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Sichtwechsel Nathan:

In meinem Deutschkurs, und ich liebe Literatur, saß Callum. Er schrieb Bücher und hatte mich gebeten Korrektur zu lesen. Inhalt und Rechtschreibung. Er hatte eine gute poetische Ader und konnte Gefühle ziemlich gut ausdrücken. Es war eine Liebesgeschichte mit Science-Fiction, die ich dem kleinen braunhaarigen gar nicht zugetraut hatte. Allerdings musste er das locker fünf Mal überarbeiten. Seine Rechtschreibung war eine Katastrophe und manchmal drückte er sich eben auch falsch aus. Ich packte meine Sachen und verließ leise die Wohnung. Ich hatte Ace meinen Wecker gestellt, sodass er aufstehen musste, und nicht zu spät kommen würde. Ich selbst hatte wieder einen Fluchtinstinkt und verschwand bereits um viertel nach sechs. Normal verschlief ich eher, aber von Angst getrieben wachte ich früh auf.

So konnte ich Callum wenigstens noch sein Buch zurückgeben. Ich kannte ihn nicht nur aus Deutsch. Zufälligerweise war er auch Masons Bruder. Ich war mir jedoch nicht einmal sicher, mit wem er zusammenwohnte. Ich erinnerte mich Wage an einen Joseph. Himmel, wer nannte sein Kind Joseph? Vor allem, weil er auch Jo-Sep ausgesprochen wurde. Müde taumelte ich einen Stock tiefer und klopfte an Zimmer 27.

Müde öffnete mir ein relativ kleiner Junge. Er trug eine Brille, runde Brillengläser. Seine braunen Locken standen wirr ab und er sah mich mit zusammengekniffenen Augen noch etwas schlaftrunken an. „Nathan?" War ich zu früh? Er trat zur Seite: „Warum bist du um diese Uhrzeit wach? Wie früh gehst du schlafen?" Ich konnte mir nur zu gut vorstellen wie Callum nächtelang durchschrieb. Er war ein bisschen anders als der Rest. Er verleugnete nicht, dass er Literatur und Poesie liebte. Romantik liebte. Ich sah mich seufzend um und betrachtete das Chaos in dem er lebte: „Du hast es echt nicht so mit Ordnung, oder?" Callum warf mir einen ungewohnt bösen Blick zu.

Er war heute etwas gereizt, warum auch immer: „Halt die Klappe... Mir geht es gut. Außerdem sah deine Wohnung, als ich einmal bei dir war, auch nicht gerade ordentlich aus!" Ich grinste breit: „Das war, bevor Ace da war." Dann rutschte mir das Grinsen aus dem Gesicht und eine Falte bildete sich auf meiner Stirn. Hatte Ace mir Ordnung beigebracht? Anstand? Veränderte er mich wirklich so sehr? Werde ich jetzt schon vollkommen verrückt? „Schön für dich! Mein Mitbewohner droht schon auszuziehen", ein Seufzen folgte. "Sorry, wenn ich so gereizt bin.", da war er wieder. Der Callum, den ich kannte. Stets wissend, wenn er mal unfair war. „Hat Joseph, so heißt er doch, eigentlich auch dein Buch gelesen?"

Callum überlegte: „Ich habe es ihm gegeben. Ich habe aber keine Ahnung ob er es schon gelesen hat. Wahrscheinlich hätte ich es ihm nicht geben sollen, er hat was gegen mich. " Callum hatte mich in eine kleine Küche geführt, und ich ließ mich auf einen Stuhl fallen.

„Kaffee?"

„Nichts lieber als das." Ace mochte Kaffee nicht, und so durfte ich ihn, wenn ich Kaffee trank, wegen des Geschmacks nicht küssen, also würde mein Konsum in Zukunft ziemlich sicher abnehmen.

Ich knurrte leise und fuhr mir über das Gesicht. Schon wieder muss ich an Ace denken. Dabei will ich das gar nicht. Alles wäre mir lieber, als an ihn denken zu müssen. Ich wollte mich nicht an ihn binden. Ich war ein unabhängiger Mann.

„Und was sagst du zu dem Buch?"

Ich seufzte. Ich konnte nur eine ehrliche Rückmeldung geben, richtig?

„Also. Es gibt positive und negative Punkte. Ich bin ziemlich fasziniert davon, wie du es schaffst deine Gedanken rüberzubringen. Ich liebe die Art wie du schreibst, es fühlt sich an, als würdest du eine Geschichte erzählen und keiner widerspricht dir oder kann dir reinreden, weil du sie so mitreißt. Auch die Story ist gut, obwohl ich überrascht bin, dass du in einem Genre wie diesem schreibst. Du bedienst keine Klischees, sondern änderst sie ab oder erfindest bereits bestehende Ideen neu. Deine Charaktere sind menschlich und sehr nachvollziehbar. Allerdings ist die Geschichte noch nicht vollkommen und mir fehlt irgendwas daran, ich kann dir leider nicht genau sagen was. Zur Rechtschreibung kann ich nur sagen, oje, und zur Hölle wie setzt du Kommas? Davon abgesehen, musst du deine Sätze teilweise umstellen, ich habe dir alles reingeschrieben."

Callum machte Kaffee und hörte mir aufmerksam zu, dann nahm er den Packen Blätter und blickte hinein, blätterte meinen rot markierten Text durch. Und mein Stift war nun leer. Ich gähnte.

„Du musst es einfach ein paar Mal überarbeiten aber ich mag das Buch sehr." Er nickte müde. Ich legte meinen Kopf schief: „Sag mal ist alles ok bei dir?" Er schüttelte den Kopf: „Nein. Definitiv nicht. Aber ich will nicht drüber reden." Ich nickte: „Frühstück?" Er nickte und ich erhob mich um zusammen mit ihm ein schnelles Frühstück zuzubereiten und die Küche etwas in Ordnung zu bringen. So konnte ich wenigstens etwas helfen.

Mein Handy hatte zwei Nachrichten von Ace. Ich zog es vor nicht zu antworten.

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