K A T R I N A
„Tara?", frage ich, als es schellt.
„Ja, ich bin es", ertönt ihre Stimme, woraufhin ich die Tür öffne.
„Ich habe Burger mitgebracht", sie wirbelt mit der Tüte vor meiner Nase herum und dabei springen sogar die braunen Locken mit. Ich strahle sie an und juble erfreut, ehe ich mir lachend die Tüte schnappe.
„Du bist die Beste", seufze ich und nehme sie zur Begrüßung in den Arm.
„Ich weiß", grinst sie frech, ehe sie ins Wohnzimmer läuft, aus dem man noch immer Sheldon's Stimme hören kann, da der Fernseher läuft.
„Der alte Mann und das Meer. Hemingway hat es dir wohl angetan, was?", liest sie vor und legt dann mein Buch wieder auf die Couch, sobald sie dieses erblickt.
„Geht so.", grinse ich und zuck bloß die Schultern. Ich finde, dass er einfach klasse ist. Es gibt viele Autoren die gut schreiben, doch Hemingway ist einer meiner Favoriten. Ich liebe die sehnsuchtsvollen, als auch die melancholisch anmutenden Erzählpassagen, die den Leser in die Tiefe seiner Seele führt. Sein Stil ist paradox - er ist paradox. Er wollte leben und töten, lieben und kämpfen - und alles am besten exzessiv. Doch genauso wurde es perfekt.
„Hast du schon gehört? Es gibt wieder zwei Tote. Und die Los Santos Mafia wurde von den Serpientes ausgelöscht. Die Serpiente sind nun noch viel größer, als sie es eh schon gewesen sind", erzählt Tara. Besorgt funkeln ihre Augen auf, sie beißt sich nervös auf die Unterlippe und atmet einmal tief durch, während ich schneller versuche meinen Bissen runter zu schlucken, um etwas zu entgegnen.
„Sie sind so furchtbar. Irgendwann werden sie uns noch kontrollieren wollen, da bin ich mir sicher. Ich verstehe nicht, was ihr Ziel ist. Wieso zeigen sie sich so offensichtlich? Die Mafia handelt normalerweise diskret, ihre Drohungen bleiben implizit. Doch bei der Serpiente scheint es anders zu sein. Es ist, als würden sie sich zeigen wollen, doch weswegen? Um die FBI und die CIA zu provozieren?", frage ich leise, sobald mein Mund endlich leer ist. Ich hasse es, dass wir in ständiger Angst leben müssen. Inzwischen traue ich mich kaum noch hinaus. Auch heute musste ich eher nach Hause, weil ich das Gefühl nicht losbekam, mich würde jemand verfolgen. Einen Moment lang blieb ich stehen und ließ den Blick irritiert schweifen, blinzelte von der Panik erfasst pausenlos, aber auch als ich mich minutenlang umsah, begrüßte mich nichts als die blanke Finsternis. Mich verfolgte niemand. Es war nur Einbildung.
„Ich habe wirklich Angst, dass Kian da irgendwie hineingerät."
„Tara, beruhige dich. Das wird nicht passieren", versuche ich ihre Angst zu schmälern, auch wenn sie jeden Grund dafür hat. Sie unterdrückt ihre Tränen, dass sieht man ihr an. Für einen Moment fällt die ruhige, besonnene Maske und ihre Augenringe scheinen herauszustechen, ihr Gesicht wirkt fahl vor Sorge. Ihr sechzehn Jahre alter Bruder, Kian, begann jetzt schon die Polizei bei sich einzuladen. Ihr Leben ist nun mal nicht einfach. Viel zu früh verlor sie ihren Vater, welcher an Krebs verstarb. Ihre Mutter schlug sich durch die Schulden, die er hinterlassen hat und somit hatten Tara und ihr Bruder kein einfaches Leben. Während ich ganz gemütlich zur Schule konnte und alles was mich stresste, die Hausaufgaben waren, musste sie nach der Schule arbeiten gehen und kam da vor Mitternacht nicht raus. Es tut mir weh sie so zu sehen. So kaputt.
„Du hast ja recht. Kian wird nicht so dumm sein und sich mit der Mafia anlegen", lacht sie, doch es erreicht nicht ihre Augen. Ich nicke. Na, hoffentlich hat er diese Drogen nicht von der Mafia sondern von irgendeinem Gauner auf der Straße...
Doch nun Schluss mit dem Thema, sonst fängt sie noch wirklich an zu weinen und verzweifelt.
„Okay, lass uns jetzt einen Film schau-", wechsle ich das Thema, doch gerade als ich meinen Satz beenden will, unterbricht mich das Läuten der Tür.
DU LIEST GERADE
Belleza del Silencio
Mystère / Thriller[Band I] Leroy Kingston. Er ist gefährlich. Er ist skrupellos und er lechzt nach Rache. Als Mafiaboss ist er es gewohnt, Leben einfach auszuschalten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wieso nur klappte es bei Katrina nicht? War es die Angst i...