»25« Spielchen

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K A T R I N A

Ich lasse meine Finger knacken, während ich schon seit Stunden aus dem Fenster starre. Kaum hat Danny diese Worte gesagt, ertönte Leroy's Stimme. Er rief ihn und damit er nicht merkt, dass er bei mir ist, lief Danny schnell weg, jedoch nicht, ohne mir noch mitzuteilen, dass sein Vater ja gar nicht böse sei und ich ihm einfach nur noch eine Chance geben soll. Leroy sei nur so gestresst und gereizt, weil er seinen Vater nicht finden kann.

Ich verstehe die Welt nicht mehr, doch das ist nichts Neues. Letztendlich ist Danny nur ein Kind. Wer weiß, was er sich da also alles so zusammenbauen kann, doch dass er Leroy's Sohn ist, zweifle ich nicht an, denn das erklärt Leroy's Reaktion, wenn ich mich Danny nähere. Zudem hält er mich ja für eine Spionin und traut mir nicht über den Weg.

„Eh, Diego!", reißt mich die Stimme eines Mannes aus den Gedanken und lässt mich zusammenzucken. Perplex blinzle ich und merke erst jetzt, dass Leroy's Männer sich da unten versammelt haben. Jetzt gerade werden die Tore geöffnet und ein Lastwagen fährt heran. Irritiert forme ich die Augen zu schlitzen, um alles besser erkennen zu können. Was wird denn bitte zu so einer späten Uhrzeit geliefert? Die Männer helfen dem Fahrer mit Handzeichen und Gebrüll richtig einzufahren, ehe der Lastwagen anhält und zwei Männer aussteigen. Sie schütteln sich alle die Hände, einige klopfen sich freundschaftlich auf die Schulter und sie lachen erfreut, was mir zeigt, dass diese beiden Männer sicher weitere Leute von Leroy sein müssen.

Apropos Leroy...

Dieser kommt gerade dazu und ich kann den Blick für einen Moment nicht von ihm abwenden. Er steckt in einer schlichten, beigefarbenen Jogginghose und in einem beigen, gemütlichen Rollkragenpullover und doch sprüht er eine unglaublich gefährliche Aura aus. Es fühlt sich an, als würde sich der Tod nähern, trotz dass er sich nie wirklich streng anzieht. Und scheinbar empfinden seine Männer genauso, denn ihre Gespräche verstummen. Leroy bleibt vor den beiden Männern stehen, nimmt einen tiefen Zug aus der Zigarette und hebt sodann den Blick. Er sagt etwas zu ihnen, doch ich kann es nicht verstehen, denn dafür spricht er zu leise, obwohl mein Fenster ein wenig geöffnet ist. Seufzend versuche ich durch ihre Mimik und Gestik auszumachen, worüber sie sprechen, da beginnen die beiden Männer plötzlich zu lachen, ehe sie sich umdrehen und zum Lastwagen laufen. Leroy dreht sich um und geht einige Schritte zurück, da die Männer vorhaben den Wagen zu öffnen und ich komme nicht umhin ihn dabei zu beobachten. Seine Schritte sind lässig und doch wirken sie auf Außenstehende fest und zielsicher. Vor seinem wirklich schönen Gesicht steigt Qualm gen Himmel, als er abermals an der Zigarette zieht, ehe er den Stengel auf den Boden wirft und mit dem Fuß aus drückt.

Entspannt vergräbt er die Hände in den Hosentaschen und lehnt sich an die Wand, während seine beiden Männer ihm präsentieren, was sie ihm gebracht haben. Ich wende den Blick von Leroy nun endgültig ab und sehe ebenso zu seinen Männern, die nun komische Pakete in Folie gewickelt auf einen Klappwagen hinausführen.

Zumindest glaube ich, dass das Pakete sind, da sie eckig sind.

Verwirrt sehe ich dabei zu, wie sie stolz darauf klopfen und Leroy näher herantreten lassen, der die Folie oben zerreißt und hineinsieht.

„Das ist der einzigartige Stoff Kolumbiens und dort hinten ist der aus Mexico, Patrón", lacht der etwas dickere Kerl zufrieden und als Leroy interessiert auf seine Hände runtersieht, erkenne ich das weiße Pulver.

Gott, das sind Drogen!

Angestrengt stoße ich die Luft aus meiner Lunge heraus und stütze mich mit beiden Händen am Fensterbrett ab, um nicht abzurutschen, als Leroy den Mann zuerst eine Linie ziehen lässt, um scheinbar zu überprüfen, dass er nicht verarscht wird. Er tut es, ohne auch nur zu fragen und in dem Moment, als er sich das Pulver durch die Nase zieht, erschaudere ich. Leroy nickt langsam und setzt sich nun auf einen Stuhl hin, den man ihm bringt.

Belleza del SilencioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt