»14« Malvado en Person

31.5K 1.2K 232
                                    

K A T R I N A

Inzwischen sitzen wir im Wohnzimmer und während Dad und Leroy sich über Motorräder unterhalten, knabbere ich angespannt an meinem Fingernagel. Ich beobachte ihn, starre ihn nahezu an, um irgendein wütendes Anzeichen zu erkennen. Doch ich kann nichts davon ausfindig machen. Fühlt er sich nun doch wohler?

„So langsam wird es spät. Ich bedanke mich für das wundervolle Abendessen, muss mich nun jedoch verabschieden", reißt mich seine Stimme aus den Gedanken. Mein Vater lächelt und nickt ihm zu. „Aber natürlich. Dann wünsche ich dir noch eine gute Nacht", erwidert er und erhebt sich, als Leroy aufsteht.

„Einen Tag müssen wir Mal zusammen Motorrad fahren. Dann zeige ich dir, was meine Tenny kann", fügt er noch hinzu und Leroy nickt leise lachend. Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Körper, als er zum ersten Mal lacht. So rau und angenehm. Ich schlucke und schüttle unscheinbar den Kopf, um diese Gedanken zu verjagen.

Seine Lache ist nicht angenehm, sie ist gruselig und schaurig und dämonisch!

„Katrina?", reißt seine Stimme mich aus den Gedanken und wieder erschaudere ich. Verdammt! Ich blicke hoch und begegne seinen Augen, die mich erwartungsvoll betrachten. Ob er mich mehr als nur einmal gerufen hat?

„Hm?", mache ich, sonst komme ich noch ins Stottern. Ich befeuchte meine trockenen Lippen und atme tief durch. Alle drei sehen mich abwartend an. Leroy lehnt sich leicht zurück und streicht sich einmal über den Bart, um die zuckenden Mundwinkel zu verstecken, doch ich habe das diabolische Grinsen bereits gesehen. So ein... Ich beiße die Zähne zusammen. Dem zeige ich es!

„Kommst du?", hakt er nach und das in einem Ton, wie man nur mit einem Kind sprechen würde. Ich verkneife es mir, mein Gesicht zu verziehen. Meine Mutter sieht mich erwartungsvoll an, sie hat sicher damit gerechnet, dass ich mitgehe, immerhin denkt sie, wir wären recht frisch zusammen und die letzten Tage bin ich ja nur zu Hause gewesen.

„Ich...", beginne ich, doch gerate ins Stocken.

„Ich würde gerne... aber ich kann heute nicht. Ich habe meine Sachen noch gar nicht alle gepackt und außerdem...", füge ich etwas mutiger hinzu. Außerdem sollte ich es meinen Eltern wenigstens alleine mitteilen und etwas entspannter. Nicht von jetzt auf gleich einfach mal ausziehen. Leroy's Miene verfinstert sich und ich bekomme es augenblicklich mit der Angst zu tun. Ob er seine Drohungen in der Tat umsetzen würde? Ich hoffe nicht.

„Sachen packen? Wo geht es denn hin?", fragt mein Vater verwundert nach. Noch immer stehen sie zwischen Tür und Angel, während ich sitze, weshalb ich mich nun auch erhebe. Damit beabsichtige ich allen voran, dass wir Leroy hinaus begleiten, doch meine Eltern starren mich noch immer neugierig an, statt sich zu bewegen. Ich seufze innerlich.

„Das wollte ich euch eigentlich in Ruhe mitteilen, aber gut... Ich werde ausziehen und mit Leroy zusammenziehen", teile ich ihnen mit und ignoriere den Kloß, der sich langsam in meiner Kehle bildet. Meine Mom schmunzelt, doch Dad sieht mich aus großen Augen an. Für einen Moment überrumpelt seine Reaktion mich. Wieso sieht er mich denn so... panisch an?

„Du willst ausziehen?", hakt er nochmal nach. Ich nicke langsam. Er schluckt und bei seinem Gesichtsausdruck stelle ich mir vor, wie es in seinem Kopf zu arbeiten beginnt. Wieso schaut er mich so an? Was hat er nur? „Ist das nicht etwas zu früh?", fügt er hinzu und schnaubt sogar. Verwundert sehe ich zu Mom, die nun ebenso die Stirn in Furchen legt und ihn verwirrt anstarrt.

Ich zucke unbeholfen die Schultern und beiße mir auf die Unterlippe. Eigentlich müsste es ihm egal sein und eigentlich würde ich es so gar nicht ansprechen... und eigentlich wäre ich nicht so unbeholfen, wenn ich es tatsächlich wollen würde. Als ich wieder zu Leroy sehe hat dieser seine Augen leicht zu Schlitzen geformt, die den Hinterkopf meines Vaters durchbohren und einen Mundwinkel in die Höhe gehoben. Ich stutze. Er sieht meinen Vater an, als hätte sich für ihn etwas bestätigt. Dann landet sein Blick auf mir und er lächelt so niederträchtig, dass ich schlucken muss. Dann sieht er runter auf sein Gürtel und ich folge seinem Blick, als er sein Hemd aus der Hose zieht. Meine Atmung beschleunigt sich, als ich die schwarze Waffe erkenne, die in seinem Hosenbund steckt und sich an seine gebräunte Haut presst.

Belleza del SilencioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt