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-Jongyul-

Er konnte das Date gar nicht zerstören.

Tja, das dachte ich vielleicht, aber da hatte ich mich gewaltig zu früh gefreut.

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Nervös sprang ich vom einen Fuß auf den anderen, als ich Yunai langsam näher kommen sah. Wir hatten uns für heute um fünf vor der Schule verabredet. Zum Glück hatte ich heute Morgen noch einen einigermaßen guten Film gefunden. Zumindest hoffte ich, dass er ihren Ansprüchen entsprach.

Lost. Klang eigentlich nach einem spannenden Film. Und der Trailer sah auch vielversprechend aus. Ich hoffte einfach nur, dass das heute ein bisschen besser klappte als gestern.

„Hi", begrüßte ich sie und kratzte mich verlegen am Kopf. Ich war echt nervös.
„Wollen wir dann?", fragte ich, als wir ein bisschen Smalltalk geführt hatten. Wirklich überenthusiastisch schien sie nicht zu sein.

„Jongyul, falsche Richtung!", rief sie mir zu, als ich bereits einige Meter gegangen war.

Leicht konnte ich aus ihrer Stimme heraushören, dass sie schon genervt war. Na das begann ja wieder total genial für mich. Ich schaute auf die Schilder, die bei der Bushaltestelle ausgehängt waren. Sie hatte recht. Es war die falsche Richtung.

„Tut mir leid", entschuldigte ich mich kleinlaut. Peinlicher ging es gar nicht mehr. Reiß dich mal ein bisschen zusammen jetzt.

Aber das Schicksal musste mich ja noch mehr hassen. Denn auf einmal fuhr etwas an uns vorbei. Und dieses Etwas war der Bus, den wir eigentlich hätten kriegen müssen. Shit.

„Dann nehmen wir einfach den nächsten, der kommt", seufzte Yunai, als ich mich zwanzig Mal bei ihr entschuldigt hatte.
„Wann beginnt der Film nochmal?" Ich holte die Tickets raus, die ich zuvor online bestellt hatte.
„In zwanzig Minuten."

Ich weiß nicht, wie wir es schafften, aber wir schafften es. Das grenzte fast an ein Wunder. Genau wie die Tatsache, dass sie mich noch nicht hasste. Oder sie konnte ihren Hass sehr gut verstecken.

Nun standen wir an der Kasse und warteten ungeduldig darauf, dass wir endlich unser Popcorn bekamen. Als ich mich noch einmal wegen der Busgeschichte entschuldigte, drehte sie sich zu mir.
„Jongyul, ist nicht so schlimm, okay?", lachte sie, aber ich konnte genau sehen, dass es ein aufgesetztes Lachen war.

Auf einmal fühlte ich mich unbedeutend und machtlos. Ich hatte einen riesigen Kloß im Hals. Was machte ich hier eigentlich? Was trieb ich denn hier? Ich zerstörte das Verhältnis zu ihr doch immer weiter. So würde sie sich doch niemals richtig für mich interessieren.

„Okay, hältst du das einmal?", fragte sie mich und drückte mir ihr Popcorn in die Hand. Ich hatte verzichtet. Ich hatte auf einmal gar keinen Appetit auf irgendwas mehr. Als sie vom Klo wiederkam, gingen wir langsam auf die Kinosäle zu. Ich öffnete die schwere, rote Tür von Kinosaal drei und zusammen fanden wir im Dunklen unsere Sitze.

Jetzt konnte ich nur noch beten, dass sie den Film mochte. Soweit ich das richtig gelesen hatte, war der Film „Lost", den wir jetzt schauen wollten, eine Mischung aus Actionfilm und Romanze. Und ein bisschen Fantasy war glaub ich auch dabei.

Im Kinosaal ging plötzlich das sowieso schon schwache Licht aus und nach einigen Minuten Werbung begann auch schon der Film. Von überall her strömte der süße Geruch von Popcorn in meine Nase und man konnte es rascheln hören.

„Nimm, wenn du willst", meinte Yunai, die rechts neben mir saß und mir nun ihre Popcorntüte unter die Nase hielt.
„Nee, alles gut. Iss mal", antwortete ich. Ich hatte wirklich absolut keinen Hunger gerade.

Der Film begann wie eigentlich jeder andere Film auch. Schien also ein ganz normaler Actionfilm zu sein. Nichts, bei dem man mal eben so einschlafen würde. Der Hauptcharakter hatte sich auf einem Weg verirrt und war jetzt im wahrsten Sinne des Wortes lost.

Auf einmal lenkte etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Mann quetschte sich die Reihe entlang, genau auf uns zu. Im Licht der Leinwand konnte ich zwar sein Gesicht nicht erkennen, aber er schien seinen Platz zu suchen.

Welcher Idiot kam denn bitte zehn Minuten zu spät in einen Kinofilm? Der Anfang war doch das wichtigste am ganzen Film. Man verstand doch nichts mehr vom Plot, wenn man die ersten Minuten verpasst hatte. Oder ging das nur mir so?

Ich dachte schon, das Thema hätte sich erledigt und wollte mich gerade wieder auf den Hauptdarsteller konzentrieren, der gerade panisch durch einen Korridor lief, als Yunais Stimme sich vor Freude fast überschlug.

„Jaesung?!", fragte sie den Mann neben ihr unglaubwürdig.
„Was machst du denn hier?" Ihre Freude war nicht zu überhören. Hatte sie gerade Jaesung gesagt? Ungläubig drehte ich mich wieder zu ihr, schaute an ihr vorbei und blickte in das Gesicht von Jaesung, der mich geschockt anstarrte.

Das konnte doch nicht wahr sein! Der musste das doch mit Absicht machen!

Also abgesehen davon, dass ich extrem wütend war, stach mir noch etwas anderes ins Herz. Es war die Tatsache, wie Yunai sich darüber freute, dass Jae schon wieder in unser Date geplatzt war. Es war die Tatsache, dass sie in diesem Moment, in dem sie Jae gesehen hatte, glücklicher klang als die ganze Zeit über, die ich mit ihr heute schon verbracht hatte.

Und diese Tatsache traf mich mitten ins Herz.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt