K A T R I N A
„Leroy", keuche ich und versuche die Tränen weg zu blinzeln, die mir die Sicht nehmen. Gerade als ich auch mit der anderen Hand nach seinem Arm greifen will, schlägt er sie einfach sachte weg und pustet den stinkenden Qualm aus. Ich beginne zu husten und wende den Kopf ab, während ich die Wand abtaste, um zu sehen, ob ich mich irgendwie festkrallen kann.
Ich traue ihm zu, dass er mich fallen lassen wird, denn diese Höhe würde mich nicht töten, sie würde mir nur alle Knochen brechen.
Wimmernd bohre ich meine Fingernägel in seine Haut, denn wenn er meinen Unterarm wirklich loslässt, dann werde ich fallen. Leroy beißt die Zähne zusammen, sagt jedoch nichts.
„Also, ich habe deine Worte jetzt verstanden, dass du sehr wahrscheinlich vor dem Altar einfach verneinen wirst, oder habe ich unrecht?", fragt er mich und blickt interessiert auf mich herab. Aus großen Augen starre ich auf den brennenden Stengel vor mir, der verdammt nah an meinem Arm ist und eine dunkle Vorahnung beschleicht mich. Nein, das will er doch nicht wirklich tun, oder?
„Leroy... Was hast du vor?", krächze ich, ohne die Zigarette aus den Augen zu lassen. Leroy schmunzelt und nimmt wieder einen tiefen Zug, sodass die Zigarette weiter anbrennt. Wenn das so weiter geht, dann wird die Asche auf meinen Arm oder mein Gesicht fallen und das wird verflucht nochmal weh tun.
„Um ehrlich zu sein, will ich dir nicht weh tun, Chica. Du bist verwirrt, verletzt und einfach nur erschöpft und deshalb gehe ich nicht die harte Tour mit dir durch", beginnt er und sieht seufzend auf mich herab. Ich reiße die Augen fassungslos auf. Wenn das nicht die harte Tour ist, was ist es dann?
„Und irgendwo bin ich auch ganz schön müde", fügt er hinzu und presst die Lippen zusammen, ehe er einen weiteren Zug nimmt. Ich beiße die Zähne zusammen und spüre, wie ich durch seine Worte nur wütender werde.
„Du bist so ein...-", beginne ich gerade und möchte ihm eine fiese Beleidigung an den Kopf werden, da lässt er meinen Arm wenige Zentimeter los, sodass ich vor Schreck aufschreien muss.
„Ah, ah, ah. Lass das mal lieber, wir verschwenden nur Zeit."
„Ich werde dich nicht heiraten", bringe ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuche mich wieder mit der anderen Hand an ihn festzuhalten, doch er stößt sie abermals weg, wobei ich nur knurren kann. „Leroy, ich werde fallen! Das ist nicht mehr witzig!"
„Ich mache nie Witze." Ernst erwidert er meinen Blick und zieht wieder einmal an der Zigarette, an dem der brennende Stengel kurz vorm Fallen ist. Ich beiße mir angestrengt auf die Unterlippe, spüre wie mir der Schweiß die Stirn runterrollt und mich kitzelt.
„Du wirst mich verbrennen. Du sagst, du willst mir nicht weh tun, aber tust es."
„Oh bitte, das ist ja wohl kaum schmerzhaft, nur ein kleiner Schönheitsfleck", schmunzelt er und scheint wirklich amüsiert. Mir entgleiten die Gesichtszüge bei seinen Worten. Der Kerl ist krank.
Er ist einfach nur krank.
„Leroy", versuche ich es ein weiteres Mal, doch wieder unterbricht er mich.
„Je länger du es hinauszögerst, desto größer wird die Möglichkeit, dass du wirklich von Brandwunden geprägt sein wirst... und alle Knochen gebrochen bekommst", entgegnet er teilnahmslos und wirft einen Blick auf den Boden, ehe er schmallippig lächelt. „Ganz schön hoch, aber töten wird es dich nicht."
„Leroy, du kannst mich nicht zwingen!"
„Ach, kann ich nicht? Aber du hast schon bemerkt, in welcher Situation du dich gerade befindest, oder?" Amüsiert führt er absichtlich langsam die Zigarette an seine Lippen, während mir die Gesichtszüge abermals entgleiten. Warum ist ihm das so wichtig? Was gibt es denn bitte für Gründe jemanden zu heiraten, den man nicht liebt? Das ist doch der einzige Grund! Und lieben tut er mich mit großer Sicherheit nicht.
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Belleza del Silencio
Mystery / Thriller[Band I] Leroy Kingston. Er ist gefährlich. Er ist skrupellos und er lechzt nach Rache. Als Mafiaboss ist er es gewohnt, Leben einfach auszuschalten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wieso nur klappte es bei Katrina nicht? War es die Angst i...