Chapter 45

2.4K 102 3
                                    


Es wunderte mich wirklich, dass meine Eltern beide in der Küche saßen und keiner von ihnen auf das Handy oder den Laptop starrte.

Hiermit gab ich das achte Weltwunder bekannt.

"Hey", begrüßte ich Mum und Dad argwöhnisch mit gerunzelter Stirn und schnappte mir einen Apfel aus der Schale die auf dem Küchentisch stand. "Ist was?"

Genüsslich biss ich in das rote Obst und sah fragend meine Eltern an. Dad rückte sich die edle Krawatte zurecht, die bestimmt mehr gekostet hatte als man für so etwas ausgeben sollte, bevor er seine Stimme erhob.

"Nun, Roxana, am Samstag findet in der Stadt eine Gala statt, die sehr wichtig ist. Viele hochrangige Menschen werden dort sein und natürlich wirst du uns begleiten." Seine dunkle Stimme zeigte mir, dass eine Diskussion nichts bringen würde, also seufzte ich nur ergeben.

Was mich allerdings trotzdem noch verwirrte war die Tatsache, dass sie mir das nicht einfach so in mein Zimmer gebrüllt hatten wie sonst, sondern extra ihre Arbeit zur Seite gelegt hatten um auf mich zu warten. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete ich meine Eltern, während ich den Saft des Apfels von meinem Mundwinkel wischte. Hier war irgendetwas im Busch.

Und was, berichtete meine Mutter.

"Außerdem wird jeder gebeten, mit einer Begleitung zu erscheinen-"

Alarm! ALARM!

"-Und deshalb wird dich Scott Anderson begleiten."

Vor Schock verschluckte ich mich an dem Apfelstück in meinem Mund und konnte nachvollziehen, wie es damals Schneewittchen ging. Das konnte nicht deren Ernst sein!

Es dauerte eine Weile, bis ich meine Sprache wiedergefunden und das Apfelstück runtergeschluckt hatte. "Lieber schaufel ich mir mein eigenes Grab als mit ihm dort hin zu gehen! Das könnt ihr vergessen!"

"Roxana!", brüllte mein Vater und ich zuckte zusammen, bevor ich mich grimmig zu ihm drehte, "So langsan reicht mir dein Verhalten! Was denkst du eigentlich, wer du bist? Du benimmst dich wie ein asoziales Miststück, zu dem wir dich ganz sicher nicht erzogen haben!"

Es fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube, so von seinem Vater genannt zu werden. Ungläubig starrte ich ihn an. "Ihr könnt mir doch nicht vorschreiben, mit wem ich etwas unternehmen soll, geschweige denn mit wem ich am besten eine Beziehung anfangen soll!", rief ich wütend und knallte das angebissene Obst auf den Esstisch nur um dann meine Hände zu Fäusten zu ballen.

"Und wie wir das können, Fräulein!", mischte sich nun auch Mum ein, "Immerhin sind wir deine Eltern-"

"Ja, fantastische Eltern!", rief ich sarkastisch und lachte trocken auf, "Ihr habt euch nie für mich interessiert und jetzt juckt es euch plötzlich mit wem ich was zu tun habe? Nur wegen dieser verkackten Firma!"

Mum rieb sich gequält ihre Schläfen. "Oh Gott, du machst mir Migräne mit deinem Geschrei", brummte sie genervt.

Fest biss ich auf die Innenseite meiner Wange um zu verhindern, gleich komplett zu explodieren.

"Du bist alt genug um zu verstehen, dass man manchmal Opfer bringen muss!" Dad war stocksauer.

"Ich bin aber vorallem alt genug um zu verstehen, wofür es sich lohnt Opfer zu bringen!", warf ich ihm entgegen. Meine Fingernägel bohrten sich allmählich fest in meine Handinnenflächen, was ziemlich schmerzte, aber diese Tatsache ignorierte ich einfach.

Mum riss empört ihren Mund auf. "Willst du etwa sagen, dass die Firma deine Opfer nicht wert ist, Roxana?" Ihre Augen blitzten feindselig, denn ihre Firma war ihr Baby, ihr ein und alles.

Your World in Flames  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt