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Der Kunstraum lag ein paar Minuten entfernt, war aber dennoch im selben Gebäude. Was ein Glück. Ich sah mich nun etwas genauer um, da ich gestern in der Hektik des Schulalltags nicht dazu gekommen war. Die Wände waren von dem Wandmalkurs bemalt worden, wobei ein paar echt gute Stücke rausgekommen waren. Ich fand schließlich den Raum 108 und klopfte leise an den Türrahmen. In dem Raum befanden sich nicht viele Personen. Ein paar Schüler die verteilt im Raum an Leinwänden saßen und nur kurz aufschauten und eine junge Frau die ich Mitte dreißig schätze. Sie war blond, trug ebenfalls Malerklamotten und war gerade dabei einen Schrank aufzuräumen. Sie sah lächelnd auf und schien wie eine sehr positive und starke Frau. Ich mochte das auf Anhieb: „Ein Neuling, hm? Ich hab dich bei Frau Zawanski im Kurs gesehen. Du bist dieses Jahr hergewechselt?" Ich nickte freundlich: „Ja. Ich hab gehört hier kann man Leinwände kaufen und diese bemalen?" Sie nickte: „Ja. Ganz richtig. Bietet sich ja an in so einem Raum." Der Raum hatte hohe Decken und große Fenster durch die das Nachmittagslicht schien. Der Raum war etwas chaotisch, wenn auch gemütlich und verlieh etwas Frisches. Er war in weiß gestrichen und bildete einen perfekten Rückzugsort für mich. Die Farbe die an manchen Stellen klebte machte mir wenig aus und ich sah suchend zu dem Schrank in dem sich tatsächlich diverse Sachen stapelten. Farbe und Leinwände. Die Lehrerin lächelte: „Willst du heute schon malen? Wie du siehst haben wir noch einiges an Platz." Ich nickte: „Ich würde mir gerne die Leinwände ansehen."

Sie nickte lächelnd und trat zur Seite: „Kein Problem, welche Größe brauchst du denn?" Ich sah mir sie erst mal an und dann die Preise. Die Preise waren sogar noch relativ niedrig, und sie erzählte mir, dass sie einen Bonus bekam, weil es für die Schule war. Ich war zufrieden und leerte somit meinen Geldbeutel, der in meiner einen Hosentasche steckte. In der anderen steckte mein Handy mit dem ich dann auch über Ohrstöpsel Musik hörte. Ich hörte kurz ein Lied um mich ein bisschen von der Realität zu lösen und um mich ganz auf meine Vorstellung konzentrieren zu können.

Ich hatte vor, etwas in Bewegung zu malen und wollte etwas Sportliches miteinzubauen. Frau Swin hatte mir erklärt das jeder Neuling einmal die Farben benutzten durfte, die schon offen waren, denn die meisten hatten sich noch nicht eingerichtet.
Was auch immer sie damit meinte. Ich überlegte kurz. Welche Person konnte ich malen ohne das es komisch war, wenn sie das Bild zu Gesicht bekommen sollte? Nathan? Würde zu peinlich werden. Han. Wäre komisch genau wie David, am Ende denken sie sich noch mehr als sie sollten. Ah. Schrecklich. Und sportlich.

Ich begann zu malen. Eine Basketballmannschaft in Aktion auf einem Sportplatz an einem schönen Tag, wo mal Sonne zwischen majestätischen Wolken vorbei sah. Alle in dieser Mannschaft so wie ich sie an ihren besten Tagen kannte. Han. David. Mum. Dad. Mila. Nathan. Alle die mir wichtig waren. Auch Elias. Obwohl er mir mit seinem Scheißverhalten am Ende ziemlich viel kaputt gemacht hatte, hatten wir doch als Liebespaar auch einige schöne Momente und er hatte früher eine große Rolle gespielt.

Ich hatte die Uhr im Blick und malte gute drei Stunden, bis mein Magengrummeln nicht mehr zu überhören war. Frau Swin die mir angeboten hatte mich außerhalb der Schule Fabienne zu nennen erklärte mir als ich dabei war zusammenzupacken. „Es gibt Schließfächer in diesem Raum. Wenn du eines haben willst musst du das sagen. 5€ im Monat. Teuer, aber es lohnt sich, dann muss man nicht immer alles durch die Gegnd schleppen." Jetzt verstand ich auch, was sie vorhin mit einrichten gemeint hatte.

Ich sah zu den Schließfächern hinten an der Wand, die ich bisher gar nicht bemerkt hatte und nickte: „Ja, kann man auch Samstags kommen? Dann würde ich alles herbringen und bezahlen." Sie nickte: „Der Raum ist eigentlich immer offen. Der Eingang wird von draußen überwacht. Also klau besser nichts." Sie zwinkerte und sagte das spielerisch. „Kann also sein, das ich nicht sooo oft da bin. Aber Samstag bin ich dann da!" Ich nickte lächelnd und sie bot an die Leinwand stehen zu lassen und meinen Namen auf die Oberseite zu schreiben so machten sie es hier normalerweise.

Also tat ich dies und machte mich auf den Rückweg. Ich durchquerte die Pausenhalle bevor ich zu den Treppen gelang und sah erneut diesen Jungen, den ich vorhin als Elias missverstanden hatte. Ich schüttelte den Kopf und wollte gerade weitergehen, als er in eine andere Richtung als zu seinem Freund sah und diese Richtung zufällig meine wahr. Und siehe einer an. Ich hatte mich nicht geirrt.

War irgendwie schon zu erwarten. Trotzdem verschlug es mir die Sprache und ich sah ihn einen Moment an wie ein Auto. "Warum?" Schoss es mir als erstes durch den Kopf. Warum war er hier? Warum begegneten wir uns schon wieder? Auch er sah mich an wie ein Auto. Schien also kein Zufall zu sein. Er sagte etwas zu seinem Freund und kam dann auf mich zu. Er kam vor mir zum Stehen. Seine gerade Körperhaltung die 1a war, hatte schon immer etwas Bedrohliches: „Hey." Sagte er schwach. Was heißt hier schwach. Sein hey wurde zwar mit fester Stimme vorgetragen doch war die Bedeutung einfach schwach, nach allem was wir über den anderen wussten: „Hey." Erwiderte ich dumpf.

„Wie... kommst du hierher?" Ich fixierte seine Augen und funkelte ihn wütend an, denn ich konnte es einfach nicht unterlassen auch wenn ich es mir so sehr wünschte: „Ich habe die  Schule gewechselt. Ich wollte dem Gespött aus dem Weg gehen", Ich wusste nicht ob es fair war. Weil er von seinem Bruder beeinflusst wurde. Aber irgendwie schaffte ich es nicht auch nur etwas Verständnis aufzubringen. Ich fuhr schwungvoll fort: „Und du? Was hat... dich hierher verschlagen?"

Er grinste und irgendwie fand ich es fies, das Lächeln: „Wir sind umgezogen." Ich nickte und schwieg. Und er schwieg. Und ich schwieg. Er musterte meinen Körper. Sein Blick blieb an meiner Hüfte hängen. Fuhr höher blieb an meiner Brust hängen. Er sah zu meinem Hals. Dann sah er mir in die Augen: „Malklamotten, hm? Hast dein Hobby wohl noch nicht aufgegeben. Freut mich." Ich nickte leicht, angewidert, denn ich wusste das er nicht nur meine Klamotten betrachtet hatte: „Ja. Mich auch. Ich muss dann. Man sieht sich." Auch er nickte und schnell lief ich weiter um dieser Situation, die mich vollkommen durcheinander warf schnellstmöglich zu entfliehen.

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