3.Kapitel In unser Leben gewobene Mondbuchstaben

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"Mondbuchstaben sind Runen, sagte Elrond. Aber ihr könnt sie nicht sehen, wenn ihr einfach draufschaut. Sie können nur gelesen werden, wenn der Mond hinter ihnen steht. Bei den verzwickten jedoch muss der Mond von der gleichen Form und es muss die gleiche Zeit sein wie an dem Tag, an dem sie geschrieben wurden""

Der Moment, in dem ihr Gastgeber Elrond einen Blick auf die Karte wirft, die Gandalf Thorin im ersten Kapitel gegeben hat, ist ein ganz besonderer, ein ganz spezieller Moment. Ohne jegliche Absicht, ohne jegliches Hintergrundwissen hält Elrond die Karte so, dass der Mond auf sie scheinen kann. Und plötzlich entdeckt er eine geheime Mondschrift. Eine Botschaft auf dieser Karte, die allem Anschein nach sehr wichtig ist, wenn auch die Zwerge zu Beginn nicht genau wissen, wie sie die Informationen die Elrond ihnen vorliest für sich nutzen können. Erst in einem der letzten Kapitel des Buches wird Bilbo sich schlagartig der Bedeutung dieser Botschaft bewusst. Zum richtigen Zeitpunkt dringt sie in seinem Verstand nach vorne und ihm wird der Wert dieser Nachricht in ihrer Aussagekraft plötzlich klar verständlich.

Wären die Zwerge und der Hobbit nicht nach Rivendell zu Elrond gekommen, gerade als der spezielle Mond auf die Karte schien, hätten sie nie etwas über das Geheimnis der versteckten Tür erfahren und könnten letztendlich im entscheidenden Moment die Tür nicht öffnen. Was hier aussieht wie Zufall und Glück baut jedoch ganz gezielt auf verschiedene vorausgehende Schritte auf: Rivendell rechtzeitig zu finden, die Karte genau zum richtigen Zeitpunkt zu übergeben; genau an jemanden, der mit solchen Zauberschriften etwas anfangen kann, -das alles sind eine Reihe von aufeinander aufbauenden Faktoren, die sich dahin zentrieren, dass zum richtigen Zeitpunkt die entscheidende Botschaft übermittelt wird.

Welche Kräfte spielen hier eine Rolle. Will man von Glück sprechen, von Zufall, von Vorherbestimmung oder Schicksal? Eins steht auf alle Fälle dabei fest: oft müssen viele verschiedene Faktoren zusammenkommen, um ein bestimmtes Ereignis oder eine spezielle Erkenntnis hervorzurufen. Und ist es dann überhaupt bedeutsam, ob man es Zufall, Schicksal oder Koinzidenz nennt. Es ist auf alle Fälle so, dass manche Dinge im Leben nur zu ganz bestimmten Zeitperioden im Leben aussagekräftig sind. Genau zum richtigen Zeitpunkt passen sie wie ein Schlüssel zum Schloss. Davor und danach kann man mit der gegebenen Information, Situation, dem gegebenen Gedanken nichts anfangen („obgleich es in Wirklichkeit vorher gar nicht möglich war und obgleich es wer weiß wann erst wieder eine neue Gelegenheit dazu geben würde"). Davor und danach besitzt diese Information keinen Wert für uns. Kommen zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Faktoren zusammen, ergibt sich daraus erst das fertige Puzzle.

Es ist wichtig für uns zu wissen, dass manchmal eine Chance tatsächlich nur einmal im Leben so gegeben ist. Da müssen alle Sterne, der Mond und die Sonne richtig stehen, damit es gelingen kann. Also müssen wir achtsam und voller Feingespür für uns sein, um nicht diese einmalige Chance durch den Alltag und seine Anforderungen überdecken zu lassen, und sie in ihrer Aussagekraft nicht deutlich wahrzunehmen. (Hast du schon einmal versucht bei Mondlicht zu lesen? Glaub mir, das erfordert höchste Aufmerksamkeit und Konzentration). Wie schnell geht man über so eine Information, so einen Puzzlestein einfach hinweg, ohne zu wissen, wie immens wichtig er in der Gesamtheit der Faktoren ist, - wie weitreichend diese Information, dieser Gedanke für unsere ganze weitere Lebensentwicklung sein kann. Wir sind demnach auch hier wieder aufgerufen zur Achtsamkeit, zum gezielten Beobachten der Ereignisse in unserem Leben. Wie oft finden sich versteckte Hinweise und Botschaften in unserem Leben, die uns deutlich zeigen könnten, wohin unser Weg gehen soll. Manchmal sind es nur kurze flüchtige Gedankenblitze (so flüchtig wie die feinen Fäden des Mondlichtes), die an uns vorbeiziehen und nur wenn wir den Strom der Gedanken anhalten, uns diesen Gedanken, der in diesem Moment eine Aussagekraft für uns hat zuwenden, können wir in unserer Entwicklung weiterkommen. Dann ist für uns dieser Gedanke wie ein Aha-Erlebnis. Das Puzzle setzt sich zusammen und wir stehen staunend davor.

Lasst uns begierig nach den Mondbuchstaben in unserem Leben suchen, - nach dem Zauber der schicksalhaft wirkenden Kräfte. Auf das wir unseren Lebensweg zielsicher bis an bzw. über die entscheidende Geheimtür in unserem Leben hinaus vorantreiben können.







Der "Kleine Hobbit" als praktischer Begleiter durch die Reise des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt