Chapter 58

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"Ich weiß, dass es ziemlich dumm kommt, aber ich mag deine Eltern nicht sonderlich", gestand mir Nate, als wir nach etwa zwei weiteren Stunden auf dieser Gala in seinem Auto saßen und nach Hause fuhren. "Aber deine Grandma ist der Hammer!"

Leise lachte ich. "Ja, mit ihr habe ich mich immer am besten verstanden. Es war damals wirklich schlimm, als sie nach Paris gezogen ist." Gesitesabwesend spielte ich mit dem Stoff meines Kleides, bis Nate meine Hand in seine nahm und sie einfach nur hielt.

"Ich verstehe", murmelte er, dann zog er seine Stirn in Falten, "Warum nennst du sie eigentlich Chefin?"

Ich erwiederte das Grinsen auf seinem Gesicht und fuhr mir lachend durch die Haare. "Mein Grandpa ist früh gestorben, also stand meine Grandma plötzlich ganz alleine da, mit einer rießigen Firma die geführt werden musste und sieben Kindern, wovon der Älteste gerade mal fünfzehn Jahre alt war. Sagen wir es so, sie hatte alles sehr gut unter Kontrolle und hat sich den Namen mehr als verdient."

"Sie ist ja auch ziemlich respekteinflößend", schmunzelte Nate.

Ich nickte. "Ja, es war für sie nicht gerade leicht in der männerdominierten Geschäftswelt erfolgreich zu sein, das ging nur mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein. Und es hat geklappt, das Business ging steil bergauf und wird jetzt von dem ältesten Bruder meines Dads weitergeführt. Die Chefin hat gemeint, dass sie nun zu alt für den Mist wäre."

"Verständlich." Er sah mich nachdenklich an. "Sind deine Onkel und Tanten eigentlich alle so... geschäftstüchtig?"

Das Wort geldgeil umschrieb er wirklich sehr gut.

"Oh nein", lachte ich und das schien ihn irgendwie zu beruhigen. "Charlie hat, wie gesagt, die Firma meiner Grandma übernommen. James unterrichtet Physik an einer Hochschule in Australien. Er ist das Genie der Familie. Meine Tante Sylvie reist mit ihrer selbstgegründeten Tierschutzorganisation um die Welt und hilft wo sie kann. Simon lebt mit seiner Familie in Italien und arbeitet zusammen mit seiner Frau als Modedesigner. Ziemlich erfolgreich, muss ich sagen. Mein Onkel Thomas lebt auf einer Ranch in Texas, dort ist er vor etwa einem Jahr hingezogen. Das ist übrigens auch der, der mir das Motorradfahren beigebracht hat. Und zuletzt wäre da noch der Jüngste, Lucas. Er hat eine rießige Autowerkstatt in Miami und ist meistens damit beschäfigt irgendwelche Autos zu tunen."

Nach meiner kleinen Familienübersicht schielte ich zu Nate, der schon wieder verwirrt die Stirn gerunzelt hatte.

"Und wie kommt es, dass nur dein Dad so einen Stock im Arsch hat?" Er warf mir einen kurzen Blick zu und biss sich dann entschuldigend auf die Unterlippe. "Sorry."

Ich winkte ab. Die Wahrheit ließ sich nunmal nicht verleugnen. "Laut Grandma und seinen Geschwistern war er früher auch nicht so. Er hat sogar ewig lange Motorradausflüge mit seinen Brüdern unternommen, anstatt Tag und Nacht zu arbeiten. Angeblich, oder eher wahrscheinlich, liegt es an Mum." Etwas bedrückt spielte ich weiter mit Nates Fingern.

"Hast du mit ihrer Seite der Familie weniger zu tun?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Ihre Eltern sind gestorben, als ich zwei Jahre alt war und Geschwister hat Mum keine."

Er nickte verständnisvoll und lenkte den Wagen weiter über den dunklen Highway. Ich selbst hasste es im Dunkeln zu fahren, aber Nate bewegte den Wagen so sicher, dass ich mich vollkommen wohl fühlte.

Gerade als ich etwas später kurz davor war einzudösen, weckte mich Nates leicht angesäuerte Stimme wieder.

"Ich mag es nicht, wie sie mit dir umgehen Rox."

Es war mir klar, dass er meine Eltern meinte. Müde fuhr ich mit meiner Hand durch meine leicht verknoteten Haare. "Ändern kann man es sowieso nicht und es macht mir nicht so viel aus." Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Ich habe mich dran gewöhnt."

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