40. Bleib Ruhig

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~Bruder, bleib ruhig
Komm runter und entspann dich~

"Wie meinst du das", sagte ich verwirrt und sah ihn, mit einem Fragezeichen über dem Kopf an. Wieder sprach er in Rätseln, was mich bei anderen Personen sofort nerven würde. "Als ich Linda zurück hielt, sah ich mehrere blaue Flecken an ihrem Arm...Ob sie noch immer mit diesem Typen zusammen ist", der letzte Satz von Max, war eher für ihn selber bestimmt.

Er blickte mehr oder weniger durch mich hindurch und hielt sich nachdenklich das Kinn. "Welcher Typ", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und fing an ungeduldig mit meinem Fingern herum zu tippen. "Er ist im Grunde genommen...euer Vater, ich hielt schon damals nichts von diesem Kerl", meinte mein Bruder und sah mir durchdringlich in die Augen.

Unser Vater? "Wieso, was hat er getan und warum bist du dir sicher dass er Linda verletzt hat und sie nicht einfach hingefallen ist oder so", meinte ich und schien seiner Aussage unbewusst zu wiedersprechen. Max zog seine Beine ein Stück an, um etwas stabiler zu sitzen und durchfuhr seine Haare dann mit der Hand.

"Er stand schon oft vor Gericht! Dieser Typ ist durch und durch verrückt und gefährlich", meinte er und knackte bedrohlich mir seinen Fingern, "und für einen Sturz sind es viel zu viel...ich habe einen richtigen Handabdruck um ihr Handgelenk gesehen. Ich bin mir ganz sicher, dass er noch bei ihr ist; sie trägt seinen Namen als Tattoo auf dem Unterarm, es sah ganz frisch aus"

Ich blickte in den Himmel, an welchem die Sonne hell heuchtete und dachte kurz nach. Na toll! Jetzt ist mein Vater möglicherweise auch noch ein Schwerverbrecher? Schlümmer kann es ja ger nicht mehr werden! Aber warum ist meine Mutter nicht abgehauen?

"Aber wenn er doch so gefährlich ist, warum hat sie ihn dann nicht verlassen", teilte ich dem Rapper meinen Gedanken mit und sah ihn an. "Zwang, Manipulation, Blindheit,...", antwortete er, zuckte jedoch auch ahnungslos mit den Schultern. Ich nickte verständnisvoll und drehte meinen Kopf dem Wasser entgegen.

Es ging ein stiller Wind, was ich vor allem an den leichten Wellen in der Elbe sehen konnte. In der Luft lag der angenehme Geruch von Regen. "Und was hast du jetzt vor", sagte ich meinen Bruder, obwohl ich schon die Antwort meiner Frage wusste. Nach einer kurzen Zeit, in der Max überlegte, wie er mir antworten könnte stand er auf und sah auf mich herab.

"Lass uns nach schauen, was da abgeht", sprach er mit einem etwas ernsteren Tonfall und bot mir seine Hand zum aufhelfen an. Doch ich wusste nicht, ob das eine so gute Idee war. Lind wollte uns nicht sehen und ich sie jetzt auch nicht mehr. Also! Warum sollte ich mich dann um sie sorgen? Immerhin kannte ich diese Frau noch nicht einmal.

"Komm schon Cat, wenn nicht bei ihr los ist, können wir immernoch gehen und diese Frau hinter uns lassen", schlug Max, ihm schien mein skeptischer Blick aufgefallen zu sein, vor und sah mich etwas unbeholfen an. Ich seufzte, griff jedoch einverstanden nach seiner Hand, welcher er mir noch immer entgegen hielt.

Mit einem Ruck zog mich der Rapper hoch und grinste mich zufrieden an, unsicher lächelte ich zurück. Er verlor keine Zeit und machte sich auf den Weg, während ich ihm nur wie ein Straßenhund, der nach Futter sucht, hinterher drottete. Auch wenn ich Max vertraute, ich konnte mich einfach nicht seinem Vorhaben anschließen.

Diese Frau ist für mich gestorben! Ich bin die letzten sechzehn Jahre ohne sie klar gekommen und werde auch die nächsten hundert Jahre sie nicht brauchen! Aber Max zu Liebe, werde ich ihn natürlich begleiten, auch wenn es reine Zeitverschwendung ist. Ich war so tief in meinen Gedanken verschwunden, dass ich nicht mal mitbekam, wie lange wir gelaufen waren und schon längst vor dem kleinen Haus standen.

Ungeduldig verschränkte ich meine Arme vor der Brust und stieß hoffnungslos die Luft aus, während ich meinen Bruder dabei zusah, wie er die Klingel betätigte. Erst jetzt fiel mir auf, dass im Inneren des Hauses Laute Musik lief. Doch zwischen den lauten Tönen war dennoch etwas anderes zu hören; die Stimme einer Frau, welche zu weinen schien.

Team Loyal 2-hermanoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt