⭒ 𝐖𝐞 𝐚𝐫𝐞 𝐭𝐨𝐭𝐚𝐥𝐥𝐲 𝐝𝐢𝐟𝐟𝐞𝐫𝐞𝐧𝐭 𝐁𝐚𝐛𝐲 (𝚃𝚎𝚒𝚕 𝟸) | ᵏᵒᵒᵏᵛ

Suck and Blow

Es war nicht die Angst vor dem Contest, es war ein Gefühl, welches viel tiefer war und mir ein Schauer über den Rücken laufen lies. Langsam drehte ich mich um und da sah ich ihn.

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Taehyung lehnte im Türrahmen und unterhielt sich angeregt mit einem Mädchen. Wäre da nicht diese unverkennbare Ausstrahlung um ihn herum gewesen, hätte ich ihn beinahe nicht erkannt. Gestern war sein komplettes Outfit edel und anmutig. Er hätte mir erzählen können, er sei die Queen höchstpersönlich und ich hätte es ihm geglaubt. Heute trug er eine dicke Bomberjacke und eine zerrissene Jeans, welche von einer silbernen Kette geschmückt war. Seine blonden Haare hingen wild über ein schwarzes Stirnband drüber und zeigten keinerlei Hinweise mehr auf das perfekt gestylte Haar von gestern.

Ich beobachtete ihn eine Zeit lang. Er schien sich sehr gut mit dem Mädchen zu verstehen, sie war auch äußerst hübsch. Trotzdem sah ich wie sein Kopf sich hob und er seinen Blick langsam durch die Menschenmenge schweifen ließ.

"Schau weg Jungkook, schau weg, schau weg" trichterte ich mir selbst ein.

Zu spät, er hatte bereits gemerkt, dass ich ihn beobachtet hatte. Unsere Blicke trafen sich, wodurch mein Puls ein kurzen Schnellsprint hinlegte. Er hingegen veränderte keine Miene, schaute gleichgültig wieder weg und widmete sich seinem Gespräch.

Was war nur los Jungkook? Warum verunsicherte dich dieser Typ so?
Viele Fragen, keine Antworten! Mir war nur eines klar, ich mochte dieses Gefühl nicht und ich wollte ihm aus dem Weg gehen. Ich begann gerade, mich in eine andere Richtung zu begeben, als mein Name lautstark hinter mir gerufen wurde.
Ich erkannte, dass es J-Hope war und gesellte mich zu ihm.

„Hey Jungkook, wir wollen ‚Suck and Blow' spielen. Kennst du das?"
Ich schüttelte den Kopf, woraufhin er auf den Stuhl neben sich klopfte.
Als ich mich setzte, erklärte er mir kurz die Regeln.
Bei dem Spiel ging es darum, dass man in einem Stuhlkreis saß und eine Spielkarte von Sitznachbar zu Sitznachbar weitergegeben werden musste. Allerdings musste dies über den Mund geschehen, was nur funktionierte, wenn man die Karte fest genug ansaugte und dann an die Lippen des nächsten hällt, sodass dieser sie ebenfalls ansaugen und weitergeben kann. Fällt die Karte runter, muss man sich küssen.

"Warum nicht" dachte ich mir und sah in die Runde. Der Stuhlkreis war von verschiedensten Leuten gefüllt. Jungen und Mädchen, die einen eher lässig gekleidet, die anderen eher schick. Man merkte, dass meine WG-Mitglieder alle in unterschiedlichen Bereichen tätig waren und so die verschiedensten Leute kannten. Hier schien das aber niemanden zu stören und jeder wirkte sehr amüsiert auf mich.
Als ich meinen Blick durch die Runde beendete, stellte ich fest, dass der Stuhl zu meiner Linken noch frei war.
J-Hope bemerkte dies ebenfalls und blickte sich suchend in der Menge um. Als seine Augen an einem Punkt festhielten und er zu grinsen begann, folgte ich seinem Blick und erstarrte.

Ich hoffte gerade noch inständig, dass es nicht das war, was er gesehen hatte, da rief J-Hope schon laut über die Musik hinweg: „Ey Tae, komm mal rüber!"

Dieser Aufforderung kam der blonde nach und bei uns angekommen, weihte J-Hope ihn bereits in die Mission ein. Taehyung schien ebenfalls nichts gegen das Spiel zu haben und setzte sich auf den leeren Stuhl neben mir. Vorsichtig sah ich ihn an, woraufhin dieser mir ein warmes Lächeln schenkte.

WTF!

Wie konnte er mir in einem Moment nur pure Gleichgültigkeit entgegenbringen und im nächsten das freundlichste und herzlichste Lächeln auf diesem Planeten?

„Ich dachte, du kannst heute nicht?", fragte ich verwundert, wobei ich mich ein wenig vorlehnte, damit er mich besser verstehen konnte.
„Meine Pläne haben sich eben geändert.", war alles was ich von ihm bekam.
Gleich darauf ging auch das Spiel los. Ich beobachtete, wie einer nach dem anderen die Karte an seinen Sitznachbar weitergab und versuchte mir ganz genau eine Taktik auszudenken, mit der ich die Karte garantiert nicht fallen lassen würde. Nicht nur, weil ich einfach unglaublich ungerne versagte, sondern, weil ich auch unter gar keinen Umständen in die Situation kommen wollte, Taehyung zu küssen. Die Situation zwischen uns war eh schon unglaublich strange, da musste man echt nicht noch ne Schippe drauflegen.

Ich wurde von Taehyung's Lachen aus meinen Gedanken gezerrt, der sich gerade köstlich darüber amüsierte, dass ein Junge und ein Mädchen die Karte hatten fallen lassen und nun schon wild miteinander rumknutschten. Die beiden hatten definitiv nur nach einer Gelegenheit gesucht, sich endlich an die Wäsche gehen zu können.

Nach dieser kleinen Showeinlage ging das Spiel weiter und mein Puls beschleunigte sich, je näher die Karte uns kam. Als J-Hope an der Reihe war, drehte er sich vorsichtig und kam mir näher, wodurch ich die Karte in Ruhe ansaugen konnte. Langsam drechte ich mich zu dem Blonden neben mir, um ihm die Karte zu übergeben.

Als unsere Lippen nichts mehr trennte, außer die dünne Spielkarte, wurden meine Sinne plötzlich von einem Geruch verwirrt.
SEINEM Geruch.

Es war ein unglaublich gut riechender Duft. Der mich an ein frisch und männlich riechendes Duschgel erinnerte und gleichzeitig an etwas leichtes blumiges.
Für einen kurzen Moment zuckte ich zusammen und die Karte drohte zu fallen, aber dann hatte Taehyung sie schon fest angesaugt und gab sie bereits an das Mädchen neben ihm weiter. Ein Gefühl von Erleichterung machte sich in mir breit, aber da war noch etwas... wenn ich mich nicht irrte, fühlte es sich fast an wie... Enttäuschung?

Schnell verbannte ich den Gedanken aus meinem Kopf und ehe ich mich versah, war die Karte wieder bei
J-Hope angekommen. Genau wie beim ersten Mal, nahm ich diese entgegen und drehte mich in Taehyung's Richtung.
Leichtes Spiel! Was beim ersten Mal klappte, würde beim zweiten Mal auch funktionieren.

Dachte ich.
Aber ich hatte die Rechnung ohne Taehyung gemacht.

Keine Ahnung, ob es Missgeschick war oder Absicht, aber aus irgendeinem Grund nahm er die Karte nicht richtig entgegen.
Und während der Herzbube zu Boden fiel, stieg in mir eine leichte Panik auf.
Langsam hob ich meinen Blick bis meine Augen wieder seine trafen.