Chapter 68

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"Zayn."

Es war nicht mehr als ein erstickter Laut, der aus meiner Kehle kroch. Mühsam rappelte ich mich auf, ignorierte dabei Nate, der mich festhalten wollte und den Schwindel, der mich fast wieder umschlug.

Er konnte nicht noch da drinnen sein!

Meine Schritte beschleunigten sich wie auch mein Herzschlag, ich rannte geradewegs auf das brennende Haus zu, welches in sich zusammen fiel. In der Nähe erklangen laute Sirenen und zeigten mir, dass das hier alles die Wirklichkeit war.

Gott, bitte mach, dass Zayn da raugekommen ist!

Ich klammerte mich an diesen Gedanken, an diese Hoffnung, wie eine Ertrinkende und rannte. Erst als ein Paar starke Arme mich festhielten stoppte ich. Ich wirbelte herum, wollte denjenigen Anschreien, der mich aufhielt, und sah in grüne Augen.

"Du kannst nichts tun", flüsterte Nate, seine Stimme zitterte, sein Griff war nicht so fest wie ich es gewohnt war. Seine grünen Augen leuchteten nicht, sondern waren finster wie der Himmel über uns.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein! Ich... N-NEIN!" Die letzten Worte schrie ich, wollte nicht wahrhaben was er da sagte. Die Hitze des Feuers schlug gegen mein Gesicht, das Knistern war so laut dass ich Angst hatte, taub zu werden. Der Rauch brannte in meiner Kehle.

Die ersten Feuerwehrleute begannen, das Haus zu löschen, die Flammen zu töten. Ich wollte zu ihnen, wollte in das Feuer rennen und nach Zayn suchen, nachsehen, ob er nicht doch irgendwo war. Ob er nicht doch wie durch ein Wunder überlebt hatte.

Aus meinen Augen lösten sich die ersten Tränen. Er konnte nicht tot sein. Er konnte nicht ausgerechnet hier gestorben sein! Nicht jetzt! Nicht so!

Mein Atem ging schneller, mein Herz drohte sich zu überschlagen. Wieder sah ich Nate an, der mich noch immer hielt. Auch aus seinen Augen tropften Tränen, die Spuren auf seiner sandigen Wange hinterließen und sich mit dem Blut aus seiner Wunde vermengten.

"Sag mir, dass das nur ein weiterer Albtraum ist", flüsterte ich, meine Stimme drohte zu brechen, "Bitte sag mir, dass ich gleich aufwachen werde!" Ich schrie. Ich konnte nicht anders. Mit diesem Schmerz in meiner Brust und dieser Verzweiflung konnte ich nicht anders umgehen.

Nates Wangen wurden immer nasser, sein Griff immer lockerer an meiner Taille, seine Augen immer leerer. Schwach schüttelte er den Kopf und ich schluchzte auf.

Rufe der Feuerwehmänner hinter uns drangen in mein Ohr, doch ich ignorierte sie. Sah nur Nate an und wollte mir nicht vorstellen, was er durchmachte. Ich drückte mich an ihn, sofort vergrub er sein Gesicht in meinen Haaren. Er zitterte, er zitterte am ganzen Körper und schluchzte kaum hörbar, doch ich war nicht besser.

Gemeinsam sackten wir kraftlos auf den Boden, konnten es beide nicht fassen, dass Zayn wirklich weg war. Dass wir ihn nie wieder sehen würden. Dass Nate nun auch noch seinen Bruder verloren hatte.

Dass Zayns jahrelanger Kampf so endete.

"Ich war zu spät."

Nates Worte zerissen mein Herz und ich schob meine eigene Trauer für eine Minute zur Seite, um mich um ihn zu kümmern. Es tat so unglaublich weh ihn das sagen zu hören.

"Gib dir nicht die Schuld dafür", sagte ich leise, aber eindringlich, "Nichts davon ist deine Schuld Nate." Meine Stimme bebte, Tränen liefen unaufhörlich über meine Wangen.

Noch bevor er etwas erwidern konnte, packte mich jemand fest am Arm. Ich wurde grob herumgewirbelt und sah kurz darauf in die Augen eines Sanitäters, der mich stärker als er sollte zur Seite stieß.

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