8.Kapitel Abkommen vom „wahren Pfad" - den Verlockungen des Lebens erliegen

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Mit einem Lächeln auf seinem wohlgenährten Gesicht schlief Bombur weiter, als wäre er nun glücklich all die Sorgen los, mit denen sie sich herumschlagen mussten. Er erwachte plötzlich (...) und als er hörte, dass es nichts zu essen gab, setzte er sich hin und weinte, denn er fühlte sich schwach und wacklig in den Knien. „Warum bin ich überhaupt erwacht!" rief er. „Ich hatte solch wunderschöne Träume."

Der Gang durch den Nachtwald scheint für die Zwerge und den Hobbit, vorerst einmal der negative Höhepunkt ihrer Reise zu sein. Tag für Tag streichen sie durch einen Ort, der an Dunkelheit, Unheimlichkeit und Gefährlichkeit von nicht vielem überboten werden kann. Eine Lebenssituation, die anstrengender und kräfteraubender nicht sein könnte, mit erheblichen Ansprüchen an die physische und psychische Belastbarkeit. Noch dazu werden die Lebensmittel knapp. Kein schöner sie ablenkender Landschaftsanblick hilft ihnen, diese Durststrecke zu überwinden. Sie haben nichts, was sie der Dunkelheit entgegensetzen können. Zusätzlich tritt an dieser Stelle ihres Reiseabenteuers eine neue Lebensqualität und Herausforderung in das Leben jedes einzelnen der Reisegefährten. Zum aller ersten Mal im gesamten Buch sind sie nun wirklich ganz und gar allein auf sich gestellt, kein beschützender allwissender, ihnen den Weg vorgebender Zauberer ist mehr dabei, - nun müssen sie ihrem Leben eine eigene Richtung geben. Als einziges übriggebliebenes Leitsystem haben sie die Anweisungen von Beorn und Gandalf („Auf Wiedersehen" sagt Gandalf zu Thorin „und auf Wiedersehen Euch allen! Stracks durch den Wald geht jetzt euer Weg. Verlasst ihn nie - weicht ihr ab, dann möchte ich wetten, ihr findet ihn niemals wieder und werdet aus dem Nachtwald nicht herauskommen. Und dann, vermute ich, sehen weder ich noch sonst irgendwer euch jemals wieder"(Kap.7)). Dieser Rat von Gandalf als auch von Beorn muss dringlich befolgt werden, wollen sie an ihr Ziel kommen, das wissen sie alle, zu deutlich ist die Warnung ausgesprochen worden, nur ja nicht den rechten, sicheren Pfad zu verlassen, der sie durch den Nachtwald führen wird.

Bereits im 3. Kapitel, wo die Reisegruppe ihren Weg nach Rivendell sucht, benutzt Tolkien die Metapher des schwer zu findenden Pfades, den man auf keinen Fall verlieren darf, sonst sei es um einen geschehen. In diesem früheren Kapitel geht es aber vorrangig um die Schwierigkeit überhaupt den rechten, sehr versteckten Weg zu finden, aber in Abgrenzung dazu geht es hier in diesem Kapitel darum den rechten Weg nur ja nicht zu verlassen. Deutlich sichtbar ist hier der Weg, den die Reisenden durch den Wald folgen müssen. Kein einziges Mal wird erwähnt, dass es Unsicherheiten in Bezug auf den Verlauf des Weges gibt. Der Pfad hier ist deutlich zu erkennen, er ist deutlich sichtbar abgegrenzt vom umgebenden Wald, jedoch tritt nun eine ganz andere Schwierigkeit auf, ein Problem, welches die ganze Gruppe an den Rand des Verderbens führen wird, woran ihr ganzes Abenteuer letztendlich fast zu scheitern droht.

Tagelang folgen die Reisegefährten dem Pfad, der durch den dunklen, unwirtlichen, sich auf die Seele schlagenden Nachtwald führt. Bald gesellen sich neben Gefühlen der Niedergeschlagenheit, Gefühle von Angst, von Hilflosigkeit, von Hunger, schließlich gar von Hoffnungslosigkeit, als der Weg kein Ende absehen lässt und die Essensvorräte vollkommen erschöpft sind („Wie die Tage so einander folgten und der Wald doch immer derselbe blieb, fingen sie an, ängstlich zu werden"). Es gibt keine Lichtblicke mehr für die Reisenden, sie sind allem beraubt, was einem menschlichen Leben Sinn und Richtung gibt. Die Sonne, das Lachen, der Wind auf der Haut, Sicherheit, eine bekannte Umgebung, und es fehlt jede Möglichkeit der Ablenkung („Es dauerte nicht allzulange, da begannen sie diesen Wald aus ebenso tiefem Herzen zu hassen wie die Stollengänge der Orks, nur schien ihnen der Nachtwald noch unendlicher zu sein. Immer weiter mussten sie ziehen, und schon lange wünschten sie sich heiß und innig ein bisschen Sonne und ein Stückchen blauen Himmel und sehnten sich nach einem Windhauch auf ihrem Gesicht").

Der "Kleine Hobbit" als praktischer Begleiter durch die Reise des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt