Kapitel 1
Anja war nun weg und Justin hatte es sich einfach bequem auf dem Sofa gemacht. Immer wieder fragte ich mich wieso er Sozialstunden machen musste. Als sein Handy klingelte wurde ich hellhörig. "Jo?" knurrte er ins Telefon, gott dieser Kerl hatte sowas unheimliches. Es herrschte kurz Stille. "ich kann hier jetzt nicht weg" seine Stimme war immer noch eiskalt. "Verdammt ist mir scheiß egal, Ryan soll sich darum kümmern" meine Augen weitenen sich weil seine Stimme lauter und noch bedrohlicher wurde. Es war wieder Stille und ich entschied mich schon mal meine Jacke zu holen, ich hatte keinen Grund ihm beim Telefonieren zu belauschen. "Die kleine die hier arbeitet, ist ganz heiß" sofort riss ich meine Augen auf, der hat jetzt aber nicht von mir geredet oder? Oh gott, dieser Kerl ist so niveaulos. Gerade als ich meine Jacke nehmen wollte ging die Haustür auf und Melanie kam herrein. "Wo ist Henrik?" fragte ich sofort. "Der ist mit zum Kumpel" sagte sie genervt. Ich sagte einfach gar nichts mehr. "Wir gehen auf den Spielplatz, kommst du mit?" fragte ich sie dann. "Bestimmt nicht" sagte sie immer noch in einen Ton der mir ganz und gar nicht passt. "Dann nicht" ich verdrehte die Augen. "Justin, kommst du?" schrie ich durch den Flur. Melanie schaute mich verwirrt an. "Wer ist Justin?" wollte sie sofort wissen. "Er macht hier seine Sozialstunden" und schon trat Justin in den Flur. Melanie ihre Augen weitenen sich sofort, oh gott war so klar das sie ihn gut finden würde. "Hi ich bin Melanie" versuchte sie sich vorzustellen. "jaja mir egal, können wir gehen?" fragte er an mich gewandt. Ich musste mir mein Lachen verkneipfen, Melanie ihr Gesicht war unbezahlbar. "Jap können wir" sagte Melanie plötzlich. "Ich dachte..." sie ließ mich nicht mal ausreden. "falsch gedacht" zischte sie. Diese Mädchen raubt mir echt die Nerven. Ich ging einfach aus der Tür raus und lief los, ich hatte kein Bock auf diesen Justin und vor allem nicht auf Melanie. Oft überlege ich ob ich es einfach lasse Anja unter die Arme zu greifen, aber sie brauch mich, sie würde das hier alleine nicht schaffen und außerdem hänge ich an dem Heim, ich habe hier meine Kindheit verbracht. Ich merkte wie jemand direkt neben mir ging und ich brauchte gar nicht nachzgucken, ich wusste das es Justin ist. "Was meinst du wie lange ich hier rumgammeln muss?" ich konnte seine Stimme nicht zuordnen. Ich zuckte mit den Schultern, da ich nicht wirklich bock hatte mit ihm zu reden. "Gib mir verdammt nochmal eine Antwort anstatt so dumm mit deinen Schultern zu zucken" knurrte er plötzlich und griff unerwartet nach meinen Handgelenk. Ich zog erschrocken die Luft an. Er blickte mir eiskalt in die Augen. "Pass lieber auf was du jetzt sagst" knurrte er. Ich sagte einfach gar nicht, ich war so eingeschüchtert das ich am liebsten weinen würde. "lass mich los" meine Stimme brauch ab und auf Justin seinen Gesicht bildete sich sogar ein grinsen. "Das nächste mal gibst du mir einfach eine Antwort" mit diesen Worten ließ er mich los und ich merkte das Melanie mich erschocken anstarrte. Das werden die schlimmsten 5 Wochen in meinem Leben.
"Ah da seid ihr ja endlich" schrie Anja als sie uns erblickte. Ich erklärte ihr gerade wo Henrik ist und setzte mich dann gelangweilt auf eine Bank. Ich spielte echt mit den Gedanken das ich die nächsten 5 Wochen einfach Zuhause bleiben sollte, ich meine Anja hatte jetzt ja Justin und ich könnte mich mehr auf die Schule konzentrieren. Mein Blick ging nun automatisch zu Justin, der gelangweilt ein paar Meter von mir entfernt stand, Melanie marschierte auf ihn zu. Ich konnte leider nicht verstehen was sie ihm ins Ohr flüsterte aber als ich sein Grinsen sah wurde mir ganz schlecht. Ich blickte auf die Uhr, da es solangsam schon dunkel wurde. 17 Uhr, es wird solangsam Zeit nach Hause zu gehen. "Anja, ich werde jetzt gehen. Ich weiß noch nicht ob ich es morgen schaffe" gelogen, ich würde es schaffen, fragt sich nur ob ich Bock habe. Sie blickte mich misstrauisch an. "Ja ist kein Problem" sie schenkte mir ein lächeln. "Justin wenn du willst kannst du jetzt auch gehen" na toll, ich hoffe er muss in einen andere Richtung. Natürlich nicht, da meine Bushaltestelle direkt an dem Kinderheim war und ich eh noch meine Handtasche holen musste folgte mir Justin den ganzen Weg, niemand sagte was und ich wurde von Minute zu Minute nervöser, es wurde immer dunkler und ich hatte ein wenig Angst. "Fährst du auch mit dem Bus?" fragte ich als er kurz vor dem Kinderheim immer noch neben mir war. "Mein Auto steht beim Heim" sagte er nur und zündete sich eine Zigarette an. War ja klar das er ein Auto hat, wieso bin ich da nicht selber drauf gekommen. Ich sagte nicht mal tschüß sondern lief einfach ins Kinderheim und holte meine Handtasche. Dann machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle, mittlerweile war es echt schon dunkel und Anja war bestimmt schon mit den Kindern auf den Weg nach Hause. Ich schaute auf den Plan und stellte fest das er nächste Bus erst in 30 Minuten fährt. Na toll. Wieso muss ich immer so ein Pech haben. Und ich dachte dieser Tag könnte nicht mehr schlimmer werden, doch als ein Auto plötzlich vor mir anhielt wurde mir ganz schlecht.