chapter 5

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Also tat ich wieder das, was ich jedes Wochenende machte. Mich vollstopfen, da ich einfach keine Selbstbeherrschung habe.

Sobald ich essen sehe, habe ich so ein starkes Verlagen, es zu essen. Einmal angefangen, kann ich nicht mehr aufhören

Ich hatte schon während des Essens Schuldgefühle

Nachdem das meiste weg war und ich schmerzen hatte, änderte ich meine Routine: ich ging ins Bad und nahm mich eine Zahnbürste, anstatt weinend schlafen zu gehen und am nächsten morgen zu sehen, dass der ganze Progress der Woche einfach weg ist.

Ich habe schon oft darüber gelesen, dass es mir einer Zahnbürste 100 mal besser geht und dies konnte ich nur bestätigen. Es gibt so einige Tipps im Internet

Also beugte ich mich über die Schüssel. Erst hatte ich Angst, aber diese tat wurde schnell jeden Tag zur Routine.

Ich war sehr schnell fertig, da wirklich bei jedem Würgen eine ordentliche Menge rauskam. Der Tipp „die Zahnbürste am Rand des Rachens streifen" half extrem.

Im nu schmeckte ich nurnoch Magensäure und das war für mich das Zeichen, dass so gut wie alles draußen ist.

Ich fühlte mich... befreit, leicht,... einfach wundervoll

Ich konnte direkt wieder etwas essen und es danach dann wieder Erbrechen. Es war die Lösung für mich.

Und das beste: am nächsten morgen habe ich nicht zugenommen. Ich hielt mein Gewicht nur. Das ist jedoch 100 mal besser als 2kg zuzunehmen.

Ich habe mich zwar über die Nebenwirkungen, informiert, die waren mir jedoch komplett egal.

Es war die einfachste Lösung, aber nach wochenlangem kotzen spürte ich nun doch langsam die Nebenwirkungen..

Das schlimmste aber: ich nahm nicht ab. Überhaupt nicht.. ich hielt nur mein Gewicht, obwohl ich fast alles erbracht, was ich zu mir nahm.

Es wurde immer härter

Mein würgereflex bildete sich immer weiter zurück. Aus 5 Minuten über dem Klo wurden 10 und bei bestimmten Lebensmitteln konnte es auch schon eine halbe Stunde werden.

Jeder Gang zur Toilette war eine Qual, aber es war schon eine Sucht. Ich konnte nicht aufhören. Meine Schuldgefühle haben mich so sehr geplagt, dass ich es nicht aushielt. Mein einziger Ausweg war das Erbrechen, doch kurz danach hatte ich wieder ein miserables Hungergefühl in mir, sodass sich dieser Hass auf mich immer weiter ausbildete.

Das verdienst du alles. Selbst schuld, wenn du damit anfängst. Du hast das alles dir selbst zu verdanken. Du allein bis daran schuld, nicht die ach so tollen Models. Wieso tust du sowas auch und scheisst nicht einfach drauf? Erbärmlich, sich so gehen zu lassen

Die Stimme hatte recht. Ich hatte recht. Mein Unterbewusstsein hatte recht. Ich hab mir das selbst zu verschulden und jetzt komm ich nicht mehr raus.

Aber Hilfe suchen? Unmöglich. Würde ich auch nur ein Wort über meine psychische Gesundheit bei meinem Vater oder Großeltern verlieren, könnte ich mir wieder anhören, wie schwer sie es doch früher gehabt haben und sie sich auch nicht verletzt und gehungert haben.

Sie würden sagen, wie albern und dumm das doch ist und dass ich eher für mein aufmerksamkeit-suchendes-Verhalten eingewiesen werde anstatt für die eigentlichen Krankheiten

Solange ich es geheim halte, wird schon nichts passieren

|| 𝐮𝐧𝐝𝐞𝐫 𝐦𝐲 𝐬𝐰𝐞𝐚𝐭𝐬𝐡𝐢𝐫𝐭 ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt