1.Kapitel Wachsendes Selbstbewusstsein

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Wenn ich sage, er ist ein Meisterdieb, dann ist er ein Meisterdieb oder wird einer sein, wenn die Zeit dazu kommt. Es steckt eine Menge mehr in ihm, als ihr meint, und eine Menge mehr, als er selbst es ahnt"

Mit seiner Behauptung, Bilbo sei ein Meisterdieb oder werde es zum gegebenen Zeitpunkt sein, kennzeichnet Gandalf den Hobbit auf einen Schlag als etwas Besonderes. Zwar zweifeln die Zwerge und ihnen voran der Hobbit dies an, aber der Zauberer lässt keinen Widerspruch zu - er hat den Wert des Hobbits bereits erkannt, wo es noch keiner vor ihm getan hat und er ist sich sicher für diese „Mission" den absolut Richtigen gefunden zu haben.

Ist das nicht Balsam für die eigene Seele, wenn jemand zu einem Zeitpunkt an einen glaubt, an dem man selbst nicht in der Lage ist an sich zu glauben, wo man seine eigenen Stärken nicht selber an sich wahrnehmen kann, weil der eigene Blick diesbezüglich getrübt ist, von blinden Flecken in der eigenen Wahrnehmung, die einem nicht erlauben sich wertungsfrei bzw. abwertungsfrei zu beurteilen. Manchmal glauben andere an einen, bevor man selber es kann. Es ist gut und wichtig, wenn man jemanden im Hintergrund hat, der einem die Sicherheit gibt, sich als das einzigartige Individuum sehen zu können, das man ist. Manchmal ist eine solche Rückmeldung, wie Gandalf sie dem Hobbit gibt, für uns und unser Selbstbewusstsein unheimlich wichtig. Die Rückmeldung von außen ermöglicht es uns, uns selber klarer und bewusster wahrzunehmen. Doch häufig verhindern wir selbst aktiv von dieser Rückkopplungsmöglichkeit mit unsererUmwelt profitieren zu können. Wir scheuen davor zurück zu fragen, was die anderen von uns halten, was sie an uns schätzen und gut finden, aus Angst wir könnten eine negative Antwort erhalten. Wir berauben uns damit aber auch der Möglichkeit positiver Rückmeldungen. Solch positive Rückmeldungen wie Gandalf sie dem Hobbit gibt, der nicht nur den Ist-Zustand des Hobbits sieht und schätzt, sondern das Potential, das in ihm schlummert. Aber selbst dann, wenn die Rückmeldung ungefragt kommt, in Form von Komplimenten, finden wir meist schnell eine Möglichkeit sie abzuwerten und sie nicht als die ehrlich gemeinten Komplimente anzunehmen, die sie oft doch sind. Oftmals entwerten wir solche nett gemeinten Äußerungen, tun sie als „Schönrednerei" ab, statt sie unvoreingenommen annehmen zu können.

Schreib doch einmal, wenn du dazu Lust hast, eine Liste, was alles gut an dir ist und führe dann noch eine weitere Liste, auf die du schreibst, was andere gut an dir finden. Frage ruhig mal nach! Du wirst sehen, wie schwer es einem am Anfang fällt, positive Aspekte für sich selbst zu finden. Man glaube geradezu, der Satz „Eigenlob stinkt" hält uns alle davon ab, unseren wahren Wert erkennen zu dürfen. Glaubst du, Bilbo hätte als positive Eigenschaft angegeben, er könne wesentlich leiser laufen als die Mehrzahl aller Lebewesen? („Es ist wenig, sozusagen gar nichts von Zauberei an ihnen, ausgenommen die alltägliche Gabe, rasch und lautlos zu verschwinden, (....)"). Nein, er hätte das alles als ganz normal angesehen. Und doch sind es manchmal gerade die kleinen Dinge, die andere sehr an uns schätzen. Dinge, die man selber als völlig nebensächlich oder für selbstverständlich findet, die so sehr zu einem gehören, dass man sie selbst schon nicht mehr schätzt, die einen in der Gesamtheit aber oft erst ausmachen und unsere wahren Stärken sind. Und nur, weil wir bestimmte Eigenschaften daneben noch mit anderen teilen (allen Hobbits), heißt das nicht, dass sie weniger Wert sind (da ja alle Nicht-Hobbits diese Fähigkeit überhaupt nicht haben oder nicht so ausgeprägt besitzen, wie z.B. die Zwerge.) Ist es aber nicht gerade so, dass unsere kunterbunte Mischung von Talenten, Fähigkeiten, positiven und negativen Eigenschaften uns erst als die Person, die wir sind, auszeichnet?

Die Rückmeldung, ich glaube an dich und ich stehe bedingungslos hinter dir und ich schätze viele Dinge sehr an dir, haben leider nicht alle von uns von ihren Eltern und ihrem Umfeld mitbekommen. Oft ist das Umfeld, in dem wir aufwachsen mussten, nicht dafür geschaffen gewesen, einen selbstbewussten Menschen aus uns zu machen. Na und, das heißt jetzt aber nicht automatisch, dass dies nun für immer so bleiben muss. Wir können uns unseren Lebenshintergrund neu schaffen und uns Menschen suchen, die reines Wohlwollen unserer Person gegenüber ausstrahlen. Weil wir es in der Kindheit nicht bekommen haben, heißt das nicht, dass wir für immer darauf verzichten müssten. Beim Hobbit reicht die Figur des Zauberers und dieser eines Satzes aus, um ihn langsam von Kapitel zu Kapitel zu einer neuen Person werden zu lassen.

Der "Kleine Hobbit" als praktischer Begleiter durch die Reise des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt