PoV Isabella
Heute war es endlich soweit: Meine allererste große Party. Irgendwie freute ich mich schon darauf, denn da ich eigentlich schon immer das liebe Mädchen von nebenan war, war ich bisher noch nie auf einer richtigen Party.
Aber heute wollte ich endlich mal Spaß haben, ein Bisschen abschalten.
Zwar begann die Hausparty bei Sophia erst abends, aber ich fing schon gegen Mittag an mich herzurichten.
Heute sollte alles perfekt werden!
In der Regel trage ich gar kein Makeup auf, aber für heute hatte ich mir extra ein paar Schminkideen rausgesucht, die ich vielleicht nachmachen könnte.
So gegen fünf war ich dann fertig mit allem und ging zum Spiegel um mein "Werk" nochmals in voller Größe zu betrachten.Ich hatte mir dieses rote Kleid angezogen, welches ich mir bei der letzten Shoppingtour mit Michelle gekauft hatte und ich fand mich wirklich sehr schön darin.
An dem Tag, an dem ich dieses Mädchen traf, naja sogar wortwörtlich... mit einer Glasflasche.
Naja was ich sagen wollte war: Seitdem ging sie mir irgendwie nicht mehr aus dem Kopf, ich konnte nicht erklären warum, aber ich wollte sie umbedingt nochmals wiedersehen.
"Wahrscheinlich will ich mit ihr befreundet sein.", versuchte ich mir einzureden.
Aber so extrem gerne wollte ich noch nie etwas mit einer fremden Person zu tun haben. So kenne ich mich gar nicht.
Bei diesem Gedanken unterbrach mich plötzlich mein surrendes Handy.
Wie wenn er es gewusst hätte, schrieb mich mein Freund Jakob gerade an.
"Hey, Schatz, wollen wir uns bald mal wieder treffen? Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen, ich vermisse dich und wir müssen reden<3"
Ich schrieb ihm zurück, dass ich zwar heute keine Zeit hätte, aber wir gerne morgen etwas machen könnten.
Aber ich fragte mich was los war, also was er bereden wollte? Hoffentlich war ist es nichts Ernstes.
Da wir beide im gleichen Dorf wohnten und beide am Sonntag um zehn in die Kirche gingen, trafen wir uns meistens danach.Ich muss dazu sagen, dass meine Familie sehr religiös war und ich logischerweise ebenfalls ziemlich gläubig war.
Noch ein weiterer Grund dafür, dass ich mir verbot an dieses Mädchen zu denken. Es wäre doch eine Sünde, oder? Oder akzeptiert Gott doch jeden so wie er ist?
Ein stürmisches Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Es waren Sophia und Michelle, um mich abzuholen.
Als sie reinkamen staunten sie nicht schlecht, da sie mich ja noch nie so aufgebretzelt gesehen hatten.
"Oha, du siehst traumhaft aus! Wie eine Prinzessin!", rief Sophia.
Ich bedankte mich schüchtern und wir gingen zu Sophias Haus, welches sich übrigens neben einem Haus befand in dem Menschen wohnten, die jeder im Dorf für komisch hielt.
Ist meistens auf dem Land so: Wenn du anders bist, bist du komisch.
Soweit ich wusste wohnte da ein schwules Pärchen mit ihrem Sohn, ich verstand noch nie warum viele es so schlimm fanden. Wenn sie sich doch lieben, sollte man sie in Ruhe lassen, oder?
Als wir bei Michelle im Haus ankamen, waren schon einige Gäste da. Die Meisten kannte ich aus der Schule oder aus dem Sportverein, denn ich spielte seit circa zehn Jahren Tennis.
Alle begrüßten mich und waren mega lustig drauf.
Nachdem wir alle schon etwas angetrunken waren, schlug jemand vor "Ich hab noch nie" zu spielen.
Natürlich die Version für "Erwachsene", damit es spannender zu spielen war.
"Ich hab noch nie gevögelt.", war die erste Frage.Irgendwie hatte ich jetzt schon keine Lust mehr auf dieses Spiel.
Jeder trank, außer ich. Michelle drehte sich zu mir und sah mich entsetzt an: "Du hast doch seit ein paar Jahren einen Freund und du hast dich noch nie getraut es mit ihm zu treiben? Was bist du denn für ne Lusche?"
"Ist doch meine Angelegenheit.", antwortete ich kleinlaut.
Leider war das einfach Michelles Art, in der Regel war sie extrem direkt, was teilweise echt gut war, aber andererseits auch außerordentlich verletzend sein kann, da ich ein sehr sensibeler Mensch bin.
Mir stiegen fast Tränen in die Augen und ich ging schnell aufs Wc um sie wegzuwischen, damit keiner sah, dass ich weinte.
Ich musste wirklich zugeben, dass ich eine Heulsuse war.
Als ich ankam sah ich, dass mir Sophia gefolgt war.
Sie war extrem betrunken und wusste wahrscheinlich gar nicht mehr was sie tat, deshalb drückte sie mich an eine Wand. Unsere Gesichter näherten sich und ihre Lippen waren kurz davor meine zu berühren, aber ich stieß sie aus Reflex wieder weg.
Wollte sie mich gerade wirklich küssen?!
Auf dieser Party hatten auch irgendwie alle einen an der Klatsche.
Dies wurde mir nochmals bestätigt, als ich dorthin zurückkam und gerade die Frage: "Ich hab noch nie ein Mädchen geküsst.", gefragt wurde alle Mädchen in der Runde tranken und eine sogar lachend sagte: "Mädchen küssen zählt doch sowieso nicht als richtigen Kuss!"Irgendwie machte mich diese Aussage wütend und ich rannte aus dem Haus.
Da ich zuvor eigentlich noch nie Alkohol getrunken hatte, machte mir dessen Wirkung langsam auch etwas zu schaffen, also setzte ich mich auf die Bordsteinkante vor Sophias Haus.
Ich war gerade einfach nur noch fertig. Es waren zu viele Eindrücke für mich zu verarbeiten.
Meine Sicht war durch den Alkohol etwas eingeschränkt, aber ich konnte Umrisse einer Person sehen, die auf mich zu ging.
"Hallo? Alles gut bei dir?", fragte sie mich, denn ich sah anscheinend wirklich genauso fertig aus, wie ich es auch war.
Halt! Ich habe diese Stimme schon einmal gehört, dann erkannte ich sie: Dieses Mädchen aus dem Supermarkt.
Mein Herz setzte kurz aus. Sie stand gerade wirklich vor mir.
"Emm, ja, passt schon", erwiederte ich mit pochendem Herzen.
Dann fiel mein Blick auf den kleinen Hund, der neben ihr saß, den hatte ich nämlich sicher schonmal gesehen.
"Awwwww, der Hund ist ja mega süß! Ist das deiner?"
Sie antwortete, dass es der von ihrem Dad und seinem Lebensgefärten sei und erklärte mir wo sie wohne. Sie wohnte also direkt neben Sophia im Haus der Leute, die niemand für ganz normal hielt.
"Wir könnten uns ja mal treffen, also nur wenn du willst und da wir sowieso im selben Kaff wohnen ist es nicht schwer den jeweils anderen zu finden. Ich bin übrigens Rebecca, aber nenn mich lieber Becc, der Name gefällt mir viel besser", lächelte sie.
"Ich bin Isabella, ja, sehr gerne will ich mich mal mit dir treffen!", erwiederte ich mit leuchtenden Augen, "Bloß morgen ist schlecht, da treff ich mich mit meinem Freund, Montag?"
"Oh du hast nen Freund, cool", erwiederte sie und blickte auf den Boden.
Sie verabschiedete sich relativ zügig, drehte sich um und ging schnellen Schrittes weg.
Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, was ich falsch gemacht habe. Warum beendete sie denn das Gespräch so schnell? Ich hab sie nicht einmal nach ihrer Handynummer fragen können, wie genau sollte ich sie jetzt erreichen? Mich einfach vor ihre Tür stellen?Ich würde mich in diesem Moment als den verwirrtesten Menschen, der jemals existierte, bezeichnen.
Erst machte mich Michelle fertig, weil ich noch nie mit Jakob geschlafen hatte, dann versuchte mich Sophia zu küssen und jetzt das? Was zur Hölle konnte denn heute noch falsch laufen?
Nach einer Zeit kam Sophia zu mir heraus und setzte sich neben mich.
Ehrlich gesagt musste ich zugeben, dass der Gedanke von ihr geküsst zu werden eigentlich doch ganz schön ist. Wir saßen beide eine Zeit lang einfach nur da und danach entschuldigte sie sich wegen vorhin und ließ mich versprechen niemandem davon zu erzählen.
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It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSEN
RomanceEigentlich ist Isabellas Leben ziemlich gewöhnlich, sie besucht die Oberstufe eines Gymnasiums, hat eine liebevolle Familie und ist in einer glücklichen Beziehung. Trotzdem fehlt ihr etwas, doch sie findet, bis zu dem Zeitpunkt zu dem Becc (Rebecca...