6

119 13 0
                                    


-Jongyul-

„Jongyul, du bist ein übelst beschissener Schauspieler!" Damit schlug er die Haustür zu und war im Inneren des Mehrfamilienhauses verschwunden.

______________

Überrumpelt stand ich einfach nur da und glotzte wie blöd auf die geschlossene Haustür von Jaesungs Haushälfte. Das hatte der Penner gerade nicht wirklich gesagt, oder? Ohne meine einfallsreiche Lüge würde er jetzt mit irgend so einer Tante in einem Cafe sitzen oder wo sie sonst noch hingehen wollte mit ihm. Das wollte ich mir lieber gar nicht genauer vorstellen.

Okay, vielleicht hatte er ja recht. Immerhin hatte er...nachhelfen müssen. Meinen Teil hatte mir die dumme Nuss ja nicht abgekauft. Wenn das ein Mädchen aus der Schule gewesen wäre, ich wäre in Teufels Küche gekommen. Da hatten wir beide wirklich gewaltig viel Glück gehabt. Oder wenn das einfach jemand aus der Schule beobachtet hätte, das hätte ausgereicht. Jaesung und ich wären am nächsten Tag der Spott der gesamten Schule gewesen.

Igitt.

Wenn man uns so gesehen hätte, wie er meine Hand gegriffen hatte, wie er mich zu sich gezogen hatte, mich geküsst hatte und anschließend seine Finger mit meinen verflochten hatte...man hätte wirklich denken können, dass wir ein Paar waren. Was wir zum Glück aber nicht waren.

Ich fand nach wie vor Yunai echt hot. Nicht...heilige Tomate, einen Jungen, womöglich sogar noch Jaesung. Das wollte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Angewidert verzog ich mein Gesicht, als ich gerade an unserer Haustür angekommen war.

Im Flur streifte ich mir meine Schuhe von den Füßen und warf die Jacke in die Ecke. Ich hätte eigentlich schon in mein Zimmer gehen können und die Konsole anschmeißen können, aber ich entschied mich dazu, noch unten zu bleiben und nach etwas Essbarem zu suchen.

Ich betrat unsere mit hellen Fliesen ausgekleidete Küche und schnappte mir ein Glas aus dem Regal. Eines musste ich meinen Eltern lassen: Sie hatten eine hübsche, wenn auch etwas zu große Wohnung für uns ausgesucht. Mein Zimmer war locker nochmal um die Hälfte größer als mein altes Zimmer und selbst die Küche war nun groß genug, sodass sogar drei Leute darin hätten kochen können. 

Da meine Eltern aber um diese Uhrzeit sowieso noch bei sämtlichen Proben waren, kam frisch Kochen für mich gar nicht erst in Frage. Deshalb machte ich mir das Essen von gestern warm. Während die Mikrowelle sich um mein Essen kümmerte, schweiften meine Gedanken wieder ab.

Jaesung hatte zwar gerade gemeint, dass ich kein guter Schauspieler war, aber im Vergleich zu den Sachen, die er mir davor schon an den Kopf geworfen hatte, war das wirklich ein Klacks. Und dass er mich geküsst hatte, versuchte ich einfach so gut es ging zu verdrängen.

Plötzlich fing die Mikrowelle wie wild an zu piepsen und bevor ich mir noch vor Schreck den Kopf stoßen konnte, entnahm ich der Mikro mein aufgewärmtes Essen.

Also, wenn ich mal das ignorierte, was mir da gerade mit Jaesung passiert war, dann würde ich sogar sagen, die Situation zwischen uns hatte sich gebessert. Ich hatte das Gefühl, als würde Jae die Beleidigungen nicht mehr böse meinen. Aus seinen heftigen Anschuldigungen waren eher kleine Sticheleien geworden.

Auch wenn er mich immer noch nicht leiden konnte, war er jetzt wenigstens bereit, mir als Wingman und Ratgeber zur Seite zu stehen. Und wenn Jaesung, der absolute Schwarm der Schule, mir half, dann würde garantiert nichts mehr schief gehen. Davon war ich fest überzeugt.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt