Stowaway

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Als er wieder hoch sah, um mir in die Augen zusehen, hatte sich etwas an seinem Blick verändert.

Lass und was verrücktes unternehmen!"

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„Es ist mitten in der Nacht..." ungläubig sah ich ihn an.
„Na und? Vielleicht wird das die beste Nacht unseres Lebens...", herausfordernd sah er mich an, dann jedoch hob er unschlüssig die Arme, „...vielleicht auch nicht, aber hast du nicht auch Lust es herausfinden?"

Ich wusste nicht so ganz, was ich mit diesem plötzlichen Gefühlsumschwung anfangen sollte. Gerade hatte er noch eine Panikattacke im Schlaf gehabt, dann hat er geweint und nun möchte er was unternehmen.
„Komm schon Jungkook. Lass uns einfach mal diese ganzen scheiß Sorgen und die letzte Woche vergessen. Wenn wir die ganze Zeit nur darüber nachdenken, was das beste sein könnte und uns den Kopf zerbrechen, vergessen wir noch zu leben."
Flehend sah er mich an.

Vielleicht hatte er recht. Taehyung hatte die letzte Woche nur in der Wohnung verbracht und die meiste Zeit davon im Bett. Mich wunderte es nicht, dass er endlich mal wieder was erleben wollte... und vielleicht war Ablenkung ja genau das, was er brauchte.
Ich sah ihn an und grinste: „Okay, lass uns was verrücktes unternehmen!"
Allein die Freude, die ich ihm mit diesen Worten ins Gesicht zauberte, machten diese spontane Nachtaktion schon lohnenswert.

Leise schlichen wir durch die Wohnung, während wir aus unseren Schlafsachen in richtige Klamotten schlüpften und uns Schuhe anzogen.
In der Küche sah ich wie Tae einen der oberen Schränke öffnete und eine Weinflasche herausholte. Misstrauisch sah ich ihn an.
Er bemerkte dies und hob schnell beruhigend die Hände.
„Keine Sorge, ich werd mich nicht betrinken.", erklärte er und verließ die Küche.
Ich spürte, dass er es ernst meinte und letztendlich konnte ich ihm das ja auch nicht verbieten, aber ich würde trotzdem achtsam sein. Das versprach ich mir.

Als wir aus dem Wohnhaus auf die Straße kamen, leuchteten die Straßenlaternen und Reklameschilder und vereinzelt hellten Autos die Nachtluft mit ihren Scheinwerfern auf.
Wir gingen ein wenig durch die Straßen spazieren und unterhielten uns. Zwischendurch beobachteten wir Menschen und dachten uns Geschichten für sie aus. Wir stellten uns vor, wer sie waren, woher sie kamen und wohin sie gingen. Und wir überlegten, welche Geschichte sich andere für uns ausdenken würden, die uns zusammen sehen würden.

Es war nicht geplant gewesen - rein gar nichts war in dieser Nacht geplant gewesen - aber wie von alleine, trugen uns unsere Füße zum Hafen, wo die Schiffe, die den Han River passierten, anlegten.
Von weitem beobachteten wir, wie ein großes Schiff gerade mit Containern beladen wurde. Es war das Schiff, welches die Container von der einen Seite des Rivers rüber zur anderen brachte. Tagsüber diente es auch als Fähre für Autofahrer und war eines der wenigen Schiffe, die auch nachts fuhren.
„Ich hab eine Idee.", hörte ich Tae's Stimme flüstern, während wir das Schiff beobachteten.

Einige Männer rannten am Hafen rum und bedienten die Kräne, die die Container verluden.
„Was für eine?", fragte ich neugierig.
„Lass uns näher ran gehen!", hörte ich ihn wispern.
Ein wenig skeptisch folgte ich ihm. Hinter einem Stromkasten warteten wir und beobachteten, wie ein Kran gerade einen Container auf dem Schiff absetzte und sein langes Gerüst zurückfuhr. Plötzlich öffnete sich seine Tür und ein großer Mann im blauen Overall stieg aus.
„Das war der letzte für diese Ladung! Ihr könnt starten.", rief er zwei anderen Männern auf dem Schiff zu, woraufhin diese in ein kleines Häuschen gingen. Als auch der Kranführer verschwunden war, packte Taehyung meinen Arm und sah mich erwartungsvoll an: „Vertraust du mir?"

Perplex nickte ich und schon zog er mich hoch, griff nach meiner Hand und wir rannten los. In der einen Hand die noch geschlossene Weinflasche, in der anderen mich, steuerte Tae direkt auf die Rampe zu, die den Hafensteg und das Schiff verband. Sie knarrte, als wir über sie rüber liefen, aber dies wurde durch ein lautes Hupen des Schiffs übertönt und ehe wir uns versahen, wurde die Rampe, über die wir gerade noch gelaufen waren, eingeklappt.

Völlig außer Atem beobachteten wir, wie sich das Schiff allmählich vom Hafen entfernte und Stille einkehrte. Keine schrillen Maschinengeräusche mehr oder Stimmen von Arbeitern. Nur das stetige Geräusch von Wellen und dem Rumoren des Motors, während das Schiff den Han River passierte.

Ich stützte mich keuchend auf meinen Knien ab.
Dieser spontane Sprint hatte meinen Puls echt in die Höhe schießen lassen.
Ungläubig sah ich Taehyung an, der meinen Blick erwiderte. Wir hatten uns gerade auf ein fremdes Schiff geschlichen und waren jetzt quasi ganz offiziell fremde Passagiere.
Ich wusste nicht warum, aber irgendwie musste ich anfangen zu lachen und kurz darauf stieg Tae mit ein.

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Danke für die Reads und Votes! Es freut mich zu sehen, dass immer mehr Menschen meine Geschichte lesen und neue Menschen anfangen zu voten! Das macht mich wirklich unglaublich happy!🥺

⭒ 𝐖𝐞 𝐚𝐫𝐞 𝐭𝐨𝐭𝐚𝐥𝐥𝐲 𝐝𝐢𝐟𝐟𝐞𝐫𝐞𝐧𝐭 𝐁𝐚𝐛𝐲 (𝚃𝚎𝚒𝚕 𝟸) | ᵏᵒᵒᵏᵛ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt