Kapitel 16
Ich lag nun schon mindestens zwei Stunden regungslos in meinem Bett. Ich starrte einfach die Wand an und konnte immer noch nicht glauben das Justin wirklich einen Menschen getötet hatte. Warte. War es wirklich nur einer oder tat er das öfters? Normalerweise passiert sowas doch nur in Filmen und wieso um alles in der Welt bekommt davon keiner was mit? Wozu ist die Polizei eigentlich da? Polizei. Ich wusste das Justin einen Menschen umgebracht hatte. Oh gott, dachte ich gerade wirklich darüber nach zur Polizei zu gehen? Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich hatte Mila nur noch geschrieben das ich krank sei, ich wusste das sie mir das nicht glaubte, weil ich so gut wie nie krank war. Danach hatte ich nicht mehr auf mein Handy geschaut, aber es hatte meiner Meinung nach viel zu oft vibriert. Da sich meine Blase solangsam meldete zwang ich mich aufzustehen. Als ich im Badezimmer in den Spiegel schaute, stellte ich fest das ich verdammt scheiße aussah. Mein Gesicht war verheult und mein Blick war leer. Sieht man so aus wenn man ein gebrochenes Herz hat? Schon allein der Gedanke daran machte mich fertig. Ich konnte keine richtigen Worten finden um zu beschreiben wie sehr mich diese Lüge verletzt hatte. Als mein Handy wieder ein Geräusch von sich gab, entschied ich mich endlich drauf zu schauen.
7 neue Nachrichten. 5 waren tatsächlich von Justin, sollte ich sie lesen? Natürlich sollte ich sie lesen. Ich öffnete die erste. >>Grace, ich weiß nicht was du jetzt von mir denkst, aber bitte lass es mir dir erklären<< was will er mir da denn bitte noch erklären? Sofort wurde ich wütender und öffnete die zweite Nachricht. >>Ich wollte dich nicht anlügen, ich wollte dich nur nicht so schnell wieder verlieren, Grace, bitte sprich mit mir<< ich schloss kurz meine Augen damit ich nicht wieder anfangen muss zu weinen und öffnete direkt die dritte Nachricht. >>Das was ich eben gesagt habe, ich habe nicht gelogen<< er brauchte gar nicht schreiben was er meinte, ich wusste es und mein Herz schlug direkt schneller wenn ich an seine Worte dachte. Ich öffnete die vierte Nachricht und ich dachte mein Herz würde stehen bleiben >>Ich liebe dich<< mehr stand da nicht, einfach nur ich liebe dich. Ich bekam sogar ein kleines Grinsen auf mein Gesicht, aber ich wurde sofort wieder in die Realität zurück gebracht als ich die letzte Nachricht öffnete. >> Meld dich einfach, wenn du bereit dazu bist<< würde ich jemals dafür bereit sein? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur das ich seine Nähe gerade nicht ertragen könnte.
Ich schaute mir die anderen zwei Nachrichten an, eine war von Anja. >> Hey Süße, ist bei dir wirklich alles okay? Seitdem Justin hier arbeitet bist du so komisch und die kleinen vermissen dich schon<< durch den ganzen Stress in den letzten Tagen hatte ich das ganz vergessen, das Kinderheim ist wie eine zweite Familie für mich geworden und ich hatte sie einfach vergessen. Ich drückte schnell auf Antworten. >>Hey, ja es ist wirklich alles okay...<< eine verdammte Lüge >>.. aber ich schreibe so kurz vor den Ferien noch viele Klausuren, ich werde vorbei kommen wenn ich es schaffe. Gib den kleinen ein Kuss von mir<< ich fühlte mich so schlecht nachdem ich diese Nachricht abgeschickt hatte. Die letzt Nachricht war von Mila. >> Schule ist öde ohne dich, wehe du bist morgen immer noch "krank" dann komme ich vorbei und wir machen zusammen "krank", ich glaube du musst mir eh noch erzählen warum du wahrscheinlich gerade komplett fertig auf deinen Bett sitzt<< ich musste leicht grinsen. Mila kannte mich einfach zu gut, ich entschied ihr einfach nicht zurück zu schreiben sodern auf jeden fall morgen wieder in die Schule zu gehen. Es herrschte Stille im Haus, Stille die ich genoss. Egal was ich versuchte, meine Gedanken blieben bei Justin hängen. "...weil ich dich liebe" immer wieder kamen mir seine Worte in Gedanken.
Irgendwann schlief ich ein und wachte erst auf als jemand an meine Tür klopfte. "Herein" sagte ich verschlafen. "Ist alles okay?" ich schüttelte den Kopf als Anna durch die Tür schaute. "Ich glaube ich werde krank" murmelte ich. Ich fühlte mich echt krank, aber ich hatte mehr Herzschmerzen als irgendwo anders. "Was fehlt dir denn?" Justin. "Mein Kopf tut weh und ich habe Bauchschmerzen" wohl ehr Herzschmerzen. "Ich werde dir ein Tee machen okay?" sie schaute mich besorgt an und ich nickte einfach nur.
Als sie 10 Minuten später mit den Tee wieder kam setzte sie sich zu mir ans Bett. "Anna, ich muss dich noch was fragen" murmelte ich. Sie schaute mich fragen an. "Ich habe mich echt über die Reise nach New York gefreut, aber kann man das verschieben" sie runzelte die Stirn. "Klar, aber ist wirklich alles okay?" nun schüttelte ich den Kopf. "Ich will nicht drüber reden" nuschelte ich. Sie nickte verständnissvoll.