»49« Sólo él y yo

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K A T R I N A

Am nächsten Morgen will Leroy nur noch frühstücken und losfahren. Es geht zurück nach Hause, sagt er zu mir, als er plötzlich am Kleiderschrank steht, nachdem er die Nacht über gar nicht erst ins Bett gekommen ist. Ich konnte ihn noch nicht einmal fragen, wieso er so plötzlich gehen möchte, denn schon war er wieder weg. Gestern Nacht, als die Party vorbei war, hat er mir befohlen ins Zimmer zu gehen, doch er selbst ist nicht gekommen. Ich wollte keinen weiteren Streit provozieren und habe deshalb getan, was er wollte, doch auch als ich mitten in der Nacht wach geworden bin, war die Bettseite neben mir unberührt, genauso wie heute Morgen. In der Küche angekommen, finde ich ihn. Er belegt gerade für Danny ein Brot, während William und Olga sich über irgendetwas unterhalten, was sie auf der Zeitung sehen und Franca schimpft mit ihren Söhnen. Selbst Alexandro ist heute da und macht gerade die Haare seiner Töchter.

„Guten Morgen", begrüße ich die Gruppe, woraufhin sie alle außer Leroy den Kopf heben und mich ansehen.

„Ach, guten Morgen, meine Liebe", ruft William lächelnd. Ich erwidere sein Lächeln und setze mich vorsichtig neben Leroy - den letzen freien Platz. Danny sieht sofort aus großen Augen zu mir und lächelt mich an.

„Na, gut geschlafen?", frage ich ihn auf Gebärdensprache, weil ich nicht Leroy's Aufmerksamkeit auf mich ziehen möchte. Danny zeigt seine Milchzähne, als er grinsend nickt.

„Und du?", fragt er, wobei Leroy diesmal doch den Kopf hebt und zunächst auf Danny sieht, bevor er seinem Blick folgt und seine Augen auf mir landen.

Eins... zwei... drei.

Und schon wendet er den Blick wieder ab. Stumm lasse ich die angehaltene Luft wieder aus meinen Lungen. Ich ringe mir ein Lächeln ab und sehe wieder zu Danny, welcher nun die Stirn gerunzelt hat, keine Spur mehr von seinem Lächeln. Abwechselnd sieht er von mir zu Leroy, als würde er die Anspannung, die zwischen uns beiden herrscht, ebenfalls spüren.

„Ich habe auch gut geschlafen", beantworte ich seine vorherige Frage. Danny nickt bloß und sieht dann stumm auf sein Essen. Unwohl drehe ich den Kopf wieder nach vorn und greife nach dem Brot. Viel zu lange muss ich überlegen, womit ich es belegen möchte, denn plötzlich ist mir der Appetit vergangen.

„Ich wünschte, ihr könntet noch etwas bleiben", unterbricht William die Stille, die sich kurz über uns gelegt hat.

„Wir gehen nicht für immer, Onkel", versichert Leroy viel zu stumpf, wenn man mich fragt. Ich sehe wieder zu ihm. Seine Gesichtszüge haben sich verhärtet und seine Kiefer bleiben angespannt.

„Das letzte Mal ist auch schon so lange her. Du hast drei Jahre gebraucht, bis du mich wieder besucht hast, Muchacho", beschwert William sich. Als ich zu ihm sehe, blicke ich in traurige Augen.

„Dann freue dich auf das nächste Mal. Porque entonces vendré con tu hermano", sagt Leroy - das interessanteste jedoch zu meinem Pech auf spanisch. Dass es interessant sein muss, sagt mir William's Gesichtsausdruck. Er ist wie erstarrt und sieht Leroy an, als habe dieser ihm erzählt er wolle ins Weltall fliegen, um dort nach dem schwarzen Loch zu suchen. William's Augen füllen sich mit Tränen und er versucht sie gar nicht erst zu unterdrücken. Fragend sehe ich mich um, bloß um in die selben versteinerten Gesichter zu sehen.

Warum musste er auch auf Spanisch sprechen?

„Tìo...", murmelt Leroy seufzend, als sein Onkel in Tränen ausbricht. Mir wird ganz schwer ums Herz, als ich die dicken Tränen sehe, die ihm die Wange runter kullern. Was hat Leroy bloß zu ihm gesagt? Alexandro, welcher vorher bereits stand, läuft auf seinen Vater zu und drückt einmal seine Schultern von hinten zum Trost. Er schnieft und holt tief Luft, versucht die Tränen wegzuwischen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 03, 2023 ⏰

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