»27« Hochzeitsglocken

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K A T R I N A

Die Haare werden mir hochgesteckt und nach dem Haarschmuck folgt nun der Schleier. Das Gesicht wurde mir bereits geschminkt und zuletzt wird nun der dunkelrote Lippenstift auf meinen Lippen aufgetragen, nach dem Rosa gefühlt Stunden gesucht hat, doch sie alle waren der Meinung, dass nur dunkelroter Lippenstift am besten an mir aussehen würde und ich sagte nichts dazu, denn mir ist es eh egal, wie ich aussehe.

Immerhin heirate ich nicht der Liebe wegen.

„Hast du eigentlich Angst vor heute Nacht?", fragt mich Eva, die Jüngste unter ihnen, die mich so schön geschminkt hat. Fragend sehe ich sie an, woraufhin sie rot wird und kichert. „Naja, heute ist ja die Hochzeitsnacht", fügt sie hinzu und hilft mir somit auf die Sprünge, wobei mir jegliche Farbe aus dem Gesicht weicht. „Ich hab nämlich gehört, dass Mr. Kingston ziemlich...-", redet sie weiter, als ich ihr nicht antworte, doch ich unterbreche sie nun und spüre die Röte an meinen Wangen.

„Bitte, Eva! Lass das", rufe ich schnell, woraufhin die Frauen zu lachen beginnen. „Ich hoffe nur, du bist dem gewachsen. Er hat viel Erfahrungen mit Frauen", erwidert sie. Sieht man mir etwa an, dass ich keine besonders großen Erfahrungen mit Männern habe?! Ich kann wohl nichts dafür, dass nie jemand Interesse an mir gezeigt hat! „Der Señor hatte schon lange keinen weiblichen Besuch, denn jedes Mal ging sein Lattenrost kaputt. Und jetzt wird das bald wieder losgehen und ich kann wieder damit anfangen Lattenroste zu bestellen", seufzt Yang, woraufhin ich empört nach Luft schnappe. „Aufhören! Bitte, das ist ja wirklich...-", stottere ich aufgelöst. „Ihr hattet wirklich noch gar nicht?!", fragt Eva verblüfft, woraufhin ich sie böse ansehe. Nein, niemals! Und das wird sich auch nicht ändern.

„Ich wollte bis zur Ehe warten", murmle ich, woraufhin sie mich alle mit hochgezogenen Augenbrauen ansehen, außer Yang. Sie lächelt mir munter zu.

„Du solltest den Namen Eva tragen und nicht ich", lacht sie los, woraufhin ich sie nun doch angrinse. „Nur ein Witz. Du siehst außerdem atemberaubend aus", wispert sie, sobald sie sich beruhigt hat. Lächelnd bedanke ich mich.

„So, jetzt aber hopp!", ruft Estelle und klatscht in die Hände. Ist es etwa schon soweit? Mein Puls beschleunigt sich, als man mich bittet aufzustehen und somit wird auch mein Atem hektischer. Ich heirate.

Ich. Heirate.

Scheiße!

Und dann kommt mir ein Gedanke, der mich für einen Moment innehalten lässt. Was ist, wenn Leroy mich wirklich als Frau will? Also, wenn er mich... ich japse erschrocken nach Luft, woraufhin Eva mich verwirrt ansieht. „Haben wir etwas vergessen?", fragt sie, woraufhin ich sie zuerst irritiert ansehe und dann langsam den Kopf schüttle.

„Nein, ich... bin einfach nervös", lüge ich. Ich bin nicht nervös, ich habe Angst und bin wütend, dass Leroy es doch geschafft hat, dass ich ihn gleich heiraten werde.

„Der Señor hat übrigens eine wundervolle Überraschung für Sie!", ruft Rosa plötzlich, während sie den Schleier hebt und mir vor das Gesicht zieht. „Eine Überraschung?", frage ich unsicher, woraufhin sie sich alle einmal angrinsen. Dann sehen sie hinter mir und lächeln. Langsam drehe ich mich um und erstarre.

„Ma?", hauche ich und kann nicht glauben, dass meine Mutter vor mir steht. Sie hat sich die Hand vor den Mund geschlagen und verräterisch glitzern ihre Augen, während sie mich betrachtet. „Schatz", flüstert sie, schluchzt und zieht mich in ihre Arme. „Ah, vorsichtig bitte, die Schminke!", ruft Eva sogleich, woraufhin Estelle ihr auf den Hinterkopf haut. „Sie hat recht!", lächelt Mom und zieht sich leicht zurück. Meine Augen tränen leicht, doch mir ist es egal. „Du siehst wunderschön aus, Liebling", lacht sie und küsst mich auf die Wange, dann auf die Stirn und zuletzt streicht sie mir leicht über die Haare.

Belleza del SilencioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt