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-Jongyul-

„Und ich erst", antwortete ich deswegen und genoss es, einfach nur in seinen Armen zu liegen und seinen Duft und seine Anwesenheit endlich wieder richtig genießen zu können. Ich war immer noch nicht ganz wieder aufgebaut, aber er hatte mir so gefehlt.

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Ich erhob mich langsam vom Bett, weil ich Angst hatte, dass er die Hitze in meinem Gesicht spüren konnte. Doch weit kam ich nicht, da zog er mich im Stehen schon wieder in eine Umarmung.
„Danke, Jong. Dass du mir verziehen hast. Du weißt gar nicht, wie wichtig mir das war."

„Danke, Jae. Dass du extra so viel Scheiße auf dich genommen hast, um das für mich rauszufinden."
Es war absurd, aber ich war ihm auf eine verrückte Art sogar dankbar. Er hatte mir dadurch zwar verdammt wehgetan, aber jetzt hatte ich Gewissheit über die Situation mit Yunai und ohne ihn hätte ich diese Gewissheit nie erlangt. Ich wäre Yunai einfach weiterhin blind gefolgt.

„Ach und Jae", ich löste mich von ihm und schaute ihm tief in die Augen, „ich wusste gar nicht, dass man als Vollidiot wie du es bist so gute Ideen haben kann."

„Tja, so bin ich eben", lachte er und zog die Augenbrauen hoch.

„Ich hätte dir das womöglich nie glauben können, wenn du diesen Audio-Beweis nicht gehabt hättest." Wie konnte ich auch nur eine Sekunde an Jaesung zweifeln? Er war immer für mich da gewesen, wenn ich ihn brauchte. Immer. Ich war mir sicher. Ihm konnte ich wirklich vertrauen.

„Ach, wo wir schon beim Thema sind. Was machst du jetzt eigentlich mit Yunai?"

„Das fragst du noch?! Ich werde so schnell es irgendwie geht mit ihr Schluss machen. Dieses Mädchen hat sie doch nicht mehr alle!", rief ich. Sauer war eine Untertreibung. Ich war regelrecht kochend vor Wut. Die konnte echt was zu hören bekommen, wenn ich sie das nächste Mal sah.

Zusammen gingen wir runter und schmissen uns aufs Sofa, woraufhin schlagartig mein Handy vibrierte. Es zeigte mir eine Nachricht an, die soeben aufgeploppt war. Ich runzelte die Stirn und las mir die Nachricht durch, während Jae an sein Handy ging und im Flur verschwand, weil ihn gerade jemand anrief.

Yunai

Hey Jongyul. Ich weiß, du bist sauer. Wir sollten das klären...Ich will dir nämlich was sagen.
Ich bin um 10 Uhr vor der Schule, weil ich sowieso gerade in der Nähe war. Komm da hin, dann können wir das besprechen. Und ich will, dass du allein kommst. Muss ja nicht jeder von diesem Stress hier mitbekommen. Also, um zehn allein vor der Schule. Ich erwarte, dass du kommst.

„Mit wem hast du denn telefoniert?", fragte ich, als Jaesung den Raum wieder betrat und sich seufzend neben mich auf das Sofa fallen ließ. „Meine Mutter hat gerade angerufen. Sie war unterwegs mit meinem Vater und will, dass ich kurz nach Hause komme und ihr die Tür aufschließe. Sie haben den Schlüssel zuhause gelassen, weil sie dachten, dass ich da wäre."

Neugierig schaute er auf mein Handy, auf dem immer noch die Nachricht zu sehen war, die mir Yunai gerade geschickt hatte. Sofort verdunkelte sich seine Miene.
„Sie will dich in einer viertel Stunde alleine vor der Schule sehen? Um diese Uhrzeit?!"

„Ja, das ist irgendwie komisch...meinst du, sie..."

„Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl, Jong. Allein. Um diese Uhrzeit. Es ist stockdunkel draußen!"

„Meinst du, sie würde mich zusammenschlagen lassen?", fragte ich ungläubig, aber Jae biss sich nur auf die Unterlippe.
„Ich traue es ihr zu. Es ging sogar mal das Gerücht rum, dass das mal passiert sein soll."

„Man, Jae! Was mach ich denn jetzt? Ich bin so stinksauer auf sie, ich will sie gerade einfach nur anschreien. Und das wäre die beste Gelegenheit, mit ihr Schluss zu machen, ohne dass es die halbe Stadt mitbekommt."

„Du willst da allen Ernstes hingehen?! Weißt du, wie gefährlich das ist? Du hast doch gesehen, wie unberechenbar sie ist!"

„Ja, aber genau aus dem Grund sollte ich hingehen! Wenn ich das jetzt kläre, kann sie mir nichts mehr antun. Wenn ich da nicht hingehe, dann stellt die mich vor versammelter Mannschaft bloß!"

„Jongyul, du hast vielleicht Ideen. Ich finde das nicht gut ehrlich gesagt."
„Aber meinst du, ich könnte es wenigstens probieren?"

Er runzelte die Stirn und schien für einige Sekunden nachdenken zu müssen.
„Unter einer Bedingung. Wir bleiben in Kontakt. Ich muss vorher noch meinen Eltern den Schlüssel bringen, sonst stehen die eine halbe Stunde vor geschlossener Tür, aber das dauert keine fünf Minuten. Solange sorgen wir für eine Telefonverbindung, dass ich hören kann, wenn etwas passiert. Und dann komm ich so schnell es geht zu dir. Verstanden?"

„Okay, dann los."

Ich lief also zügig Richtung Schule, während Jaesung nachhause sprintete, um seinen Eltern den Schlüssel zu überreichen. Es war richtig kühl draußen. Eine zarte Gänsehaut bildete sich auf meinem Arm, während ich zu meinem Handy griff.

„Jaesung, kannst du mich hören?"
„Klar und deutlich."
„Gut, dann pack ich jetzt mein Handy in die Hosentasche. Ich bin gleich an der Schule."

Ich schluckte schwer, als ich merkte, wie mir immer mulmiger zumute wurde. Zitternd vor Angst kam ich der Schule näher, während meine Schritte immer kleiner wurden. Am Schultor blieb ich dann stehen und erblickte letztendlich eine Person im schwachen Licht der Laternen.

Langsam und mit schweren Schritten kam die dunkle Gestalt auf mich zu, bis ich endlich ihr Gesicht durch das graue Laternenlicht erkennen konnte.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt