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-Jongyul-

„Jongyul, wie soll ich es sagen...ich liebe einen ganz bestimmten Jungen. Dich."

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Um Himmels Willen, hatte er das gerade wirklich gesagt?! Mit bebenden Lippen und aufgerissenen Augen schaute ich ihn an, während er immer noch meine Handgelenke festhielt und vor mir auf dem Boden kniete.

Jaesung hatte gerade gesagt, dass er mich liebte. Ich musste träumen, das war doch gar nicht möglich! Ich hatte nur gesehen, wie aufgelöst er war, aber es war doch absolut nicht schlimm, dass er auf Männer stand. Mein bester Freund aus Busan war schließlich auch schwul und ich hatte kein Problem damit.

Und wenn ich darüber nachdachte, dann stand ich ja auch irgendwie auf Männer. Aber nicht auf irgendeinen, sondern auf den, der gerade vor mir kniete und dafür sorgte, dass mein Herz gleich aus meinem Brustkorb sprang.

Aber war ich nicht stückweit noch hetero, weil ich in Yunai verliebt war? War ich überhaupt jemals richtig in sie verliebt gewesen? Tausend Gedanken strömten mir auf einmal durch meinen schmerzenden Schädel und die Tatsache, dass Jae mir gerade immer näher kam, machte es nicht einfacher.

Ich konnte mich gar nicht richtig auf ihn konzentrieren, weil ich so sehr auf seine Lippen fixiert war. Es war so dunkel hier und der Mond war die einzige Lichtquelle, durch die ich sein Gesicht sehen konnte. Jaes Haut sah so unglaublich weich aus und je näher ich ihm kam, desto mehr konnte ich seinen Duft genießen. Seine Augen hatte er halb geschlossen und blickte ebenfalls gebannt auf meine Lippen.

Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, als er plötzlich zögerte und mir tief in die Augen schaute. In seinem Blick lag etwas Unsicheres. Etwas Gieriges, aber gleichzeitig etwas Fragendes.

„Probiere es doch einfach", flüsterte ich und richtete meinen Blick wieder auf seine leicht geöffneten Lippen.

Egal, was er jetzt tun würde, ich würde mich nicht wehren. Als er mir nun so nah war, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte, hob er zögerlich seine Hand, strich mir damit über die Wange und legte seine Lippen zaghaft auf meine. Endlich, verdammt.

Langsam bewegte er seine Lippen gegen meine. Ich war jetzt schon süchtig nach ihnen. Seine Zärtlichkeit jagte mir einen warmen Schauer über den Rücken und entfachte in mir ein gewaltiges Feuerwerk. In meinem Brustkorb kribbelte es wie verrückt, als ich vorsichtig anfing, den Kuss zu erwidern.

Während er mich so gefühlvoll küsste, wanderten seine Hände auf meine Wangen und wischten mir behutsam meine letzten Tränen weg, die noch in meinem Gesicht klebten.

Alles an Jaesung war perfekt. Er war so sanft in allem, was er tat. Sein süßer Geruch trieb mich förmlich in den Wahnsinn und ich wollte am liebsten gar nicht mehr aufhören, ihn zu küssen, als er sich irgendwann von mir löste. Das war definitiv viel intensiver gewesen als der Kuss, bei dem ich ihn vor dieser gestörten Tante retten wollte.

Mein Herz klopfte mir immer noch bis zum Hals, als er sich von mir löste und seine Stirn gegen meine legte, sodass ich seine Wärme immer noch genießen konnte.
„Na, wie war das?", flüsterte er neckend und ich konnte das schiefe Grinsen auf seinen Lippen trotz des schlechten Lichts genau sehen.

„Weiß nicht", erwiderte ich im selben Tonfall, „ich glaub, ich muss es nochmal ausprobieren."

Kurz lachte Jae auf, aber viel Zeit blieb ihm nicht, da hatte ich meine Lippen erneut auf seine gelegt. Mit jeder Bewegung, bei der unsere Lippen wieder aufeinander trafen, wuchs dieses Gefühl in mir immer mehr, das mich innerlich zerriss. Verdammt, ich hatte mich insgeheim schon so lange nach Jae gesehnt und jetzt passierte das hier wirklich.

Von seinen süßen Lippen bekam ich echt nicht genug, aber er schien auch nicht abgeneigt zu sein.
„Jongyul...", raunte mir Jaesung ins Ohr, woraufhin ich kurz aufkeuchen musste und er nur noch leidenschaftlicher wurde. Dieser Junge brachte mich mit allem, was er tat, um den Verstand. Es fühlte sich so verdammt gut an, was er mit mir anstellte.

Umso verlassener fühlte ich mich, als wir uns zu meinem Bedauern wieder voneinander lösen mussten, weil wir beide keine Luft mehr bekamen. Keuchend saßen wir uns also gegenüber und versuchten, unsere Atmung unter Kontrolle zu bringen, während wir uns nur schief grinsend in die Augen schauen konnten.

„Scheint dir ja gefallen zu haben", zog er mich auf, schenkte mir sein freches Jaesung-Lächeln und strich mir noch einmal sachte über die Wange, um eine letzte Träne wegzuwischen. Die hatte sich wohl vor lauter Gefühlschaos einen Weg aus meinem Auge auf meine Wange gebahnt.

Ich griff nach seiner Hand und begann, nervös mit seinen Fingern zu spielen.
„Fuck. Jae, ich glaube, ich mag dich auch", murmelte ich und schaffte es dabei gar nicht, ihm in die Augen zu sehen, so peinlich war mir das.

Meine Wangen glühten immer noch wie heißes Eisen, als er mich plötzlich umstieß, sodass ich auf dem Bibliotheksboden lag und er über mich krabbelte. Er stützte sich mit seinen Händen direkt neben meinen Schultern ab und schaute mir -immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen- tief in die Augen.

„Möchtest du das vielleicht nochmal richtig sagen, Jongyulie?", neckte er mich weiter und beugte sich zu mir runter. Behutsam und mit klopfendem Herzen strich ich ihm eine seiner blonden Haarsträhnen hinters Ohr, die ihm gerade ins Gesicht fielen. Er sah so unglaublich schön aus, wenn er so schief lächelte.

Ich tat es ihm gleich und flüsterte mit einem Grinsen im Gesicht:
„Ich mag dich sogar sehr gern, Jae."

„Hast du gerade was gesagt?", säuselte er und war mir dabei mittlerweile so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. „Du hast gewonnen, Jae", wisperte ich.

„Ich hatte schon seit längerem das Gefühl, dass ich viel lieber dich hätte als Yunai", gestand ich, überbrückte den letzten Hauch, der unsere Lippen noch voneinander trennte und küsste ihn erneut mit all den wunderbaren Gefühlen, die meinen Körper gerade durchströmten.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt