Callums Sicht:
Ich hasste es. Ich hasste es so sehr. Warum musste er alles haben, was ich nicht hatte? Warum? Warum zur Hölle? Ich schniefte. Ich konnte es kaum fassen das ich mich in meinen winzigen Schrank gequetscht hatte, nur um meine Ruhe zu haben. Ich wollte einfach meine Ruhe haben und nicht erwischt werden. Ich passte nicht in diese Schule. Ich war zu dumm dafür. Ich war mit meinen Gefühlen überfordert, ich hatte eine Schreibblockade und die Probleme mit Zatrian schnürten mir die Kehle zu. Ich bekam keine Luft. Ich schnappte, meinen Kopf in meiner Armbeuge vergrabend, nach Luft und heulte leise in mich hinein. Ich hatte keine Talente. Wirklich nicht. Ich hatte keine Talente, interessierte mich allerdings für das Schreiben.
Nachhilfe. Ich bräuchte Nachhilfe, wirklich? Aber dazu müsste ich mir erst einmal eingestehen, dass es okay war schlecht zu sein? Nachhilfe bedeutet offiziell, dass man dumm ist. Ich hörte wie die Haustür ins Schloss fiel. War Joseph schon wieder da? Ich mochte den Typ nicht sonderlich. Er hatte sich zwar einige Pulspunkte verdient weil er mit Zatrian befreundet war, doch das hieß noch lange nicht, dass das alles ändern würde. Davon abgesehen, das ich Zatrian eigentlich immer noch nicht ausstehen konnte. Ich ging ihm immer aus dem weg wenn ich konnte. Das Schicksal wollte allerdings das wir ständig etwas miteinander zu tun hatten und jedes Mal lernte er ein Stück über mich und ich verlor ein bisschen meiner Privatsphäre.
Ich hatte mein Abi fast geschafft. Ich wollte danach unbedingt reisen. Ich hatte keine Ahnung was ich nun wirklich mit meiner Zukunft anstellen wollte. Ich besaß das große Glück das ich mit einer Familie verwandt war die viel Geld verdient, weshalb ich ein wenig länger hatte um meine Träume zu verwirklichen. Meine Tante hatte mir einiges gegeben, damit ich reisen konnte und wenigstens versuchen konnte eine Karriere als Autor zu beginnen. Es wenigstens versuchen konnte. Aber war ich überhaupt gut genug. Ich lehnte meinen Kopf an die Wand, versuchte zu entspannen, denn ich war mit meiner Kraft am Ende. Alles war mir geraubt worden. Ein Lichtstrahl fiel auf mich herab. Die Schranktür war einen Spalt geöffnet worden. Ich erwartete schon fast wieder einen beschissenen Spruch von Joseph doch ich war schneller: „Joseph, verpiss dich... Ich kann dich jetzt echt nicht gebrauchen." Es folgte kurze Stille doch ich hörte über mir ein tiefes Rumpeln, was mich schon in meine Träume begleitete: „Schade nur, das ich nicht Joseph bin. Warum verkriechst du dich im Schrank? Ist wer gestorben?"
Er würde nur lachen, wenn er wüsste mit welchen winzigen Problemen ich hier zu kämpfen habe. Ich schluckte. Der Junge, wessen Haare mich immer an Zartbitterschokolade erinnerten ging in die Hocke und öffnete den Schrank seufzend eine Spalte mehr. „Oy! Callum! Komm raus und nimm deine Eier aus dem Kühlschrank." Ich streckte meine Hand nach der Tür aus, streifte seine große heiße Hand und wollte die Tür schließen: „Lass mich in Ruhe. Meine Eier können warten! Ich brauch sie jetzt nicht. Ich kann dir auch so ins Gesicht sagen das du, arroganter Vollidiot, jetzt gehen sollst!" Er öffnete die Tür und kam mir etwas näher, sodass sein Kopf dicht vor meinem weilte, und somit vor meinem Knie, denn ich vergrub meinen Kopf wieder in meiner Armbeuge, die ich auf meinen Knien platziert hatte.
Sein leichter Duft nach Wald und draußen stieg mir in die Nase. Mein Körper wollte sich entspannen doch ich wehrte mich dagegen. Er meinte leise und beruhigend: „Weißt du, Niveau sieht nur von unten wie Arroganz aus."
Allein über diesen Satz und ihn konnte ich ein Buch schreiben. Aber ich hatte echt keine Lust mehr über Liebesromanzen zu schreiben. Seine Hand legte sich auf meinen Arm und zeichnete diesen mit einem unsichtbaren Brandfleck, bevor er aufstand und den Raum verließ: „Rede mit mir, wenn du Hilfe brauchst. Ich kann dir in der Schule helfen wenn du Hilfe brauchst. Aber nur wenn du auch bereit dafür bist, zu lernen."
Ich wartete noch eine ganze Weile und kletterte dann aus dem Schrank und richtete mich auf. Nun entdeckte ich auch den Grund warum er wusste, das ich in der Schule Probleme hatte, auf dem Schreibtisch lag meine Deutsch 4 und meine Mathe 5. Daneben lag eine Tafel Zartbitterschokolade. Ich musste sarkastisch auflachen. War das sein Ernst? Mit Kummer öffnete ich die Packung und schob mir ein Stück Schokolade in den Mund. Schokolade verband uns auf jeden Fall, denn wenn ich daran zurückdachte, wie er mir grinsend berichtete, das Zartbitterschokolade viel gesünder war als meine weiße, die ich so bevorzugte, dann begann mein Herz zu klopfen, und ich wünschte mir nichts mehr als ihn jetzt in meiner Nähe zu haben. Aber irgendwie war klar, dass aus uns nie etwas werden würde. Er wollte keine Ahnung was werden, aber irgendwas schlaues, und ich war ein einfacher Autor der reisen wollte. Und schreiben. Ganz viel Schreiben.
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In School
RomanceGerade als ich die zweite Kiste auspackte, hörte ich ein Klacken der Haustür und mein Herz drohte aus der Brust zu springen. Würde ich hier wirklich klarkommen? Ich hievte die nächste Kiste auf den Schreibtisch und öffnete sie, um beschäftigt und ni...