Kapitel 37
Wir waren gelandet und Justin zog seinen Kapuzenpullover tiefer ins Gesicht und griff nach meiner Hand während wir aus dem Flugzeug stiegen. Er zog mich hinter sich her und wir stiegen direkt in ein schwarzes Auto. Irgendwie war es doch komisch, ich war nun in einen anderen Land und würde wahrscheinlich nie wieder nach Hause kommen.
Hatte das Kinderheim zurück gelassen, meine Beste Freundin. Was würde sie denn nun machen?
"Jo Justin" sagte der Fahrer und drehte sich zu uns um. "Freut mich das du endlich wieder Zuhause bist" ich schaute Justin verwirrt an. Zuhause? Justin nickte nur und sie redeten kurz über unwichtige Sachen. Wieso Zuhause, wohnte Justin gar nicht in Amerika? Ich war mehr als verwirrt. Justin ließ sich tiefer in den Sitz fallen, ihn war die Erschöpfung anzumerken. Mein armer Justin.
Wir fuhren nicht lange bis wir zu einer Hofeinfahrt kamen, die ganze Autofahrt ignorierte Justin mich. Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Er stieg auch ohne etwas zu sagen aus und ich tat es ihn nach. Mein Blick blieb bei ihm kleben während er sich umguckte und dann plötzlich grinste. "Oh man, wie ich das vermisst habe" ich verstand immer noch nicht. Justin sein Blick ging zu mir. "Komm" wir liefen diesen Kerl hinterher, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte, hinterher.
Das Haus was wir betraten war wunderschön, ich traute mich gar nicht irgendwas anzufassen. Justin ging einfach weiter und ich ging staunend hinterher. "So.." began der Unbekannte und schaute mich nun genauer an. Ich muss schrecklich aussehen, hatte immer noch meine Schlafsachen mit denen ich ins Krankenhaus gefahren bin und war komplett umgeschminkt. "Nett deine Kleine" grinste er dann Justin an. Der lachte einmal kurz los. "Also Grace das ist Donko" er deutete auf den Kerl. Ich musterte ihn. Er war schon etwas älter. 26? Er sah aber echt nicht schlecht aus. Er reichte mir die Hand. "Freut mich" ich nickte nur, konnte immer noch nicht glauben das das hier alles wirklich passiert. "Also fühlt euch einfach wie Zuhause, ich muss jetzt zur Arbeit, wir sehen uns später" somit verließ er die Küche und ich fragte mich was er wohl mit "Arbeit" meint? War er genauso krank wie Justin drauf und würde das ganze hier niemals enden? "Worüber denkst du nach?" Justin lehnte sich gegen die Küchenzeile, irgendwie kam es mir so vor als würde er Abstand suchen. Ich schüttelte nur den Kopf. "Gar nichts, außer das ich vielleicht mal eine Dusche gebrauchen könnte" Justin musterte mich intensiv bevor er leicht nickte. "Komm ich zeig dir unser Zimmer" Gott war ich froh das er "unser" sagte. Er lief einfach an mir vorbei und ich folgte ihn. Wir liefen die Treppe hoch und er öffnete die erste Tür links. Wow, das Zimmer war wunderschön. "Hier habe ich öfters geschlafen wenn ich Stress Zuhause hatte" also hat er wirklich in Kanada gewohnt? Ich traute mich nicht zu fragen, ich konnte mich noch gut erinnern wie er ausgerastet ist als ich seine Familie nur kurz erwähnt hatte. "Da ist das Bad" er deutete auf eine Tür die am Zimmer war. Ich nickte. "Ich werde dann mal" ich deutete unsicher auf die Tür. Gott wieso fühlt sich das gerade alles so gezwungen an und vor allem wieso kam Justin mir so fremd vor? Er suchte Abstand und ich wusste nicht wieso, irgendwie kam ich mir echt scheiße vor.
Ich war in einem Land wo ich niemanden kannte und er tut gerade auch so als wäre ich eine Last auf seiner Schulter. Das erste mal seitdem wir abgehauen sind fragte ich mich ob es die richtige Entscheidung war.
Ich suchte im Badezimmer nach Handtüchern und merkte das ich kaum Klamotten mithatte. In meinem Rucksack war eine Jeans und eine Jogginghose und zwei schlichte Tshirts. Kann mir mal jemand sagen wie das weiter gehen soll?
Ich muss doch zur Schule oder wenigstens Arbeiten, wieso habe ich über sowas nicht früher nachgedacht. Seufzend trat ich unter die Dusche, würde das hier wirklich gut enden? Ich wusste es nicht. Ich könnte nicht mehr ohne Justin, aber mich quält die Frage ob er auch nicht mehr ohne mich könnte.
Ich verließ das Badezimmer in Jogginghose und einem weißen Top. Meine Haare hatte ich geföhnt und sie waren fast trocken. Ich war kaputt. ich wollte nur schlafen und am liebsten erstmal nicht mehr aufwachen. Ich schaute mich ein bisschen im Zimmer um und er erinnerte mich leicht an Justin sein Zimmer Zuhause. Wo war Justin überhaupt? Ich öffnete leise die Zimmertür und lief wieder runter ins Wohnzimmer.
Dort sahs er, auf den Sofa. DIe Hände in seiner Hosentasche und sein Kopf in Nacken gelegt. Er schien nachzudenken. "Justin?" fragte ich vorsichtig und sofort sprang er förmlich auf und blickte mich an. "Was ist?" sein Ton war nicht sehr freundlich. "Ist alles okay?" ich runzelte meine Stirn. Was war hier los? Er seufzte leicht genervt. "Ja" kam einfach nur aus seinen Mund. War das sein scheiß ernst? Genauso genervt wie er drehte ich mich um und lief die Treppe wieder hoch. Gott worauf hatte ich mich hier nur eingelassen, ich würde niemals wieder ein normales Leben führen können und wer weiß ,vielleicht findet Justin schon bald eine bessere und ich bin abgeschrieben.
Grace du bist so dumm!
Ich schmiss mich auf das Bett und war mehr als angepisst, ich war sauer auf mich selbst das ich so dumm war. Zu gerne würde ich wissen was in Justin seinen Kopf vorging. Erst jetzt merkte ich wie müde ich wirklich war. Ich schloss meine Augen und war froh für einen Moment einfach alles zu vergessen.
Ich vernahm noch wie die Tür leise aufgemacht wurde, ich konnte nicht sagen ob ich wieder wach geworden bin oder ob ich noch gar nicht eingeschlafen war, aber das Bett neben mir ging leicht runter die Decke wurde hochgehoben. Justin legte sich neben mich, ich konnte es riechen. "Grace?" flüsterte er leise. "Hm" gab ich nur von mir. "Komm her" er zog mich in seine Arme und ich war mehr als erleichert, trotzdem wollte ich immer noch wissen was los war. "Wie spät ist es?" nuschelte ich. "18 Uhr" Justin strich beruhigend über meinen Rücken. Ich knurrte genervt, weil ich heute Nacht dann sicher nicht schlafen könnte. Ich wurde von Minute zu Minute wacher und ich drückte mich leicht von Justin weg. "Was ist los?" gähnte ich und blickte ihn ins Gesicht. Er durchbohrte mich förmlich mit seinen Blick. "Bist du glücklich?" fragte er plötzlich. Ich schaute ihn verwirrt an, aber ich konnte mir denken was er meinte. "Wenn du da bist ja, ja Justin dann bin ich glücklich" und das war die Wahrheit, ich konnte nicht beschreiben wie glücklich dieser Junge mich macht schon allein wenn er mich so anschaut wie er es gerade tut. Auf seinen Gesicht bildete sich ein leichtes Grinsen. "Ich habe aber auch Angst" murmelte ich leise und senkte meinen Kopf. "Wovor, du musst hier keine Angst mehr haben?" er hob meinen Kopf. "Nicht davor, ich habe Angst das du mich irgendwann verlässt" Justin strich langsam über meine Wange. "Ich kann dich gar nicht verlassen" flüsterte er und kam meinen Gesicht näher. "Dafür liebe ich dich viel zu sehr" Wer hat diesen perfekten Jungen nur erschaffen? Er legte seine Lippen vorsichtig auf meine und ich seufzte leicht. Er drückte mich leicht zurück aufs Bett so das er leicht über mich lag. Es blieb bei diesen zärtlichen Kuss und ich merkte von Minute zu Minute das dieser Junge so viel für mich ist.
Justin grinste nachdem er den Kuss beendet hatte, als sein Handy klingeln die ganze Stimmung aufeinmal kaputt machte. "Es ist James" murmelte er. Ich schloss automatisch meine Augen, ich wollte nicht wissen was er zu sagen hatte. Justin nahm den Anruf an. "Ja?" fragte er. Justin sein Blick ruhte auf mir und ich biss mir nervös auf die Unterlippe. "Das kann nicht sein" Justin seine Stimme war nur noch ein flüstern. Es war lange Stille bis Justin das Telefon einfach aufs Bett legte und in die leere schaute. Was hatte James gesagt? Ich war wie gelehmt, traute mich nicht mal was zu sagen.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Justin vorsichtig nach meine Hand griff. "Er hat es nicht geschafft" NEIN. Mein Herz setzte für eine Sekunde aus, das konnte nicht sein. Bitte nicht, nein. Ich merkte wie die Tränen einfach runterliefen und drückte Justin seine Hand fester bevor ich in seine Arme kroch und er mich sofort an sich drückte. "Es ist alles meine Schuld" Justin seine Stimme war nur noch ein wimmern und ich spürte das er mit den Tränen zu kämpfen hatte. Er wusste selbst das er Schwachsinn redet, es war nicht seine Schuld. DIe Jungs hatten sich diesen Job aufgesucht und wussten was passieren konnte. "Es ist nicht deine Schuld, hör auf die sowas einzureden" Justin sagte nichts mehr sondern drückte mich einfach mehr an sich. Ich konnte nicht beschreiben was ich fühlte, ich kannte Bruno noch nicht lange, aber den Tod hatte er nicht verdient. Nein den hatte niemand verdient. Meine Eltern nicht und auch nicht Bruno. Justin weinte, er konnte es nicht mehr zurück halten und mein Herz brach in tausend Stücke, ihn so zu sehen war das schlimmste für mich.
Ich wollte ihn so gern helfen, ihm sagen das alles wieder gut werden würde, aber es würde nicht alles wieder gut werden. Er hatte seinen Besten Freund verloren, er würde nie wieder mit ihn zusammen auf den Sofa sitzern und nie wieder würden sie sich übereinander lustig machen. Ich wusste wie viel Justin seine Jungs bedeuten, sie waren seine Familie geworden und ich wusste auch das er mich jetzt mehr brauch als jemals zuvor. "Du darfst mich niemals verlassen, hörst du?" flüsterte er. Ich drückte ihn leicht von mir weg so das ich ihn anschauen konnte. Seine Augen waren rot unterlaufen und er schaute mich mit einen Blick an den ich nicht länger ertragen konnte. "Niemals" flüsterte ich und drückte meine Lippen dann auf seine. Das war ein komischer Kuss, er steckte voller Verzweiflung, aber er brauchte das, denn sein Körper entspannte sich und wir ließen uns Arm in Arm ins Bett fallen. Ich konnte es nicht glauben, er war Tot, ich würde ihn nie wieder sehen.