Funeral

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Sie kam einen Schritt auf mich zu.
„Ich bin Taehyung's Mutter und das ist mein Mann."
Sie griff ihn am Arm und zog ihn ein Stück näher.
„Freut mich Sie kennenzulernen Mr. und Mrs. Kim.", sagte ich freundlich und mit einer kurzen Verbeugung begrüßte ich die beiden, „wie ich heiße wissen Sie ja bereits. Vielen Dank, dass sie mir Zugang zu solch einer privaten Familienangelegenheit gewähren und natürlich mein herzliches Beileid."
Die Worte hatte ich mir vorher extra zurecht gelegt und hoffte nun, dass sie nicht zu auswendig gelernt klangen.
Mr. Kim schaute mich regungslos an, während Mrs. Kim traurig lächelte und sagte: „Es ist schön, wenn Taehyung Freunde hat, die ihn in einer solchen Zeit unterstützen."

Inzwischen hatten Taehyung und sein Großvater sich aus der Umarmung gelöst und der ältere Herr stampfte auf mich zu. Ich wollte gerade wieder zu einer Verbeugung ansetzten, da griff der ältere meine Hand und hielt diese einfach nur fest, während er mich ansah. Seine Augen waren mit tiefer Traurigkeit gefüllt und doch war dort ein herzlicher Funke zu erkennen. Er musste seine Frau wirklich geliebt haben.

„Mein Beileid.", flüsterte ich, während mir bei seinem Anblick selbst die Tränen kamen. Er nickte und formte mit seinem Mund ein „Danke".
Zuerst dachte ich, dies wäre lediglich seine Antwort auf meine Beileidsbekundung gewesen, aber im Nachhinein hatte ich das Gefühl, er wollte mir für weitaus mehr danken.
Ich wusste nicht, von wessen Eltern-Seite er der Vater war, aber letztendlich hatten weder Mr. Kim noch Mrs. Kim viel gemeinsam mit seiner ehrlich herzlichen Art.

Eine knappe halbe Stunde später erreichten wir die Trauerhalle, in der bereits seit drei Tagen die Trauerfeier stattfand. Wir hatten alle zusammen in einem Auto gesessen, doch die meiste Zeit der Fahrt, war dieses mit einer kalten, angespannten Stille gefüllt gewesen.
Während der Zeremonie blieb ich stets dicht bei Taehyung und strich ihm immer mal wieder aufmuntert über den Rücken.

Es war eine wirklich schöne Trauerfeier. Vorne in dem großen Saal hing ein großes Bild von Tae's Großmutter, welches von vielen Blumen umziert wurde und generell war alles recht prachtvoll geschmückt. Taehyung's Familie musste viel Geld besitzen... diese Erkenntnis wunderte mich jedoch. Hatte Tae mir nicht erzählt gehabt, dass er bei seinen Großeltern eingezogen war, weil seine Eltern finanzielle Probleme hatten und so viel arbeiten mussten?
Von der Seite beobachtete ich den Blonden fragend, doch als ich erkannte, dass diesem schon wieder eine Träne über die Wange rollte, schob ich meine Zweifel vorerst beiseite und widmete mich wieder der Zeremonie.

Die emotionalen Klänge eines Pianospiels erfüllten den Saal und ließen auch den letzten diese trauernde Atmosphäre in sich aufsaugen.
Ich musterte das große Bild, auf dem Tae's Großmutter abgebildet war. Sie trug einen Dutt und hatte leicht gräuliche Haare. Ihr Mund war von Lachfalten umgeben, während sie mit ihrem strahlendes Grinsen volle Sicht auf ihre Zähne gab. Dieses Lächeln erinnerte so unglaublich sehr an Tae's, dass mir warm ums Herz wurde. Ihre Augen trugen das Lachen ebenfalls mit einem herzlichen Funken und steckten zum mitlachen an. Trotzdem wurde ich wieder nachdenklicher, als mir auffiel, dass Tae und seine Oma zwar das gleiche Grinsen teilten, dieses in letzter Zeit aber nie seine Augen erreicht hatte, so wie es bei seiner Großmutter auf dem Bild der Fall war. Zu tiefst hoffte ich, dass er sich eines Tages wieder mit seinem gesamten Gesicht freuen konnte und nicht nur lächelte, um seine Mitmenschen zu beruhigen.

Während der Zeremonie, erzählten viele Geschichten über Tae's Oma und jedes Mal liefen diesem wieder die Tränen über die Wange. Ich griff nach seiner Hand und streichelte diese. Ich wollte ihm in diesem Moment soviel mehr Zuneigung geben, aber das ging nicht. Also versuchte ich alles in diese kleine Geste zu legen.

Von allen Seiten war das Schniefen und Schluchzen zu hören. Und auch mir rann eine Träne über die Wange, bevor sie von meinem Kinn abfiel und in sich in den schwarzen Stoff meiner Hose zog.
Ich kannte seine Oma nicht, aber ich wünschte ich hätte es getan. Mich schmerzte es mit anzusehen, wie ein so wertvoller Mensch von uns ging und so viele traurige Herzen zurück ließ. Ich konnte mir nur ansatzweise vorstellen was in Tae vor sich ging und das war mir schon zu viel.

Als die Zeremonie vorbei war, fuhren wir zum Haus der Familie Kim, wo die Trauerfeier im engeren Kreis weitergeführt werden sollte.
Es gab ein Buffett, aber mir war nicht wirklich zum Essen zu Mute. Stattdessen schenkten wir uns zwei Gläser Rotwein an und beobachteten still das Geschehen. Immer wieder kamen Menschen zu Tae und bekundeten ihr Mitleid. Ich wusste diese Menschen meinten es nur gut, aber nach jedem Gespräch schien der ältere ein wenig erschöpfter zu sein. Wieder kam eine Frau auf den Blonden zu und fing an mit ihm über seine Großmutter zu sprechen. Er hörte ihr höflich zu und ging auf das Gespräch ein. Währenddessen ging ich zum Buffett, um mein leeres Glas ein zweites Mal zu befüllen.

„Danke, dass du Tae hierher begleitet hast.", hörte ich plötzlich eine raue Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht seines Großvaters. Höflich nickte ich ihm zu, während dieser wieder das Wort ergriff: „Du musst ihm viel bedeuten. Tae hat noch nie jemanden aus Seoul hier her gebracht."

Ich lächelte: „Nun ja wissen Sie, ihr Enkel bedeutet mir auch wirklich viel."
„Das ist schön zu hören! Mich freut es, dass er dort Menschen hat, denen er wichtig ist..."
Er konnte ja gar nicht ahnen wie wichtig. Ich schielte am Gesicht des Älteren vorbei, um einen Blick auf meinen hübschen Blonden zu werfen. Er sprach immer noch mit der älteren Dame, aber auch er sah zu mir herüber und unsere Blicke trafen sich. Ich lächelte und hob unauffällig meine Hand, um ihm mein Versprechen, dass ich ihn liebte symbolisch zu zeigen.
Er erkannte es und lächelte schüchtern in sein Glas.

„Geht es ihm denn gut in Seoul?", riss mich die Frage seines Opas wieder zurück in das Gespräch.
„Ja ich denke schon. Die letzten Wochen waren hart für ihn, aber die WG versucht eine Art Familie und Unterstützung für ihn zu sein. Ich hoffe, dass es von nun an wieder bergauf mit ihm geht."
Seine traurigen Augen füllten sich mit Zuversicht.
„Das hoffe ich auch... weißt du Jungkook... Taehyung ging es nie wirklich gut hier in Daegu. Meine Frau und ich haben versucht es so angenehm wie möglich für ihn zu machen, aber letztendlich existierte da immer ein Schatten über ihm, der ihn daran hinderte wirklich glücklich zu sein. Als er verkündete, dass er in Seoul studieren wollte, hoffte ich wirklich, dass er dort sein Glück finden würde und endlich aufblühen könnte."
Aufmerksam lauschte ich den Worten des Mannes, der ihn so viele Jahre großgezogen hatte.
Ich fand es schön Tae's Opa über ihn reden zu hören und ihn durch seine Augen zu sehen. Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis ich schließlich zu Taehyung zurückkehrte.

Die ältere Frau war mittlerweile auch verschwunden und hatte einen äußerst erschöpften Jungen zurückgelassen.
Ich lehnte mich zu ihm rüber: „Wollen wir woanders hingehen?"
Tae überlegte nicht lange, sondern nickte und führte mich an meinem Arm eine Treppe hinauf.

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⭒ 𝐖𝐞 𝐚𝐫𝐞 𝐭𝐨𝐭𝐚𝐥𝐥𝐲 𝐝𝐢𝐟𝐟𝐞𝐫𝐞𝐧𝐭 𝐁𝐚𝐛𝐲 (𝚃𝚎𝚒𝚕 𝟸) | ᵏᵒᵒᵏᵛ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt