K A T R I N A
Eigentlich kann ich gut mit Tieren umgehen.
Ich kann auch gut mit Menschen und sogar mit Kindern umgehen. Seit etwa drei Jahren arbeite ich jeden Samstag für wenige Stunden und vergütungsfrei im Waisenhaus, um mit den Kindern etwas zu spielen und ihnen Freude bereiten zu können. Im Waisenhaus haben sie aber auch Tiere, wo ich manchmal helfe sie zu waschen oder ihnen Futter zu geben,
Nie wurde ich angegriffen. Weder von den Kindern, noch von den Tieren.
Wieso also sind Leroy's Hunde so unglaublich aggressiv und griffen mich sofort an?
Ich sitze auf meinem Bett und warte auf jemanden, der sich um meine Wunden kümmern soll. Ich habe nämlich seine Hunde kennengelernt, nachdem er mir sagte, dass es nun meine Aufgabe sei, mich um diese zu kümmern. Die ganze Situation wäre ja nicht beschissen genug, wenn ich nicht auch noch Aufgaben bekommen hätte.
Leroy hat zwei serbische Schäferhunde, zwei asiatische Kangals und einen ausgewachsenen Husky. Sobald einer seiner Securitymänner die Käfige aufgeschlossen hat, jagten mich die Schäferhunde. Was ich so unglaublich finde ist, dass sie nicht einmal knurrten, als ich mich näherte. Wie zwei hinterhältige Biester warteten sie bis die Käfige aufgeschlossen wurden, um mich dann erst anzugreifen. Der Husky und einer der Kangale beschützten mich, indem sie die Schäferhunde am Hals bissen und sie zurückzogen. Doch so tollpatschig wie ich nun mal bin, knickte ich um und viel auf allen Vieren. Der Securitymann führte die Hunde wieder in die Käfige und Leroy trat zu uns.
„Sie werden sich an dich gewöhnen müssen." Das ging an mich.
„Du hättest sie nicht einfach heraus rennen lassen dürfen!" Und das an seine Security, ehe sein Blick wieder auf mich fiel.
„Dein Knöchel ist wahrscheinlich nur geprellt, also hör auf zu flennen", hatte er gelangweilt gebrummt. Die Tränen nur schwer unterdrückend, hatte ich den Kopf abgewandt. Es war hoffnungslos. Alles schien für ihn schmerzlos. Was war denn schmerzhaft für ihn? Bei welchen Verletzungen würde er sagen, dass sie schlimm sind? Er kann nicht wissen, wie schmerzempfindlich ich bin und es ist dreist, dass er dennoch sagt, ich solle aushalten und... keine Schmerzen empfinden? Selbst in meinem Kopf klingt es bescheuert und noch bescheuerter ist es, dass er tatsächlich so denkt.
Erschöpft puste ich die Luft aus. Irgendwann komme ich hier eh raus. Eines Tages. Und ich bin mir sicher, dass es bald sein wird. Meine Eltern werden in wenigen Wochen wieder Zuhause sein und dann werden sie merken, dass ich nicht da bin. Die Polizei wird eingeschaltet und ich komme hier lebend wieder heraus.
„Klopf, klopf", ertönt plötzlich eine weibliche Stimme. Eine Frau mittleren Alters betritt den Raum. Sie trägt ein Tablett auf den Händen. Darauf befinden sich Desinfektionsmittel, sowie Verbände und ein großes Pflaster.
„Ich bin Yang. Ich werde dir jetzt helfen und deine Wunden verarzten", lächelt sich mich freundlich an, während sie spricht. Unsicher erwidere ich ihren Blick.
„Alles wird gut, Herzchen. Ich werde aufpassen, dass dir nicht weh getan wird", erwidert sie nur auf meinen Blick hin. Argwöhnisch nehme ich sie genauer unter die Lupe. Sie trägt ein Tuch um ihre Haare, jedoch schauen einige Strähnen raus. Ihre Haut ist ziemlich blass, was einen ziemlichen Kontrast zu ihren großen, runden Augen gibt, welche dunkelbraun sind. Viele Falten zieren ihr Gesicht und zeigen, dass sie schon vorangeschritten ist. Schmale, rosa Lippen, auf denen noch immer ein sehr freundliches und willkommenes Lächeln liegt.
„Fangen wir hier an. Wie ist das nur passiert? Sieht ja schmerzhaft aus", sagt sie, während sie mir das Kinn mit einer Salbe einreibt. Dann klebt sie das große Pflaster drauf und lächelt mich besorgt an.
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Belleza del Silencio
Misterio / Suspenso[Band I] Leroy Kingston. Er ist gefährlich. Er ist skrupellos und er lechzt nach Rache. Als Mafiaboss ist er es gewohnt, Leben einfach auszuschalten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wieso nur klappte es bei Katrina nicht? War es die Angst i...