29. Hoffnung

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~Du frisst die Angst, schenkst mir Mut und neue Kraft~

"M-max", flüsterte ich geschockt und schaute auf den neben mir regungslosen Körper meines Bruders. Er lag auf der Brust und seine Augen waren geschlossen. Erst jetzt fiel mir die rote Flüssigkeit an seinem Rücken, welche welche sich fast in das komplette Oberteil sog, auf. Sofort drückte ich meine fache Hand auf die klaffende Wunde, um die Blutung zu stoppen.

In mir machte sich Angst breit. Angst und Hass. Ein weiterer Schuss fiel. Ich machte mich klein und legte schützend meine Hände über den Kopf. Es waren die Polizisten die den Schuss abgefeuert hatten, denn Tobi ließ die Waffe fallen und fiel ebenfalls zu Boden. Sie hatten ihm in die Beine geschossen. Einige Sanitär kamen hektisch zu uns gelaufen und knieten sich neben Max.

Ich schenkte dem Blondschopf keine weitere Beachtung, legte mich neben meinen Bruder auf den einskalten Boden und schloss die Augen. "Cat...es tut mir leid", hörte ich tiefe Stimme des 187-Boss durch mein Ohr. Ich antwortete ihm nicht und fasselte in mich hinein: "nein nein, das ist nicht war, nur ein böser Traum! Ich wache gleich in meinem Bett auf und dann ist alles gut!"

Mit Tränen in den Augen, vergrub ich mein Gesicht in den tattoowierten Arm meines Halbbruders, denn ich wusste ganz genau, dass das hier die bittere Realität war. "Cat komm zur Seite, du muss den Sanitätern ihre Arbeit machen lassen", sprach John mit einem ruhigen Tonfall und strich mir über den Kopf. "Nein lass mich", jammerte ich leise, wehrte mich jedoch nicht, als er unter meine Arme griff und mich hoch zog.

Ich fiel in seine Arme und ließ den Tränen freien Lauf. In meinem Hals hatte sich ein riesiger Kloß gebildet, ich drohte an ihm zu ersticken. Meine jetzigen Gefühle überfluteten mich wie eine übermächtige Welle. Angst. Trauer. Wut. Hass. Es war so viel. Zu viel.

Hilflos versuchte ich nach Luft zu schnappen. Diese unglaubliche Angst führe dazu, dass ich Kälte und Wärme zu gleich verspürte. Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wagen und verschwanden in dem schwarzen T-Shirt von Bonez. Er versuchte mir irgendetwas zu sagen, doch seine Stimme drang nicht durch meinen Kopf. Sie fühlte sich so weit entfernt an.

P.O.V. John
Noch nie in meinem Leben, war ich so planlos und überfordert wie heute. Mein Bruder Max, welchen ich schon seit mehr als sieben Jahren kannte wurde angeschossen und seine kleine Schwester war deswegen seelisch zerstört. Scheiße, Mann! Keiner hatten in so kurzer Zeit, so oft Pech wie sie. Und kaum war ein Problem gelöst, trat auch schon das nächste auf.

Am liebsten würde ich diesem Paul in der Luft zerreißen und diesen Scheiß spritzen, den sie Cat verabreicht hatten. "John?...wird...wird Max ster-sterben", nuschelte sie gegen meine Brust und vergrub sich nur noch mehr in den Stoff meins Oberteiels. Ich war über ihre Frage geschockt. Wie konnte sie auch nur einen beschissen Gedanken daran verschwenden.

"Hey", ich hockte mich zu ihr runter und platzierte meine Hände auf ihren Schultern, "ich bin zwar kein Arzt, aber ich bin der klaren Überzeugung, dass er es schaffen wird...und auch du weißt, dass er ein Kämpfer ist! So eine mickrige Schusswunde, steckt er locker weg, als wäre es ein kleiner Kratzer. Außerdem würde er dich niemals einfach so im Stich lassen."

Ich versuchte sie etwas aufzumuntern, dennoch stand sie wie ein Häufchen Elend an ihrem Platz. Die Schultern hangen wie ein Sack Kartoffel an ihrem Körper und ihre langen Haare bedeckten ihr komplettes Gesicht. Ihr Kopf hang schlapp dem Boden entgegen. Ich strich ihr einige Strähnen hinters ohr, um freies Blickfeld auf ihr Gesicht zu bekommen.

Das Blau in ihrer Iris war verblasst, ihre Augen rot und angeschwollen vom weinen. Es war wirklich kein schöner Anblick, sie so zerrissen zu sehen. Auch nicht, für so einen harten Rapper wie mich. Ich schielte rüber zu den Sani's, welche den leblos wirkenden Körper von Max auf eine Trage hebten.

Team Loyal 2-hermanoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt