09

77 4 0
                                    

Sichtwechsel zu Ace:

Tch. Was denkt er eigentlich wer er ist? Ungerührt sah ich zu ihm auf und lächelte: „Schönen Tag dir, Nath." Ich schnappte mir mein Zeug und machte mich auf, in den zweiten Schultag hinein. Wurde Zeit, dass ich mich auf die wichtigen Sachen konzentriere. Han hatte Bio- und Mathe-LK, so hatte ich heute nur Geschichte mit ihm. Ich hatte nicht alles abgewählt, was ich hätte abwählen können, im Nachhinein hätte ich das lieber tun sollen. Ich hatte zu viel Stunden Unterricht. Es war ziemlich anstrengend.

Inzwischen hatte ich erfahren, dass die Party am Freitag um 8 Uhr beginnen würde. In Englisch fand ich heraus, dass David bereits 20 Jahre alt und ebenfalls ein Sportfan wie auch ein Literaturfan war, was uns etwas Gesprächsstoff versprach. Er war relativ offen, seine ruhige Art hatte mich vermuten lassen, dass er nicht viel sprach. Das Gegenteil war der Fall. Er lachte viel und sprach liebend gerne, sodass wir auch die Pause zusammen verbrachten.

Mit ihm verbrachte ich den ganzen Vormittag und die Mittagspause, in der Han sich dann zu uns gesellte. Die zwei waren sich zwar noch suspekt, aber sie konnten nicht wissen wie froh ich war sie zu haben und wie wohl ich mich fühlte.

Es war bereits später Nachmittag und ich machte mich auf den Weg zur Sporthalle, denn gleich hatte ich meine erste Stunde mit Nathan und dem 11er-Sportkurs, den wir unterstützen. Es graute mir ein wenig vor dem Kennenlernen und ich wurde etwas nervös, doch freute ich mich auch. Zu meinem Erstaunen war ich nicht der erste und Nathan, wie auch ein paar Elftklässler warteten schon auf den Lehrer. Ich ging auf Nathan zu, der nicht einmal von seinem Handy aufsah. Ich lehnte mich neben ihm an die Wand. „Und? Schon Potenzial entdeckt?" War die Frage nicht dumm gestellt? Mir ging es schließlich nicht nur um die Leistung sondern auch darum, dass sie Spaß hatten. Ich überlegte fieberhaft, warum mir keine andere Frage eingefallen war und warum mein Gehirn nur auf so niedrigem Niveau laufen konnte.

Er hob langsam den Blick: „Denke schon. Ein paar gutgebaute Jungs sind dabei." Ich sah in die Ferne: „Mhm." Er achtete durchaus auch bei Jungs auf den Körperbau, vermutlich aber ohne sich was dabei zu denken. Er würde Schwule hoffentlich nicht allzu sehr hassen. Oder besser gesagt: Er würde hoffentlich mich nicht allzu sehr hassen.

Herr Traumann kam, begrüßte uns und ließ uns erstmal in die Sporthalle. Und jetzt kam das, worauf ich mich am meisten an diesem Tag gefreut hatte und gleichzeitig am meisten vor gefürchtet hatte. Wir betraten das Schlachtfeld. Oder besser gesagt: Die Umkleiden. Es roch bereits ein bisschen nach Deo, was ich zutiefst verabscheute, denn die Jungs, mit denen ich bisher immer Sport gehabt hatte, hatten die Umkleide immer in ein Parfümladen verwandelt. Zumindest solange, wie sie mich noch bei sich umziehen ließen. In dem letzten Halbjahr war es leider dazu gekommen das ich mich hatte auf der Toilette umziehen müssen, denn leider konnten sie Schwule dort nicht leiden.

Ich knirschte unbewusst mit den Zähnen. Zwei, drei 11er sahen mich neugierig an. Ich verbannte meine Gedanken schnell und legte meine Sachen auf den ersten Platz neben der Tür. So machte ich es immer. Nathan legte seine Sachen neben mir ab und ich musste ungewollt schmunzeln. Wenn er sich nur bewusst wäre, das ich meine Augen dann nicht von seinem Oberkörper lassen konnte. Hehe.

Ich konzentrierte mich schnell aufs Umziehen und zog mich um, ohne einen anderen zu beachten. Naja ok. Ich schielte zu Nathan und betrachtete sein Sixpack, von dem ich nichts gewusst hatte und seine Muskeln. Schien als sei ihm Sport überraschend wichtig. Ich zog eine Jogginghose an und ein engsitzendes T-Shirt. Ich raufte mir einmal die Haare und zog Turnschuhe an. Dann noch Deo und fertig war ich. Ich war schon in der Mittagspause auf dem Klo gewesen. Denn ich musste immer vor Sport. Doch am ersten Tag wollte ich mir das nicht geben. Also ging ich. In der Turnhalle sprach Herr Traumann kurz mit uns: „Ich werde euch vorstellen, bitte sagt was euch besonders interessiert an dem Sport und was euer Lieblingsbereich ist. Außerdem euer Alter und in welcher Klasse ihr seid." Wir nickten gehorsam. Nathan war ernst. Hörte zu. Ich hatte kaum Kurse mit ihm, aber wenn ich denn einen hatte, saß er immer still da, gab ernste Antworten und arbeitete mit. Er war mir ein Rätsel. Okay, und wenn ihm was nicht passte, dann diskutierte er auch gerne.

Die Truppe setzte sich auf dir Tribüne, während wir neben dem Lehrer standen und ihm zuhörten, wie er uns präsentierte: „Das sind Nathan und Ace. Wie angekündigt sind das eure Paten. Sie werden einmal die Woche hier sein und mich etwas unterstützen. Wenn ihr Glück habt helfen sie euch auch mal nach der Schule, falls ihr Fragen habt. Sagen wir es so: Sie werden euch ein bisschen unter die Arme greifen und Tipps geben", Herr Traumann sah zu uns: „Bitte stellt euch vor." Nathan sah kurz zu mir, dann zu der Klasse. „Wie gesagt, mein Name ist Nathan. Meine besonderen Bereiche sind Basketball, Handball, Leichtathletik. Ich werde mich bemühen zu helfen wo ich kann. Auf eine gute Zusammenarbeit! ...Ach ja, und ich bin 19 Jahre alt und gehe in die 12e." Er lächelte in die Runde und ich war fast geblendet von seinem Lächeln, was anscheinend nur die Welt außerhalb mitbekam. Oder eben der Sportkurs.

Ich sah ebenfalls auf: „Hey. Ich bin Ace, 18 Jahre alt und gehe in die 12c. Mein Fachbereich ist Volleyball, Badminton, und jetzt bitte nicht lachen: Gymnastik. Ich freue mich auch mit euch zusammenarbeiten zu können. Ich denke wir werden ganz gut miteinander auskommen. Also schließe ich mich Nathan an. Auf eine gute Zusammenarbeit." Ich grinste breit. Das entwichene Grunzen oder wie ich es nennen konnte, bei dem Wort "Gymnastik" von Nathan, ignorierte ich gekonnt. Und dann ging es los, wir machten den Sportunterricht heute mit, um einen Eindruck zu bekommen und uns ein bisschen mit den Schülern zu unterhalten. Warmlaufen, anstrengendes Basketballspiel was ich nicht wirklich mochte, weil ich Spiele hasste, wo sie mir auf die Pelle rückten, aber ich konnte gut Pässe geben, was mir dann auch gut gelang, verschwitzt verließen wir die Turnhalle und kehrten zurück in die Umkleiden. 

In SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt