K A T R I N A
Nachdem ich mich komplett abgeschminkt und mir lockere Klamotten übergeworfen habe, käme ich mir noch die Haare und binde sie mir eilig zu einem Dutt zusammen, bevor ich das Schlafzimmer verlasse.
Im Garten entdecke ich sogleich Leroy und Kelly, die am Pool auf Liegestühlen sitzen, während sie rauchen und Champagner trinken. Ich verdrehe die Augen, als Kelly laut zu lachen beginnt. Wirkt fast so, als hätten die Beiden heute geheiratet. Ich schüttle innerlich den Kopf. Wieso rege ich mich nur auf? Es ist nicht so, dass ich mich an ihrer Stelle wünsche, sondern eher ein Kratzen an meinem Stolz und ein fieser Stich, der mich daran erinnert, dass ich nicht die Liebe meines Lebens, sondern eher einen Feind geheiratet habe, der es nicht einmal versucht, mich irgendwie zu beeindrucken, obwohl er nun mein Mann ist. Stattdessen will er Gegenleistungen für meine Forderungen, wie er es nannte. Unromantischer geht es wohl nicht!
Fluchend reibe ich mir die Stirn, um meine Nerven zu beruhigen. Ich kann nicht fassen, dass ich gerade wirklich daran gedacht habe, dass er romantischer werden könnte.
Eine liebliche Stimme in meinem Kopf erinnert mich daran, dass ich nunmal jetzt seine Frau bin und seine Gunst gewinnen sollte, wenn ich irgendwie ein schönes Leben haben möchte, doch die andere dämonische Stimme schimpft mich eine Idiotin. Ich solle schnellstmöglich versuchen abzuhauen, eine Heirat hindert mich immerhin nicht an eine Flucht.
Und ich nicke der verzerrten Stimme zu, die vielleicht dem Dämon in mir gehört, doch dieser hat nunmal recht.
Eine Heirat hindert mich nicht an eine Flucht.
Kelly's schrille Lachen reißt mich aus den Gedanken und ich zucke leicht zusammen. Kaum zu fassen, dass Leroy sich scheinbar doch normal mit anderen unterhalten kann. Ich seufze und laufe weiter in den Wintergarten, als Kelly's Blick zu mir schießt. Sie lehnt sich sogleich zurück, hebt in einer obszönen Pose das Bein, sodass ihr engelhaftes Kleid ihre schönen Oberschenkel freilegt, ehe sie eine Augenbraue in die Höhe jagen lässt. Ich wende den Blick ab, als ihr Lächeln an Freundlichkeit verliert und eher Boshaft erscheint.
Vielleicht stelle ich mir das auch nur vor...
Yang und die anderen sind zuerst total dagegen, dass ich ihnen helfe, doch ich lasse kaum mit mir reden und greife bereits nach den ganzen Pappbechern, die im Nachhinein gebracht wurden, als die Gläser alle beschmutzt waren, ehe ich diese in den Abfalleimer verfrachte. Letztendlich bin ich doch froh, dass so viele aus den Pappbechern getrunken haben, sonst hätten wir lange spülen dürfen.
Nach etwa dreißig Minuten sind wir fast fertig und ich muss zugeben, dass ich nun wirklich am Ende meiner Kräfte angekommen bin. Der Tag war viel zu lang und mein Körper sehnt sich nach einer Dusche und dem Bett. Gleich, muntere ich mich gedanklich auf und sehe mich nochmal um. Estelle und Eva nehmen gerade erst die Dekoration ab und dann muss nur noch gefegt werden. Traurig bloß, dass die ganzen Blumen weggeworfen werden.
„Ihr habt wirklich gute Leistungen erbracht", höre ich wie aus dem Nichts Kellys Stimme. Gleichzeitig drehen wir uns zu ihr um, nur mit dem Unterschied, dass die anderen dabei ein freundliches Lächeln auf den Lippen tragen, während ich bloß den Blick abwende, gerade weil sie mich sogleich beäugt.
„Lässt ihr mich bitte eben mit der Braut allein?", fragt sie plötzlich, woraufhin ich aufhorche. Sie will mit mir reden? Die Frauen verschwinden eilig, während ich mich innerlich zusammenreiße, ein leichtes Lächeln aufsetze und mich wieder zu ihr umdrehe. Sie scannt mich nahezu ab mit ihren dunklen Augen, die wie Onyx erscheinen und von meinen Füßen langsam hinauf wandern, bis sie meinen Blick erwidern. Ich möchte mir die Unsicherheit nicht anmerken lassen, doch ich kann nicht anders und trete einige Schritte zurück, als sie mir schmunzelnd näher kommt, bis ich den Tisch an meinen Hintern spüre und gezwungen bin anzuhalten. Sie bleibt vor mir stehen, greift behutsam nach meiner Hand und nimmt meinen Ehering in Augenschein. Ich schlucke, als sie über den Ring streicht, ohne den Blick zu heben. In ihren Augen liegt ein Funke, den ich nicht deuten kann, der mich jedoch ziemlich aus der Ruhe bringt.
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Belleza del Silencio
Mystery / Thriller[Band I] Leroy Kingston. Er ist gefährlich. Er ist skrupellos und er lechzt nach Rache. Als Mafiaboss ist er es gewohnt, Leben einfach auszuschalten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wieso nur klappte es bei Katrina nicht? War es die Angst i...