▪︎Kapitel 7▪︎ Rendez-vous

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PoV Becc

Heute ging es mir eigentlich wieder etwas besser würde ich sagen. Naja lag wahrscheinlich daran, dass ich mich heute wirklich einmal mit ihr treffen konnte.
Ich freute mich insgeheim schon die ganze Zeit auf diesen Moment. Vielleicht war das Schicksal ja gut gestimmt und sie wollte auch etwas von mir.
Manchmal bin ich wirklich ein Mensch der am einen Tag extrem down ist, aber innerhalb von Sekunden zum glücklichsten Menschen der Welt werden kann.
Bei mir existiert nur ein Schwarz und ein Weiß, entweder etwas ist abgrundtief schlecht oder wirklich hervorragend.
Heute war zweiteres der Fall, ich freute mich ungemein drauf sie heute sehen zu können, obwohl sie einen Freund hatte.
Vielleicht habe ich ja Glück und es ist nicht ihr fester Freund. Würde ein Mädchen einen Freund auch als "ihren" Freund bezeichnen?
Ich weiß es nicht, aber es ist wirklich möglich.

Heute Abend musste ich noch in die Bar und ich hatte vielleicht vor sie zu fragen, ob sie mitwollte, da ja ihre letzte Party nicht umbedingt die Beste ihres Lebens war.
Wenn ich genügend Geld hätte, würde ich sie natürlich ganz schick ins Restaurant ausführen, aber erstens könnte das dann doch komisch kommen, da sie vielleicht straight ist und zweitens habe ich wie schon gesagt kein Geld.
Zwar verdiene ich mit meinem jetzigen Job schon etwas aber trotzdem reichte es gerade um mich um die Runden zu bringen.
Jetzt schoss es mir durch den Kopf: Was sollte ich heute tragen? Ich muss umbedingt gut aussehen, ich will sie beeindrucken aber nicht zu krass gestylt wirken.

Letztendlich entschied ich mich wieder für einen Hoodie und eine schwarze Jeans, worauf ich fast stolz war, da ich in der Regel nur Jogginghosen trug.
Dann klingelte es schon an der Haustür und kurz wenig später klopfte es auch schon an meiner Tür. Mein Herz schlug immer schneller, sie trat in mein Zimmer und begrüßte mich.
Dann fragte sie mich was ich denn machen wolle und wir einigten uns darauf ein Eis essen zu gehen.
In der Eisdiele angekommen holte ich mir einen Milchshake und sie sich eine Eisschokolade.
Dann erzählten wir uns Allgemeines aus unserem Leben, sprachen über unsere Ziele und verstanden uns auf Anhieb sehr gut.
Ich kam mir wie in einem Traum vor! Warum war alles was mit ihr zu tun hatte so perfekt?

"Darf ich dich mal was fragen?", fragte sie mich.
"Na klar, hau raus", antwortete ich, um gelassener zu klingen.
"Warum lebst du jetzt eigentlich hier?"
"Naja", erklärte ich "ich bin bei meiner Mutter rausgeflogen."
"Oh tut mir mega Leid für dich, hätte ich nicht fragen sollen, war mega dumm von mir!", entschuldigte sie sich sofort, da sie wahrscheinlich merkte, dass dies nicht umbedingt mein Lieblingsgesprächthema war.
Die Art wie sich sich entschuldigte war einfach zuckersüß.
"Dafür habe ich nun das Geschenk bekommen in einer sehr toleranten Familie zu leben und die Möglichkeit mein Leben etwas neu gestalten zu können.", erwiederte ich lächelnd.
Irgendwie merkte ich, dass sie etwas abwesend war und sich wahrscheinlich über irgendetwas den Kopf zerbrach.
Also fragte ich: "Alles gut bei dir? Irgendwie wirkst du auf mich so traurig."
"Naja es ist nur...", ihre Stimme begann zu zittertern und Tränen stiegen ihr in die Augen. O gott was habe ich jetzt angerichtet? Warum weint sie jetzt? Und was zur Hölle soll ich tun?!

Man könnte fast sagen ich könne mit Emotionen anderer überhaupt nicht gut umgehen.
Ich versuchte sie zu beruhigen und nach kurzer Zeit sprach sie gebrochen weiter: "Mein Freund und ich... haben unsere Beziehung beendet und ich brauche erstmal Zeit damit... klarzukommen"
Ich kam mir zwar gerade wie ein Arschloch dabei vor, aber irgendwie freute ich mich etwas, dass sie in keiner Beziehung mehr war, sondern wieder Single.
Trotzdem antwortete ich:"Ja, Trennungen sind oft schwer, also wenn du jemanden zum reden brauchst, ich bin immer für dich da."
Ich war gerade so stolz auf diesen Satz, da ich sowieso seit längerem versuchte einfühlsamer zu werden und es mir bisher irgendwie trotzdem nie gelingen wollte.
"Hattest du denn schonmal einen Freund?", fragte sie mich nach einer Zeit neugierig.
"Nein, aber mehrere Freundinnen.", antwortete ich, "also ich bin zwar nicht der größte Fan von Labels, aber ich denke, ich bin lesbisch."

"Okay, aber du stehst jetzt nicht auf mich oder?", fragte sie und eine Röte machte sich in ihrem Gesicht breit.
"Ne alles gut", antwortete ich kurz angebunden. Da ich ein sehr ehrlicher Mensch bin ist es für mich schwierig zu lügen und so schnell wollte ich dann auch nicht, dass es auffliegt.
Ich versuchte, also verzweifelt Thema zu wechseln: "Machst du eigentlich Sport?"
"Na klar! Ich spiele Tennis und Handball, du?"
Meine Wenigkeit, die teilweise schon zu faul war mit dem Hund zu gehen antwortete: "Oha voll cool, gerade jogge ich höchstens, aber ich habe schonmal Handball gespielt."
"Willst du mal mitkommen?", fragte sie mich mit großen Augen.
Eigentlich ja nicht, aber andererseits will ich mit ihr im Kontakt bleiben und sollte sowieso ein paar weitere Sozialkontakte knüpfen, also antwortete ich: "Na klaro, wann darf ich mit?"
"Gleich morgen? Um 15:00 Uhr in der Halle dort drüben", sagte sie und deutete auf die riesige, naja zumindest für dieses Dorf sehr große, Sporthalle.
"Bin dabei!"

Dann sprachen wir noch über die Schule und ich erzählte, dass ich hier in einer Bar arbeitete.
Ich habe nichts mehr gehasst als die Schule, dieser ständige Notendruck, dieses in kurzer Zeit abnormal viel in den Kopf reinbekommen, hat mich schon immer maßlos überfordert.
"Hast du Haustiere? Also außer den Hund?", fragte sie mich plötzlich und okay jetzt sind wir aber wirklich im Extremsmalltalk angekommen.
Wir stellten fest, dass wir beide Hunde besaßen und sie schlug vor mal mit ihnen gemeinsam spazieren zu gehen.
Ich fand es sehr süß von ihr, dass sie so viel mit mir zutun haben wollte.
Also bejahte ich auch dies.
Da ich ja vorhatte sie auf einen Drink in der Bar einzuladen fragte ich sie nun auch, aber sie sagte sie müsse heute früher ins Bett, da sie morgen wieder Schule hätte.

"Ein anderes Mal vielleicht. Aber feiern ist eh nicht so mein Ding.", antwortete sie mir.
"Muss ja nicht auch nicht sein", erwiederte ich lächelnd.
In meiner alten Stadt war Party mein zweiter Vorname, ich feierte eigentlich jede Woche mehrmals, vielleicht um meine Probleme im Alkohol zu ertränken.
Aber hier habe ich nun gar nicht das Verlangen auf großen Partys dabei zu sein. Naja wahrscheinlich, weil es hier auch keine großen Partys gibt.
Da es schon abends war und die Zeit heute sowieso nahezu sprintete verabschiedete sie sich von mir.
Sie umarmte mich und küsste mich auf die Wange.
"Bis morgen dann, nimm Sportsachen mit!", verabschiedete sie sich.

Ich ging nachhause und irgendwie kam es mir jetzt auch nicht ganz so vor, als würde sie absolut gar nichts von mir wollen.
"Heiiiii, Becc!", rief mir mein kleiner Bruder zu und sprang auf mein Bett.
"Und wie gefällt es dir bei uns?", fragte er mich fröhlich.
Ich antwortete: "Klasse, ich mag dieses Dorf, euch natürlich auch und ich hab jemanden kennengelernt!"
"Ui, voll cool. Wen hast du kennengelernt? Ein Mädchen oder einen Jungen? Oder jemanden der sich mit beidem nicht identifizieren kann?"
Ich musste lächeln, da mein Brunder einer der Kinder wenigen Kinder war, die sehr tolerant erzogen wurden und es wirklich mehr solcher Kinder geben sollte.
"Ein Mädchen, sie heißt Isabella."
"Das ist ein mega schöner Name! Ich hoffe, dass es etwas wird!", antwortete er fröhlich und unsere Eltern riefen uns zum Abendessen.
Als wir runtergingen fragte mich mein Vater sofort, ob dieses Mädchen von heute meine Freundin war, da ich in letzter Zeit auf ihn so glücklich wirkte.
Ich antwortete schmunzelnd:"Ne, leider nicht, noch nicht."

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt