"Just stay strong"
Ellie's POV
Schon seit einer Weile saßen wir nun so da und Maddy redete mir immer wieder ein, das alles gut war. Aber verdammt. Nichts war hier gut.
Maddy's Handy klingelte plötzlich und sie lockerte den Griff um mich etwas, um rangehen zu können. Ich konnte ein wenig mithören.
"Hi Alex", meinte sie und sofort erklang Alex' gestresste Stimme: "Oh Gott! Wo seid ihr? Warum seid ihr weggegangen? Geht es euch gut?-"
Maddy lachte etwas. "Uns geht es gut, ja. Mach dir keine Sorgen. Wir sind auf der Damentoilette, Ellie musste sich übergeben."
Sie blickte auf mich herab und ich sah sie dankbar dafür an, nicht meine kurze Panikattacke erwähnt zu haben. Sie wusste, dass ich noch längst nicht bereit war, über alles zu reden, deshalb ließ sie das Thema erstmal unter den Tisch fallen.
Alex schob kurz Panik, doch nachdem ich ihm selbst bestätigt hatte, dass es mir jetzt besser ging, beruhigte er sich etwas und wir versicherten ihm, in fünf Minuten wieder vor dem Laden, den sie besucht hatten, zu stehen.Maddy legte schließlich auf und half mir auf die Beine. Sie zog mich behutsam zu dem Waschbecken, befeuchtete ein paar Tücher und tupfte mir sanft meinen Schweiß vom Gesicht.
"Maddy, ich...", begann ich, um mich erklären zu wollen, jedoch fand ich einfach nicht die richtigen Worte.
"Ist schon gut.", winkte sie nur lächelnd ab und richtete mir meine braunen Haare etwas. "Wenn du nichts dagegen hast, werde ich sie dir mal schneiden.", meinte sie nun grinsend und betrachtete mich. Ich zuckte unbeholfen lächelnd mit den Schultern.
"Kopf hoch, Kleine.", ermutigte sie mich. "Gib nicht auf. Kämpfe."
Sie sprach so... so wissend. Wusste sie Bescheid? Aber woher?
Anscheinend war ihr klar, welche Fragen in meinem Kopf herum kreisten und mein fragender Blick ließ sie dann sprechen: "Ja, ich weiß Bescheid."
"Von wem?! Von Alex etwa?!", stieß ich empört hervor. Ich schämte mich irgendwie dafür, deswegen war es mir am liebsten, wenn so wenig Leute wie möglich von alldem wussten.
"Nein, nein. Nicht von Alex.", beruhigte sie mich etwas und es funktionierte. "Ich bin Sarah's Schwester. Ich weiß es von ihr."
Ich riss überrascht die Augen auf. Sarah's Schwester?
"Echt jetzt?!", brachte ich hervor. Sie nickte nur.
"Warum hast du mir das nie erzählt?", fragte ich sie. Ich hatte nun endgültig meine Fassung verloren.
"Du hast doch nie danach gefragt, also hielt ich es nicht für nötig, es anzusprechen.", zuckte sie mit den Schultern.
"Und ob das nötig war!", sagte ich und grinste. Jetzt fühlte ich mich noch wohler und beschützter in Maddy's Gegenwart.
"Na dann... Darf ich mich vorstellen? Ich bin Madison Evans.", stellte sie sich mir grinsend vor und hielt mir gespielt höflich die Hand hin.
Ich schüttelte diese und meinte immer noch leicht fassungslos: "Ich bin Ellie Rodriguez. Mädchen 52 im Fall von Dario Ramirez."
"Du bist nicht nur Mädchen 52, hör auf dich darauf zu beschränken. Du bist Ellie, das tapferste Mädchen, das ich kenne.", sagte Maddy und sah mich ernst an.
"Wenn ich in deinen Augen das tapferste Mädchen bin, hast du Sophie noch nicht kennengelernt.", meinte ich daraufhin mit entschlossener Stimme.
Sie lächelte etwas. "Sarah hat mir von ihr erzählt. Ihr wart sehr eng befreundet in dieser schlimmen Zeit."
"Nur hat man sie nach dem Schiffbruch nicht mehr gefunden", flüsterte ich heißer und Tränen stiegen mir in die Augen. "Mädchen 51"
"Sarah hat mir schon gesagt, dass sie immer und überall die Augen und Ohren offen gehalten hatte, aber irgendwas von ihr gesehen oder gehört hat sie nicht."
"Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.", wisperte ich und eine heiße Träne kullerte an meiner Wange hinunter.
"Hey, jetzt nicht mehr weinen, Kleines.", meinte Maddy behutsam und sah mich mit ihren smaragdgrünen Augen besorgt an, dann wischte sie mir die Träne aus dem Gesicht.
"Wirst du es den anderen erzählen?", fragte ich sie heißer.
Sie schüttelte den Kopf. "Ich werde es weiterhin für mich behalten, aber du weißt, dass dich Jonah eh bald darauf ansprechen wird."
Ich nickte. "Das weiß ich. Wenn er mich fragt, werde ich es ihm erzählen. Also, ich werde es auf jeden Fall versuchen... Aber nur, wenn er es tut... Ich schäme mich so dafür, Maddy!"
Sie riss verärgert die Augen auf. "Wag es nicht, dich dafür schlecht oder beschämt zu fühlen! Du hast das alles tapfer überstanden, du hast riesige Stärke und Mut bewiesen! Du solltest stolz auf dich sein, das überlebt zu haben, Ellie!"
Ich zuckte mit den Schultern und schniefte. Maddy zog mich plötzlich in eine sanfte Umarmung und ich fühlte mich in ihren Armen geborgen. Irgendwie war es ganz gut, jemanden weibliches zu haben, der darüber Bescheid wusste und einen verstand. Das vereinfachte vieles.
"Danke", murmelte ich in unsere Umarmung hinein und sie meinte nur: "Kein Problem. Ich bin immer für dich da."
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HOME - wherever that is
FanfictionEllie Rodriguez wohnt seit sie geboren ist im Kinderheim. Sie ist eine Musikfanatikerin und läuft tagtäglich mit Kopfhörern herum. Doch sie sehnt sich sehr nach einem besonderen Ort, einem Menschen oder einem Gefühl, das sich wie "Zuhause" anfühlt...