Teil 2 Kapitel 12

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Callums Sicht:

Ich habe mitbekommen, das Ace schwul sein soll. Er hatte mich nach meinem Buch gefragt, wegen Nathan. Ich spielte an einen meiner Ringe rum, die ich an meiner Hand trug. So war der Unterricht wenigstens nicht ganz so langweilig. Böse stierte ich diese an. Ich hatte keinen fröhlichen Charakter, das musste ich erneut feststellen. Zwischen mir und Zatrian war nichts Besonderes passiert. Zumindest seit der Sache mit der Nachhilfe: Ich hatte diese Hilfe nicht angenommen. Bisher. Ich hatte zwanzig Mal darüber nachgedacht, aber entschieden hatte ich mich letztendlich noch nicht.

„Hey, Hört ihr zu!?" Der Lehrer sah uns an. Er hatte endlich den Raum betreten, wenn auch sieben Minuten zu spät und wollte nun mit dem Unterricht beginnen. Immerhin war ich nicht der einzige, der nicht aufpasste.

„Also nochmal, wir haben einen neuen Schüler, dahinten sitzt Azriel. Und jetzt bitte aufpassen wir machen weiter mit dem Unterricht!" Azriel. Der Name war seltsam. Der Typ in der letzten Reihe sah asiatisch aus. Aber ich glaube ganzer Asiate war er nicht. Er hatte aber trotzdem einen koreanischen, japanisch, chinesischen Touch. Ich hatte nicht sonderlich Ahnung über diese Länder, obwohl ich sie unbedingt besuchen wollte. Sein Kleidungsstil war sehr stylisch. Er ging wohl mit den Trends mit, die bei uns noch nicht vollkommen angekommen war. Er sah irgendwie schick aus. Und abgehoben. Er schminkte sich. Das war ja mal soooooooo Klischee. Wollen wir wetten, er ist einer von 30 die das dort machen? Der Rest läuft wie jeder normale Mensch ohne Schminke rum. Und hell, er sah auch nicht so aus, als wenn er hier wäre um irgendwelche Freunde zu machen. Seine Haare waren dunkelbraun, fast schwarz aber teils rot gefärbt. Es sah gut aus. Zumindest sähe es gut aus, wenn ich ihn mögen würde. Ich interessierte mich nicht weiter für ihn. War ja auch nur ein Neuer. Und natürlich: Der Lehrer sagte niemals, nie, bitte Herr lieber Azriel stellen sie sich doch vor, nein man wurde in die Klasse gesetzt und gut war. Stirbst du, dann stirbst du. Jeder ist doch für sich selbst verantwortlich. Es passierte einfach nichts Spannendes. Okay, davon abgesehen, dass ich nachher eine Familiensitzung mit Mason und Mum hatte. Mein Vater war noch auf einer Geschäftsreise soweit ich wusste. Es zog sich heute echt alles ewig in die Länge.

Pünktlich am Nachmittag um drei saß ich bei Mason im Zimmer und wir riefen per Skype meine Mum an.

„Ja? Hallo, meine Jungs! Wie geht es euch, wir haben uns ja echt ewig nicht gesehen!" Sofort musste ich lächeln, konnte gar nicht anders. Ich wollte gerade antworten, doch Mason kam mir zuvor und antwortete grinsend: „Ganz gut. Du wirst es nicht glauben, aber Callum hat sogar einen Freund gefunden! Er ist kein Einzelgänger mehr!" Ich sah ihn an, als könnte ich ihn umbringen. Meine Mutter freute das natürlich riesig: „Was? Callum! Erzähl. Davon hast du mir letzte Woche gar nicht erzählt! Du hast gesagt, alles ist wie immer!" Ich öffnete meinen Mund und schwieg eine Sekunde bis ich mich gesammelt hatte: „Jaa... Also, so viel ist da auch gar nicht. Er ist nur ein Typ, mit dem ich Bio und Chemie zusammen habe und Englisch, aber das war es dann auch schon... ja und wir reden ab und zu Mal." Mason sah mich genervt an: „Das ist eine Lüge. Also, er heißt Zatrian und ist der beste Freund von Joseph, seinem Zimmermitbewohner. Und unser kleiner Freund hier, untertreibt. Zatrian passt gut auf ihn auf. Ich sehe wie sie manchmal in der Mensa Blickkontakt haben. Callum ist zwar kratzbürstig aber Zatrian lächelt trotzdem meistens. Ich würde sagen er hat Nerven." Er grinste fies. Natürlich musste er mir eins auswischen! Ich sah wütend zur Seite und biss meine Zähne aufeinander. Wie konnte er nur...! Ich würde es Mum ja wohl selbst erzählen können, was gerade passierte, davon abgesehen, das es nur halb stimmte. Die Blicke in der Mensa die wir teilten, waren mehr oder weniger einfach nur Provokationen die wir teilten. Wenn er merkte, dass ich gut drauf war, dann zog er mich manchmal auf. Meine Mutter blickte mich prüfend an: „Aha." Ich hielt die Luft an, und es fühlte sich mehr an, als sei jede Luft aus meinen Lungen gepresst.

„Mason übertreibt. Ich gehe meinen Alltag nach und Zatrian kreuzt diesen manchmal, das ist alles. Davon abgesehen, was läuft bei dir Mason? Du hast Mum ja letzte Woche Freitag nicht zurückgerufen, sodass ich mit ihr telefoniert habe, weil sie so besorgt war. Was gibt es bei dir neues!" Ich versuchte das Gespräch von mir runter zu lenken und warnte Mason, denn wenn er jetzt die falsche Karte spielte, würde rauskommen das er am Freitag feiern war. Was Mum immer besorgte. Und das das Telefonat nicht so wichtig war wie feiern, würde sie noch mehr ärgern. Oh ja. Dann war er durch.

Mason war immer etwas vernachlässigt worden, weil ich zwar gut in der Schule war aber es mir angeblich an Selbstbewusstsein fehlte und ich nicht so war sie es gerne hätten. Ts. Ich zwang mich zu einem Lächeln. Es tat mir Leid für ihn. Etwas. Aber nicht übermäßig viel. Das Gespräch verging und ich bekam zwanzig prüfende Blicke. Jeder wusste, dass ich Menschen nicht mochte. Tut mir Leid, aber ich habe gemerkt, dass ich keine Lust habe feiern zu gehen, irgendwelche Attraktionen wie Freizeitparks zu besuchen oder mit einer Gruppe von Freunden rumzuhängen. Mein Leben war nicht wirklich in Balance. Zumindest für alle. „Na dann. Wenn Zatrian Lust hat, dann kann er ja Mal mit nach Hause kommen. Du kannst ihm dann die Stadt zeigen!" Sie hatte sich seinen Namen gemerkt. Kein gutes Zeichen. Ich nickte langsam: „Vielleicht." Sie nickte.

Eine viertel Stunde später waren wir fertig. Ich war in meiner Wohnung und schloss die Tür hinter mir, stellte freudig fest, dass ich alleine war. Ich war kurz unsicher, aber dann beschloss ich: Es war jetzt egal. Ich machte meine Musik an und räumte nun etwas die Küche auf, einer meiner seltenen Tage. Dann kochte ich. Ich wippte dabei im Takt, sang dabei ein bisschen mit, konnte aber nicht wirklich singen. Nein, ich kann wirklich nicht singen. Langsam löste ich mich und wurde lockerer, tanzend und singend, grässlich singend, fühlte ich mich wohl. Das war meine Seite, meine eigene, die ich mochte und die ich viel zu selten rauslassen konnte, weil ich nie alleine war. Denn alleine fühlte ich mich wohl. Und selbstbewusst. Sexy. Ich summte, nächste Zeile leise mitgesungen, und mitgetanzt.

Ein Pfeifen. Ich fror in meiner Bewegung ein. Dann fiel die Haustür ins Schloss. Das Pfeifen war so eines wie man es in Filmen kannte, wenn ein Junge einem Mädchen nachpfeift. Mein Herz klopfte, während ich mich langsam ganz langsam Richtung Haustür drehte. Mein Mund geöffnet, meine Zähne zusammengebissen.

Und da war er. Lehnte im Türrahmen, sah scheiße gut aus, -und ich bin nicht gay-. Wirklich nicht. Er sah mich von oben mit halbgeschlossenen zusammengekniffen Augen an, hatte einen Mundwinkel nach oben gezogen, grinste. Leckte sich über die Lippen. Zatrian. Ich starrte ihn nur an, während er mich musterte. Joseph der dahinter stand, sah mich belustigt an. Er dachte wahrscheinlich, das Zatrian sich über mich lustig machte, fand das böse witzig, aber ich wusste das Zatrian sich nicht über mich lustig machte. Er genoss es, das ich etwas preisgegeben hatte, was ich nicht wollte. Und er wusste, dass in mir gerade eine Eiszeit herrschte. Er lachte leise, drehte sich um und verschwand mit Joseph in unserem Zimmer. Ich stand da, das Ticken der Uhr. Dann hielt ich mir beide Hände vor den Mund um keinen übertrieben kreischenden Ton von mir zu lassen. Holy Shit!!! Luft anhaltend.


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