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-Jongyul-

Jetzt saß ich hier schon eine Stunde im Naturkundemuseum rum und langweilte mich. Jae hatte bereits vorgehabt, den Alarm auszulösen, um das Personal zu ärgern. Aber davon konnte ich ihn zum Glück abhalten, denn sonst wären wir sofort wieder nach Hause befördert worden.

Den Weg hierhin hatten wir gut gemeistert. Weil Herr Kim nach wie vor unser Sportlehrer war, hatten wir zu diesem verdammten Museum laufen müssen. Wenigstens bestand er nicht auch noch darauf, dass wir als gesamte Gruppe durch das Museum watschelten und somit konnten wir uns etwas verstreuen.

„Haben die auch noch andere Ausstellungsstücke außer dieser versteinerten Dinoscheiße hier?", fragte Jaesung genervt und trottete mit hängenden Schultern weiter. Ich war natürlich mit Jae unterwegs. Der hatte mich gleich im Eingangsbereich an der Schulter gepackt und mich in eine der vielen Gassen gezogen, die die Vitrinen des Museums bildeten.

Plötzlich hörte ich eine Mädchenstimme direkt hinter der Vitrine, in der Jaesung gerade die versteinerte Dinoscheiße entdeckt hatte. Erschrocken zuckte ich auf, als ich Yunais Kopf aufblitzen sah. Sie war allein. Wo waren ihre Freunde? War das vielleicht meine Chance?

Ich weiß nicht, wo ich den Mut auf einmal hernahm, aber ich ging tatsächlich auf sie zu. Jae war in der Zwischenzeit schon in der nächsten Abteilung verschwunden. Kräuter der Steinzeit oder sowas.

„Hey." Wow Jongyul. Besser kannst du ein Gespräch gar nicht anfangen.

„Hey, was willst du?", fragte Yunai abwesend und schaute sich die Dinoscheiße genauer an. Also besonders erfolgreich war ich jetzt noch nicht. Was wollte ich eigentlich? Ich konnte sie ja wohl jetzt schlecht fragen, ob sie mit mir durch das Museum gehen wollte.

„Hättest du vielleicht Lust, am Sonntag was zu machen? Also als Gruppe?", fragte ich deshalb spontan. Ich hatte zwar noch nichts Konkretes geplant, aber vielleicht hatte sie ja trotzdem Lust.
„Keine Ahnung, weiß nicht", antwortete sie gleichgültig. Die Dinoscheiße schien sie echt interessanter zu finden als mich.

„Jongyulie, wo bleibst du denn?", rief Jaesung und schaute über eine der hinteren Glasvitrinen zu uns.
Seit wann benutzte er denn solche Spitznamen? Ich glaub er hatte noch nie etwas anderes als meinen richtigen Namen benutzt.

„Aber grundsätzlich gerne, Jongyul!", kam es auf einmal von Yunai und ich blickte ihr sichtlich verwirrt entgegen. Sie strahlte mich mit ihrem wunderschönen Lächeln an. Ihre braunen Augen funkelten regelrecht. Woher der plötzliche Sinneswandel?

Lag es vielleicht daran, dass Jaesung auf einmal hier war? Und tatsächlich. Meine Vermutung verstärkte sich, als sie jetzt auch Jaesung glücklich anstrahlte. Sie hatte ihn also bemerkt.

Irgendwo in meinem Inneren war gerade mein Herz ein Stückchen eingerissen. Was, wenn ich wirklich nicht gegen Jaesung ankam?

Aber vielleicht sollte ich mir weniger Gedanken darüber machen. Immerhin konnte Jae auch nichts dafür, dass er genau in dieser Sekunde hereingeplatzt war. Vielleicht wollte Yunai ja wirklich was mit mir unternehmen. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, dass sie diese Freude eher an Jaesung gerichtet hatte. Ich konnte froh sein, dass so ein hübsches Mädchen überhaupt mit mir redete. Es hätte auch genauso sein können, dass sie mich jetzt noch stärker ignorierte als vorher, aber so wie es aussah, wollte sie wirklich etwas mit mir unternehmen.

Das war doch schon mal ein Anfang.

„Was hat sie gewollt?", fragte Jaesung mit gerunzelter Stirn, als ich ihn aufgeholt hatte. Ich erzählte dem silbernen Blondschopf, über was ich gerade mit Yunai geredet hatte. Besonders begeistert sah er natürlich nicht aus.

„Meinst du, sie hat was gegen mich?", fragte ich ihn vorsichtig, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mich niemand hören konnte. Diese Frage beschäftigte mich schon lange.

„Blödsinn, wie kommst du denn auf so einen Müll?"
„Keine Ahnung", erwiderte ich kleinlaut, „ ich hatte schon von Anfang an das Gefühl, dass sie mich irgendwie nicht leiden kann."

„Bullshit. Und selbst wenn. Wenn sie dir so wichtig ist, dann überzeuge sie doch vom Gegenteil."

Erschöpft vom vielen Laufen und von der Aktion eben stützte ich mich auf Jae ab und umarmte ihn von hinten.
„Ja, du hast ja recht."

„Ich hab immer recht", erwiderte er und griff nach meinen Unterarmen, die ich um seinen Oberkörper gelegt hatte.

„Und jetzt lass uns weitergehen", meinte er noch, „ich hab da hinten so einen total interessanten versteinerten Ameisenhaufen von vor dreitausend Jahren oder so gefunden."

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt