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-Jaesung-

„Kann es sein, dass du selbst in Yunai verliebt bist?"

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Ich war sprachlos. Sowas traute mir Jongyul ernsthaft zu? Dass ich so tickte? Ich weiß nicht genau warum, aber das traf mich schon irgendwie. Ich dachte, er würde mich mittlerweile gut genug kennen, um zu wissen, dass ich sowas nie im Leben getan hätte.

Ich war nicht so wie Yunai. Ich betrog meine Freunde nicht hinter deren Rücken. Gut, nun musste ich sagen, hatte ich auch nicht wirklich besonders viele, richtige Freunde. Eigentlich hatte ich nur Jongyul. Und der war mir definitiv zu kostbar, als dass ich ihn in irgendeiner Weise hintergangen oder verraten hätte oder so was.

Und das heute war echt der größte Zufall gewesen, den ich jemals erlebt hatte. Gut, vielleicht hatte ich gestern im Café nach dem Rechten schauen wollen, aber heute war ich wirklich nur mit einer Absicht ins Kino gekommen. Ich wollte einfach nur den neuen Kinofilm sehen. Mich ein bisschen ablenken.

Und meine Mutter hatte mir vor drei Tagen eine Karte dafür gekauft. Ich hatte erst vorgehabt, Jongyul zu fragen, ob er vielleicht auch mitkommen wollte, aber dann war ja die ganze Geschichte mit den Dates dazwischen gekommen. Und jetzt hatten wir deswegen Streit.

„Was ist denn jetzt? Sagst du auch nochmal was?", fauchte er mich an und funkelte mit seinen giftigen Augen. Oh oh, er war echt mega wütend auf mich. Es qualmte schon regelrecht aus seinen Ohren. Aber ich war immer noch zu geflasht, um irgendwas herauszubringen.

Wie gelähmt stand ich vor ihm und versuchte verzweifelt, eine Erklärung zu finden. Für einen Moment vergaß ich, wie sehr mich dieser Junge gerade kränkte und schaute ihm fokussiert in die Augen.

„Jongyul. Ich schwöre dir noch einmal. Ich . Will. Nichts. Von. Yunai!"

„Aber wieso? Wieso dann das alles?" Er schaute mich durch seine verletzt wirkenden Augen an. Egal, wie sehr ich mich durch seine Unterstellung gekränkt fühlte, ich hatte ihn auch ganz schön ordentlich verletzt. Ich war jetzt bereits zum zweiten Mal in sein Date reingeplatzt. Wenn es mir gestern schon leid getan hatte, so tat es mir das heute noch mehr.

„Jong, glaub mir doch endlich, ich wusste das doch nicht! Ich hatte nie vor, euch heute hier zu treffen!" Das Betteln schien Wirkung zu zeigen. Er entspannte seine Gesichtsmuskeln ein bisschen und die Atmosphäre lockerte sich. Zum Glück.

„Komm, jetzt setzen wir uns erst mal irgendwo hin", beschloss ich und zog ihn auf die nächste Bank, auf die wir uns dann zusammen fallen ließen.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unendlich scheiße ich mich jetzt fühle. Wie unendlich leid es mir tut, dass ich es schon wieder zerstört habe."

Laut seufzend vergrub Jongyul sein Gesicht in seinen Händen. Das war gerade alles ein bisschen viel. Für uns beide.

Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und dachte nach. Da er sich nicht zu wehren schien, beließ ich es einfach dabei und verharrte eine Weile in dieser Pose, während wir beide einfach nur schweigend nebeneinander saßen. Die Luft zwischen uns beiden war extrem bedrückend.

Ich fühlte mich so unbehaglich. So leer. Wie eine ausgetrunkene Whiskyflasche, die nur Kopfschmerzen verursachte.

„Sag mir doch wenigstens den Grund, Jaesung", flüsterte Jongyul, während er geradeaus starrte.
„Ich-„, begann ich und stockte, „ich kann nicht."
Ich setzte mich wieder ordentlich neben ihn und betrachtete Jong von der Seite, während ich mir verbittert auf die Lippe biss.

Ich konnte ihm nicht erklären, was wirklich in mir vorging. Ich verstand es ja selbst nicht richtig. Ich konnte ihm nicht sagen, dass er so gut roch, als wäre er direkt aus der Badewanne heraus und in ein Blumenmeer hereingesprungen. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich seine Nähe mehr als alles andere genoss.

Ich konnte ihm auch nicht sagen, dass mein Herz komplett ausrastete, wenn er in meiner Nähe war. Oder, dass ich mir manchmal wünschte, er würde mich nie mehr loslassen, wenn er mein Handgelenk ergriff.

Doch das alles war viel zu schwierig zu erklären. Das könnte ich niemals so einfach über die Lippen bringen, wie es mir durch den Kopf ging. Bis auf die Leute, auf die ich mich in der Vergangenheit eingelassen hatte, hatte ich niemals mit jemandem darüber geredet, dass ich nicht auf Mädchen, sondern auf Jungs stand.

Und außerdem musste ich doch für ihn da sein. Ich war hier sein einziger Freund und er war mein einziger. Wir mussten zusammenhalten, wie richtige Brüder. Für komische Gefühle, die alles durcheinanderbrachten, war da nun leider einfach kein Platz.

Jongyul beharrte weiter darauf, dass ich ihm endlich den wahren Grund erzählte. Aber ich brachte es einfach nicht fertig. Es fraß mich von innen auf. Ich hatte Angst. Ich hatte einfach nur Angst vor seinen Reaktionen.

Als ich ihm erneut verzweifelt erklärte, dass ich ihm mein Geheimnis noch nicht anvertrauen konnte, sah man ihm an, wie in Jongyul gerade eine Welt zerbrach. Ich schaffte es gar nicht mehr, in seine traurigen Augen zu sehen, ohne dass mich dabei tausende Schuldgefühle erdrückten, als würden sie in Form von Zementsäcken auf meinem Rücken lasten. Es war grauenhaft.

Und ich hielt es nicht mehr aus.

Ich verstand Jongyul so gut, und trotzdem konnte ich es nicht ändern. Ich konnte einfach nicht über meinen Schatten springen. Es war nachvollziehbar, wenn er mich jetzt hasste. Es war nachvollziehbar, wenn er jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.

Ich merkte schon, wie sich meine Augen langsam aber sicher mit Tränen füllten.

„Dann vergiss es einfach", flüsterte ich mit brechender Stimme. Überfordert und komplett am Ende mit meinen Nerven schnappte ich mir meine Jacke, ließ Jongyul auf der Bank im Flur vor dem Kinosaal sitzen und rannte nach draußen in die Dunkelheit.

I'm Not Your Wingman II LGBTQ+✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt