59. Kapitel

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"I'll hate the goodbye but I won't forget the good times"

Ellie's POV

Luis und ich liefen kichernd ins Haus hinein und gingen durch die Glastür wieder hinaus auf die Terrasse, wo uns dann nochmals Rosa eine Standpauke abhielt. Die waren heute wohl alle nicht so gut auf uns zu sprechen.
Doch nach dem wir gegessen hatten, war es auch schon soweit.

"Ich kann nicht glauben, dass du schon wieder gehen musst!", rief meine Großmutter weinerlich und theatralisch zugleich, als wir uns alle nach dem Abendessen erhoben haben.
"Ich auch nicht.", sagte Luis tonlos und sah zu Boden. Der Abschied von ihm würde mir am schwersten fallen. Doch zuerst umarmte ich Rosa und Ricardo, die mir beide klar machten, dass ich sie wieder besuchen kommen sollte. Plötzlich kam Lupita auf mich zu gerannt und klammerte sich an mein Bein.
"Musst du wirklich gehen?", fragte sie traurig und ich zog sie leicht von mir weg, um in die Knie gehen zu können. Dann nickte ich deprimiert. "Das muss ich."
Sie fiel mir stürmisch um den Hals und ich schloss ein letztes Mal meine Arme um sie. Dann stand ich wieder auf und lächelte ihr ermutigend zu: "Wenn ich das nächste Mal da bin, malen wir wieder zusammen, versprochen?"
Sie begann zu strahlen. "Versprochen."
Dann ging ich rüber zu meinem Großvater und umarmte ihn.
"Pass auf dich auf, Ellie. Und komm bald wieder.", murmelte er und ich glaubte, Tränen in seinen Augen zu sehen, als wir uns wieder lösten.
"Das werde ich", kaum hatte ich zu Ende gesprochen, drückte er mich nochmal an sich und ich genoss es ein letztes Mal, von ihm umarmt zu werden.
"Oh, mi flor!", rief meine Oma weinend und zog mich zu sich. Ich schloss auch um sie meine Arme.
"Ich werde dich so vermissen! Du warst viel zu kurz da!", schluchzte sie und drückte mich fest an sich. "Willst... willst du nicht bleiben?"
Diese Frage warf mich völlig aus der Bahn. Natürlich hatte ich vermutet, dass sie mich das fragen würde, doch ich hatte nie wirklich eine feste Antwort darauf gehabt. Ich löste mich sofort von Valentina und sie sah mich liebevoll an. "Du könntest bei uns wohnen. Noch für ein Jahr mit Luis zur Schule gehen. Hier Zuhause sein."
Und da war sie wieder. Die größte und wahrscheinlich wichtigste Frage, die ich mir jemals gestellt hatte. Wo war ich zuhause?
War es hier in Mexiko?
War es bei den Jungs?
Oder doch im Kinderheim?
"Nein", antwortete ich schließlich. Der hoffnungsvolle Gesichtsausdruck meiner Großmutter fiel in sich zusammen. "Tut mir leid, aber das kann ich nicht. Jetzt noch nicht. Aber ich komme zurück. Versprochen."
Sie nickte und versuchte, nicht enttäuscht zu wirken, doch ich wusste klar, dass sie es war.
"Hier", meinte sie dann schluchzend und brachte einen kleinen Kugelkaktus hervor. Ich begann leicht zu Lächeln. Sie gab ihn mir behutsam. "Damit du an uns denkst."
Ich bedankte mich strahlend bei ihr und drückte sie nochmal. "Danke für alles."
Und jetzt stand ich plötzlich vor Luis.
"Ich hasse Abschiede.", sagte dieser nur und sah mir traurig in die Augen.
"Und ich mindestens genauso sehr.", mit diesen Worten fiel ich ihm schluchzend in die Arme. Und nun begann auch ich zu weinen. Die Tränen rannen mir unkontrolliert die Wangen hinunter. "Ich werde dich so vermissen, Luis."
"Und ich dich mindestens genauso sehr.", antwortete er darauf und ich lächelte traurig. Wieder musste ich mit jemandem auf Distanz Kontakt halten. Wieder könnte es passieren, dass der Kontakt abbrach. Doch bei Luis hatte ich ein gutes Gefühl. Und außerdem würde ich ihn ja wieder besuchen kommen, das hier war ja noch nicht das Ende. Es war nur der Anfang. Plötzlich standen mir jede Menge neuer Türen offen, es lag nur an mir, durch welche ich zuerst hindurch schreiten wollte. Und ich hatte mich vorerst für die Tür entschieden, die mich zurück zu Why Don't We führte.

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Ich sah traurig auf den kleinen Kaktus in meinen Händen hinab, als die Autoblinker mir entgegen strahlten. Draußen begann es in Strömen zu regnen. Das Wetter schien wohl meine Gefühlslage widerspiegeln zu wollen. Alex und ich saßen schon seit einer Stunde im Taxi, doch die Tränen wollten nicht aufhören, mir die Wangen hinunter zu laufen, wie die Regentropfen unaufhaltsam am Fenster herunter kullerten. Je weiter wir uns von dem Haus meiner Großeltern entfernten, desto schlimmer wurde es. Je mehr Distanz zwischen uns lag, desto mehr Tränen verließen meine Augen. Mein Herz fühlte sich so an, als würde jemand ein Loch hineinbohren. 
Ich versuchte ja, mich auf die Band zu freuen, doch ich konnte es nicht. Wie lange würde ich meine Familie nun nicht mehr sehen? Wann hatte ich wieder die Chance, her zu kommen?
Hatte ich einen Fehler gemacht? Hätte ich dort bleiben sollen?

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