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Nathans Sicht:

Während ich sicher gegangen war, das Ace in der nächsten Stunde Unterricht hatte und ich eine Freistunde, begab ich mich auf die Suche nach verräterischen Inhalt in seinem Zimmer. Ich durchstöberte als erstes das Bad und roch an Deo und Shampoo. Auch wenn das nichts Verräterisches war, war es das erste, was mich interessierte. Sein Zimmer harmonierte ganz gut mit meinem, Gott sei Dank war er kein Punk oder so. Er hatte ein paar Bücher, welche ich beschloss mal irgendwann zu lesen, weil sie interessant schienen, z.b „Im Grunde gut" von Rutger Bregman, davon hatte ich schon gehört. Ansonsten fand ich eins zwei Klassiker, die ich schon gelesen hatte. Seine Klamotten traute ich mich nicht zu verwüsten und seine eine Schrankschublade hatte er abgeschlossen, schlauer Junge. Er hatte einige Pflanzen in unser Zimmer gebracht, und einen Teppich, welchen seinen Teil fast gemütlicher erscheinen ließ als meinen sehr einfach gehaltenen. Ich sah zu seinem Schreibtisch und öffnete eine Schublade nach der anderen. Er schien sehr interessiert in Kunst zu sein. Viele verschiedene Tuben, Pinsel wie auch sonstige Utensilien befanden sich dort und ein Skizzenbuch, welches ich langsam durchblätterte. Er malte gerne den Himmel und Wolken. Außerdem die Natur und Menschen. Ich fand unzählige Menschen. Ein Mädchen begegnete mir oft. Braune Haare, grün-graue Augen. Meistens glücklich. Unterschiedlich gestylt. Vielleicht war das ja seine Ex-Freundin. Dann tauchte öfter ein Junge auf. Er war groß. Sein Gesicht war mit schwarzer Kohle übermalt worden. Wenn das mal kein Klischee war. Eine Skizze mit denselben Proportionen war nicht übermalt, der Junge darauf sah unglaublich glücklich aus. Seine Augen waren strahlend blau, man hätte sich glatt in diese verlieben können. Ich war nicht schwul. Aber man hätte sich in diese verlieben können. Vielleicht war es ein Crush von Ace gewesen. Aber dann wäre der Junge nur einmal vorgekommen. Ich sah es noch ein bisschen länger an, schloss dann das Skizzenbuch und gab auf. Ich nahm meine Sweatshirtjacke und machte mich auf den Weg in die Mensa, wo ich mich mit Mason verabredet hatte.

Ace Sicht:

Ich hatte die Pausen damit verbracht die meine Klassenräume zu suchen. Nach Geschichte hatte ich Deutsch gehabt und jetzt habe ich doch tatsächlich zwei Freistunden, weil Bio entfällt. Dann kann ich auch meine Mittagspause vorziehen. Ich ließ mich in der Mensa an einen beliebigen Tisch fallen und hatte mir ein belegtes Brötchen geholt. Dann öffnete ich mein Handy und während ich dieses Mal Nathan mit Mason sah, die gerade die Mensa betraten, sprangen mir unzählige Nachrichten entgegen. Ein paar von meiner Mom. Aber 71 Nachrichten von meiner besten Freundin.

Während mir bewusst wurde, dass ich Mila noch gar nicht geantwortet hatte, verschluckte ich mich. Ja, passiert. Dann schrieb ich ihr zurück und keine Minute später erreichten mich Mason und Satan: „Hey Junge, alles klar bei dir? Nimm's uns nicht übel aber wir setzen uns dahinten hin." Ich sah sie fragend an, doch da machten sie schon kehrt und setzten sich ans andere Ende der Mensa. Autsch. Korb. Länger dachte ich jedoch nicht darüber nach, denn kaum einen Moment später wurde ich angerufen und augenblicklich bildete sich ein Lächeln auf den Lippen: „Ja?" sofort erklang Milas Stimme. „Na, hast du denn gar kein schlechtes Gewissen mir einfach gar nicht zu schreiben?"
Ich schloss meine Augen, um mich nur auf ihre Stimme zu konzentrieren, denn es war eine Pause zwischen dem ganzen Stress, einfach etwas Vertrautes zu hören. Plötzlich musste ich sogar lachen. Wahrscheinlich vor Erleichterung: „Nach deinen 71 Nachrichten schon. Ich hab mich sogar verschluckt und mich gleich in der Mensa blamiert." Nun lachte sie: „Na gut, dann verzeihe ich dir."

Ich schnappte schnell meine Sachen und machte mich auf den Weg nach draußen: „Sag mal, müsstest du nicht eigentlich gerade im Unterricht sein?" Ich stellte mir vor, wie sie grinste und stolz erklärte: „Ich habe mich erfolgreich auf der Toilette versteckt." Jetzt konnte ich mich komplett entspannen, doch meinte etwas besorgt: „Mila du böses Mädchen, geh in den Unterricht! Aber da du für mich schwänzt, ist das natürlich okay... Du bist gerade echt meine Heldin."

Sie war neugierig: „Schon ein paar heiße Jungs entdeckt?" Ich meinte etwas sarkastisch: „Heiß? Heiß?! Verdammt heiß! Aber als wenn sich nur irgendjemand für mich interessieren würde. Ein paar heiße Jungs sind auch für dich dabei. Komm doch vorbei und schnapp dir einen. Aber nicht hinter meinem Rücken. Wir wollen ja nicht, dass unsere Beziehung darunter leidet, nicht wahr?" Erfreut verließ ich die Mensa. Sie grinste, da war ich mir sicher: „Wenn die Pause kommt, kann ich auf Lautsprecher stellen, dann kannst du uns allen erzählen, was los ist." Ich vermisste sie. „Mila?"
„Ja?"
„Du bist ein Schatz."

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