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-Jongyul-

So schön die Übernachtung am See und das Wochenende auch gewesen waren, jetzt schlug die Realität zurück. Und diese Realität hieß Yunai und stand vermutlich immer noch auf Kriegsfuß mit mir.

So genau konnte ich das allerdings gar nicht beurteilen, denn bevor Yunai überhaupt zu einem Wort ansetzen konnte, zog mich Jae hinter sich und baute sich vor mir auf. Anfangs empfand ich dies als lächerlich, aber irgendwie war es auch ganz nett von ihm.

Wenn man mir nach meinem ersten Schultag in Seoul erzählt hätte, dass sich Jaesung mir gegenüber einmal so verhalten würde, ich hätte einen Besen gefressen. Nie und nimmer hätte ich es überhaupt für möglich gehalten, dass wir uns sogar anfreundeten.

Doch nun stand er hier mit erhobener Brust vor mir und schaute Yunai mit seinem Killerblick an, wenn sie sich uns auch nur näherte.
„Ich mache das nur zu deiner Sicherheit, okay?", schmollte Jae, als er bemerkte, wie ich jedes Mal lachen musste, wenn er mich hinter sich her aus dem Raum zog. So waren wir bereits zum dritten Mal aus der Kantine ins Jungsklo geflüchtet.

Spätestens nach Schulschluss begann der menschliche Schutzwall jedoch zu bröckeln. Ich stand gerade am Haupteingang und wartete darauf, dass Jaesung mit seinem vergessenen Sportbeutel zurückkehrte, als mich eine Stimme rief.

„Jongyul, warte mal kurz!"

Yunai winkte und kam genau auf mich zugelaufen. Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln. Schlagartig wurde mir mulmig zu mute. Ich wusste nicht mehr, ob es sich überhaupt noch lohnte, ihr nachzueifern.

Erst diese Aktion auf beim See, wo sie mich vor allen Leuten bloßgestellt hatte, und dann auch noch die Sache letzte Woche. Da hatte ich sie zufällig vor der Schule in einem Nebengang entdeckt, wie sie mit einem jüngeren Schüler sprach. Er hatte ihr gerade ein Geständnis gemacht, so wie er da gestanden hatte.

Und sie? Sie hatte ihn ausgelacht.

Aber lange konnte ich gar nicht darüber nachdenken, da blieb sie auch schon vor mir und dem nach Luft ringenden Jaesung stehen, der samt Sportbeutel angerannt kam.
„Jongyul, wegen dem, was beim Klassentreffen passiert ist", begann sie und ich schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sollte das jetzt etwa sowas wie eine Entschuldigung werden?

„Das war vielleicht etwas zu krass, was ich da gesagt hab. Ich denke, ich habe überreagiert."

Ich schenkte Jae für einen ganz kurzen Moment meine Aufmerksamkeit, der nur neben mir stand und gebannt zuhörte. Hatte er etwa was damit zu tun, dass sie sich auf einmal entschuldigen wollte? Doch Jaesung schien genau so unwissend zu sein wie ich. Leicht zuckte er mit den Schultern und lauschte weiterhin dem, was Yunai zu erzählen hatte.

„Naja, ich wollte mich halt dafür entschuldigen, was ich zu dir gesagt habe."
Sie schaffte es gar nicht, mir dabei in die Augen zu sehen. Zögerlich fuhr sie fort:
„So schlecht war der Kuss nämlich gar nicht."

Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie sich Jaesungs Lippen immer schmaler wurden.

„Und deshalb wollte ich fragen, ob du vielleicht morgen was mit mir unternehmen willst. Wir könnten ins Café oder so", murmelte sie und lächelte mich dabei schwach an.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt