K A T R I N A
Ich kann nicht in Worte fassen, wie ich mich fühle. Ob es Schuld ist oder doch eher Mitleid? Ich weiß, dass ich die Tochter dieses Monsters bin, doch ich bin nicht er und auch nicht wie er! Das Gesagte jedoch verschafft mir Klarheit. Ich verstehe nun, wieso Leroy mir gegenüber so feindselig ist. Ich verstehe alles, aber ich verstehe nicht, wie er mich heiraten konnte. Wie kann er mit mir in einem Bett schlafen? Ich bin nicht Pablo Di Fina und dennoch die Tochter eines Mörders.
Die Tochter des Mannes, der meine Schwiegermutter umgebracht hat.
„Weißt du eigentlich, wessen Tochter du bist?", höre ich seine tiefe, bissiger Stimme in meinem Kopf. Sie klingt verzerrt, wie aus der Vergangenheit in die Gegenwart gezogen - wie die Wahrheit.
Ja, jetzt weiß ich es.
Ich habe aufgelegt, nachdem Mom es mir gesagt hat. Ich wusste nicht, was ich sagen soll, wie ich reagieren soll. Ich weiß nur, dass ich Zeit für mich brauche. Während ich also wieder zurück zur Villa ging, habe ich nachgedacht, doch jetzt, wo ich im Schlafzimmer sitze, nachdem ich unten wie in Trance noch William alles Gute zum Geburtstag gewünscht habe, bereue ich es, dass ich nicht noch einen Moment lang auf der Bank sitzen geblieben bin.
Ich brauche noch etwas Zeit für mich, aber die kann ich mir nicht nehmen, sonst wird Leroy misstrauisch.
Doch irgendetwas ist auch an ihm komisch! Ich will mein Glück einerseits nicht herausfordern, doch andererseits kam mein Glück viel zu plötzlich. Lässt er mir nun tatsächlich mehr Freiraum und vertraut mir somit oder spielt er bloß ein böses Spiel mit mir? Und wenn ja, was erhofft er sich dadurch? Es ergibt keinen Sinn. Wie er schon sagte, versucht er mir meinen Wunsch zu erfüllen und mich wie seine Frau zu behandeln - nicht wie einen Straßenköder. Ich sollte dankbar sein.
Aber bin ich wirklich bereit, ihm mehr zu geben?
Als ein zaghaftes Klopfen ertönt und ich sogleich in die warmen Augen von Danny blicke, schiebe ich die Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes, ehe ich mir ein Lächeln aufsetze.
„Frühstück ist fertig", formt Danny mit seinen Händen. Ich nicke und stehe auf. Dann fahre ich ihm grinsend durch die Haare und er greift lächelnd nach meiner Hand. Auch wenn mir nicht nach Spaß ist, ist Danny immer noch ein fünfjähriges Kind, welches ein Lächeln sicher braucht.
„Ist dein Vater schon weg?", frage ich ihn und er nickt. Unten am Tisch sehe ich auch nur Olga, Franca und Kelly. Letztere beachte ich nicht.
„Lasst uns frühstücken und dann den Garten schmücken. Wenn Willy wieder da ist, möchte ich, dass alles fertig dekoriert ist, okay? Meint ihr, wie schaffen das?", fragt Olga. Franca nickt zustimmend und auch ich lächle sie beruhigend an.
„Aber natürlich", erwidere ich. Olga atmet erleichtert aus und schenkt mir ein breites, dankbares Lächeln, das ich erwidere. Während des Frühstücks ist es still. Die Kinder flüstern zwar etwas untereinander, doch mehr geschieht nicht.
„Werden sehr viele Leute kommen?", frage ich, als die Stille mich zu erdrücken scheint.
„Heute nicht, heute feiern wir unter uns auf der Yacht und in drei oder vier Tagen machen wir eine größere Feier im Garten für all seine Freunde. Oh, und ja, William hat viele Freunde und Bekannte. Hauptsächlich in seinem Alter, doch ein paar in eurem Alter werden sich hoffentlich auch finden, damit euch nicht langweilig wird", schmunzelt Olga.
„Ich hab keine Lust auf seinen Onkel Alfredo", nörgelt Franca und ich sehe sie fragend an. Sie seufzt. „Ein pupsender alter Sack", fügt sie der Erklärung halber hinzu und Olga zieht empört die Luft ein.
DU LIEST GERADE
Belleza del Silencio
Misterio / Suspenso[Band I] Leroy Kingston. Er ist gefährlich. Er ist skrupellos und er lechzt nach Rache. Als Mafiaboss ist er es gewohnt, Leben einfach auszuschalten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wieso nur klappte es bei Katrina nicht? War es die Angst i...