11.Kapitel Der Kampf mit dem Drachen in unserem Leben

9 1 0
                                    

Das Land um sie wurde öde und wüst, obgleich es einmal, (...) grün und freundlich gewesen war. Es gab nur wenig Gras, und es währte nicht lang, da fanden sie weder Baum noch Strauch. Einzig zerborstene und verkohlte Stümpfe berichteten von ihnen. Sie waren in der Verwüstung des Drachens angelangt, (...)"

Immer näher kommen die Reisegefährten dem Ziel ihrer Reise, immer mehr nähern sie sich Smaug dem Drachen und seinem Schatz. Es war leicht für die Mitglieder der Gruppe Mut und Hoffnung zu haben, als der Drache weit entfernt, rein in ihren Vorstellungen existierte. Viel schwerer scheint es jetzt zu sein den Weg weiter zu beschreiten, wo sie den direkten Einflussbereich des Drachens erreichen. Bilbo und die Zwerge sind nun ganz nah an der Behausung des Drachens angekommen. Überall können sie in der Landschaft Beweise für die Zerstörungswut des Drachens sehen. Nichts wächst mehr dort - eine surreale tote Landschaft mit verkohlten Baumstämmen breitet sich vor der Gruppe aus, - eine weite Ödnis, wo einst grüne Täler und Wälder sich ausbreiteten. Das Land, welches früher wunderschön, blühend, ertragreich war ist nun zerstört durch den Drachen.

Direkt mit den Auswirkungen der Drachenwut konfrontiert zu sein wischt alle Illusionen, alle schöngefärbten Träume, die vielleicht in den Zwergen existiert haben mögen, mit einem Schlag weg. Das, was sie sehen, ist die Realität, davor können sie die Augen nicht verschließen. Für jeden einzelnen ist ersichtlich, - es wird ernst - der Drache wartet am Ende des Weges. Jetzt beweist sich, wie stark der Wunsch der Zwerge nach Veränderung, nach Besiegen des Drachens wirklich ist. Der „Anfahrtsweg" war lange und beschwerlich, sie haben darüber zwar an Selbstbewusstsein und Geschicklichkeit gewonnen, aber immer noch können sie sich nicht sicher sein, ob ihre Fähigkeiten zur Lösung des Drachenproblems ausreichen werden („Es war eine mühsame Reise und eine schweigsame und verstohlene dazu. Da klang kein Lied, kein Lachen, kein Harfenspiel, und Stolz und Hoffnung, die sich beim Singen der alten Lieder in ihren Herzen geregt hatten, erstarben langsam. Sie wussten, dass sie nun zum Ende ihrer Reise kamen und dass es ein schreckliches Ende sein konnte").

Angesichts der zerstörten Landschaft tauchen bei den Zwergen aber auch Erinnerungen auf, wie es war, als der Drache sein Zerstörungswerk noch nicht begonnen hatte („Da liegt, was von Dal übrigblieb, sagte Balin. Die Berghänge trugen grüne Wälder, und das ganze geschützte Tal war reich und schön in jenen Tagen (...)"). Trotz der Anwesenheit des Drachens und der Angst, mit ihrem Anliegen scheitern zu können, rufen diese Bedingungen den Zwergen wieder frisch in Erinnerung, weshalb sie diese Reise eigentlich unternommen haben. Der Anblick der zerstörten Landschaft erhöht zwar auf der einen Seite ihre Angst vor dem Scheitern („Sie waren zwar am Ziel ihrer Reise angekommen, aber anscheinend weiter denn je zuvor vom guten Ende entfernt"), stellt aber auch eine Antriebsfeder für sie dar, um darüber eine Verbindung herzustellen, zu ihren sie durchs Abenteuer leitenden Gefühlen von Trauer, von Zorn, von Vergeltungsbestrebungen. Darüber erwacht auch ihr Wille aufs Neue, die durch den Drachen verursachten unsäglichen Bedingungen zurück zu wandeln in wieder lebenswerte Verhältnisse. Sie wissen wieder was das Ziel ihrer Reise ist und das motiviert sie in ihren Bemühungen fortzufahren. Sie wollen den Drachen besiegen, die Trümmer ihrer Vergangenheit wiederzusammensammeln und daraus eine neue Zukunft bauen. Sie erwarten Befreiung und Erlösung von all ihren Belastungen, wenn sie den Drachen vernichten. Altes und Schmerzhaftes kann darüber abgeschlossen werden und Platz machen für eine lebenswerte Zukunft. Eine Zukunft, die es wert ist für sie zu leben und für sie zukämpfen und ein Risiko einzugehen.

Der Drache hier in der Geschichte kann somit als Symbol betrachtet werden, für all das, was sich der menschlichen Entwicklung entgegenstellt, was unser Leben in seinen Grundfesten erschüttern kann und was unberechenbar und ungefragt in unser Leben eindringt, so wie der Drache vor Jahren plötzlich über das prosperierende Dal herein gebrochen war. Nach dem Auftauchen des Drachens ist nichts wie vorher. Da stellt sich natürlich für uns die Frage, was ist für uns, in unserem Leben der Drache? Was wird in unserem Leben gestört, zerstört und von wem? Von welchen Kräften und wie kann man sie bekämpfen? Was bringt uns weg vom ertragreichen, blühenden Leben und hinterlässt uns in einer öden, traurigen Zwischenwelt? Welche Drachen müssen wir besiegen, um wieder frei sein zu können?

Der "Kleine Hobbit" als praktischer Begleiter durch die Reise des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt