Chapter 49

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Nachdem Zayn sich wenigstens etwas beruhigt hatte und seine Schnitte am Arm nicht mehr bluteten, hatte ich ihm angeboten etwas zu Essen in sein Zimmer zu bringen.

Um ehrlich zu sein hatte ich keinen Plan, was ich sonst noch hätte tun sollen. Ich war es nicht gewohnt, Teil einer solchen Situation zu sein und war dementsprechend auch etwas überfordert.

"Wirst... Wirst du Nate etwas davon sagen?", fragte er leise, ala ich auf die Tür zuging und schielte dabei auf seinen Arm, der jetzt von einem Pulli bedeckt wurde.

Ich hielt inne und sah ihn an, wie er verletzt in der Mitte seines Zimmers stand. Langsam nickte ich. "Du darfst ihm sowas nicht verheimlichen, Zayn. Dein Bruder macht sich Sorgen-"

"Er hat genug eigene Probleme, Roxy! Er soll sich nicht auch noch um mich kümmern müssen als wäre ich nicht in der Lage, selbst auf mich aufzupassen!"

Ich starrte den Blauäugigen mit hochgezogener Augenbraue an. "Wie viele Schnitte hättest du noch gezogen, wenn ich nicht reingekommen wäre?"

Er biss sich zögerlich auf seine Unterlippe und blickte stur auf den Fußboden. Wir wussten beide, dass es noch sehr viele mehr geworden wären.

"Warum hast du das getan?"

Zayn sah bei meiner Frage überrascht zu mir auf, vermutlich war es das erste Mal, dass jemand sie ihm überhaupt stellte. Denn das erste Mal geritzt hatte er sich heute nicht, das war mir klar.

"Du würdest es nicht verstehen."

Ich unterdrückte einen Seufzer. "Versuch es mir zu erklären, bitte. Ich will wissen, warum du dich verletzt wenn er es schon zehn Jahre lang bei dir getan hat." Mit einem fürsorglichen Lächeln ging ich wieder auf ihn zu und umgriff seine Hände.

"Weil es diesmal ich bin", antwortete er ganz ruhig und sah mir direkt in die Augen. "Das ist mein Körper und zehn Jahre lang er war nie mehr als ein verdammtes Spielzeug für ihn. Ich war nur irgendein Mittel zum Zweck. Aber das hier", er deutete auf seinen Arm, "Habe ich getan, Roxy. Nicht er. Ich. Es erinnert mich daran, dass das hier eben nur mein Körper ist und nur ich darüber zu bestimmen habe und jeder... jeder Schnitt betäubt den anderen Schmerz. Den, den er mir zugefügt hat."

Nennt mich bekloppt, aber ich glaube, ich konnte es nachvollziehen. Zumindest ein wenig. Zayn verletzte sich, aber dadurch, dass es er selbst war und nicht sein Vater fühlte er sich besser, weil es diesmal Zayn war, der seinen Körper kontrolliert.

Eine Art... Unabhängigkeitserklärung.

Ganz langsam nickte ich, wusste aber nicht, was ich dazu sagen sollte. Wie gesagt, einerseits verstand ich ihn, aber andererseits...

Andererseits verletzte er sich selbst und setzt äußerliche Narben, die wie Puzzelteile zu seinen Inneren passten.

"Wie oft schon, Zayn?", fragte ich einfach, meine Stimme war nicht mehr als ein schwaches Flüstern. Mein Hals schnürte sich zusammen bei dem Gedanken daran, dass er das schon viel zu oft getan haben musste.

Ich runzelte verwirrt die Stirn, als Zayn plötzlich zögerlich seine dunkle Jeans etwas nach unten Schob und mir somit seine Leiste zeigte. Ein Wirrwar von dünnen, weißen Linien stach mir sofort ins Auge und ich konnte nicht anders, als scharf die Luft einzusaugen.

"A-Auf der anderen Seite... geht es weiter", flüsterte er zittrig, während ich weiterhin auf die Narben starrte, die sich eindeutig von seiner etwas brauneren Haut abhoben.

Schließlich sah ich ihm wieder in die Augen. "Wer weiß davon?"

"Du."

Ich schloss kurz die Augen und atmete schwer aus. Diese Antwort hatte ich befürchtet. "Zayn-"

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