich ungläubig. Er hatte mir davon zwar schon einmal erzählt, aber mehr als das Cello meiner Mutter war ich nicht gewohnt.„Jap, mein ganzer Stolz!", strahlte er und hob die Geige aus ihrem Koffer. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Jae überhaupt ein Instrument spielte, aber Geige passte auf eine magische Art zu ihm.
„Spiel mal was", drängte ich und setzte mich auf sein Bett. Ein Privatkonzert von Jae, wie cool war das denn bitte?Er spielte fantastisch. Ich wusste zwar genau, wann jemand ein Instrument gut spielte, immerhin war ich damit aufgewachsen. Aber die Art, wie Jae gerade spielte, jagte mir einen leichten Schauer über den Rücken. Ich bekam förmlich Gänsehaut.
Es waren so wunderschöne, sanfte Klänge und er spielte mit so viel Gefühl, das war unglaublich. Ich erkannte ihn gar nicht mehr wieder.
„Das-", mir fehlten die Worte. „Das war wunderschön, Jae. Ich bin sprachlos."
„Echt? Danke." Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und legte seine Geige wieder dorthin, wo er sie hergenommen hatte.
Plötzlich stieg mir ein komischer Geruch in die Nase.
„Du, ich will dich ja nicht beunruhigen, aber riechst du das auch?"
„Was meinst du?", fragte Jae, aber ich sah ihm an, dass er zwei Sekunden später genau wusste, wovon ich redete.Seine Augen weiteten sich.
„Shit! Das Essen!"
Ich hatte noch nie so schnell jemanden aus dem Raum sprinten sehen.
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I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔
Jugendliteratur"Guck mal da", stellte Jongyul fest und zeigte grinsend auf einen Haufen Sterne. "Sieht aus wie ein Pfannenwender." "Das ist der große Wagen, du Spast!" "Sieht trotzdem aus wie ein Pfannenwender." _______________ Der 17-jährige Jongyul hat ein Probl...